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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Kuppel konnte sie Blakes Gesicht erkennen, schenkte ihm jedoch kaum Beachtung, außerdem sah sie in einiger Entfernung den hellen Lichtschein der Michael Ventris, die über dem gleißenden Nebel schwebte. Über allem erhob sich der weitgeschwungene Bogen des Jupiter, dessen Widerschein die Nebelschwaden in ein fleischiges Rosa tauchte.
    Genau in diesem Augenblick verließen drei puppenähnliche Gestalten den offenen Frachtraum der Ventris.
    »Sie ist ausgestiegen, Professor«, sagte Blake.
    »Können Sie mich jetzt, da Sie nicht mehr von der Kapsel abgeschirmt werden, über Ihren Anzugfunk hören, Miss Mitchell?«
    »Ja, ich kann Sie hören.«
    »Wenn Sie das Vergrößerungsvisier in Ihrem Helm benutzen, können Sie sich überzeugen, daß Angus und Tony keinen leeren Anzug zwischen sich tragen. In einer Minute werden sie hinter dem Horizont verschwunden sein, aber Sie werden Sir Randolph wieder sehen können, sobald er mit seinem … Aufstieg beginnt.«
    Marianne sagte nichts, aber sie griff nach oben, um das Visier über ihre Sichtscheibe zu ziehen.
    Dann schien die Zeit stehenzubleiben. Im Äther war es still. Forster sagte nichts; Marianne sagte nichts, sondern beobachtete nur den Himmel; Blake lag im Manta und schwieg; allem Anschein nach begutachtete er seine Fingernägel. Er wollte Marianne seine neugierigen Blicke ersparen.
    Sie schwieg beharrlich weiter. Wollte sie abwarten, wie weit der Professor gehen würde?
    Amaltheas diffuser Horizont war lächerlich nahe. Aus Versehen machte Marianne eine winzige Handbewegung, die sie aus dem Gleichgewicht brachte. Sie hatte gesehen, wie die Steuersysteme von McNeil und Groves vor dem orangefarbenen Hintergrund des Jupiter feine gerade Linien in den Himmel zogen. Sie balancierte sich rasch aus, gerade rechtzeitig, um zu verfolgen, wie die drei Gestalten ins All schwebten.
    Sie beobachtete, wie sie sich trennten. Zwei von ihnen verlangsamten ihren Flug und fielen langsam zurück. Der dritte schwebte hilflos weiter auf die drohende Masse des Jupiter zu.
    »Er wird sterben«, flüsterte sie. »Sie haben ihn in den Strahlengürtel geschleudert.«
    Forster sagte nichts, also nahm es Blake auf sich, sie in diesem bestimmten Punkt zu beruhigen. »Darum kümmern wir uns, wenn er wieder an Bord ist. Wir haben die nötigen Enzyme, die die abgestorbenen Zellen entfernen und die angegriffenen reparieren können. Sie wissen aus eigener Erfahrung, daß selbst zwölf Stunden im Strahlenbereich niemanden umbringen, wenn er sofort behandelt wird.«
    »Zwölf Stunden …«
    »Richtig«, sagte Blake, nicht ohne sich seine Befriedigung anmerken zu lassen. »Mays wußte das, bevor er dafür sorgte, daß Sie beide abstürzen. Er hat darauf gezählt, daß wir Sie beide retten. Und das haben wir schließlich auch getan.« Blake bedauerte fast augenblicklich seine Worte. Dies war der falsche Zeitpunkt, sie in ihrer Sympathie für Mays zu entmutigen.
    Forsters Stimme kam über Funk. »Ich hoffe, ich muß Ihnen nicht beweisen, wie dringlich die Situation ist. Wie gesagt, die Fallzeit von unserer Umlaufbahn bis in die äußere Atmosphäre des Jupiter beträgt ungefähr fünfundneunzig Minuten. Aber auch wenn man nur die Hälfte dieser Zeit abwartete … wäre es natürlich längst zu spät.«
    Marianne schwebte dort im All, und Blake dachte, daß sie selbst in allergrößter Not noch ein Bild der Würde und natürlicher Eleganz bot. Blake seufzte. Sie tat ihm leid. Und Bill Hawkins auch. Die Liebe bringt manche Leute in die unmöglichsten Situationen.

24
    Sparta schwamm ganz ohne Licht tief in den schwärzesten Gewässern im Kern von Amalthea. Kraftvoll wie ein Delphin glitt sie durch die Kälte, gleichzeitig viel müheloser, geschickt und schnell wie ein Fisch.
    Um sehen zu können, brauchte sie nicht das Licht aus dem sogenannten sichtbaren Spektrum; dazu genügten ihr die Infrarotabstrahlungen der Kristallgewebe des riesigen Schiffes. Überall übertrugen die Säulen und Wände die kraftvolle Wärme des unsichtbaren Herzens im Innern. Das warme Licht hüllte sie in dessen pulsierenden Rhythmus.
    Selbst im Bereich des sichtbaren Lichtes war das Wasser voller Leben. Ringsum gab es glitzernde Galaxien winziger, lebender Lichter – Amaltheas Reichtum, Tiere in Blau, Violett und grellem Orange.
    Sparta war eins mit ihnen, kein Leinen und kein Metall behinderte sie, und sie brauchte keinen Sauerstoff aus Flaschen. Sie schwamm nackt durch das Wasser, dabei öffneten sich dunkel geschwollene Schlitze

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