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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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an beiden Seiten ihres Brustkorbes, vom Adamsapfel bis hin zu den Flügeln ihres Schlüsselbeins. Das Wasser drang in sie ein und strömte wieder heraus durch die feinen Fleischlamellen, die sich unter ihren Rippen öffneten. Auf der Außenseite waren sie fleischig blauweiß, innen waren sie jedoch mit gerippten Kiemen besetzt, die in einem Licht längerer Wellenlänge ihr sattes, blutdurchströmtes Rot offenbart hätten.
    Obwohl sie mehr Zeit mit dem Erforschen des fremden Schiffes verbracht hatte, als alle anderen aus Forsters Mannschaft zusammen, hatte auch sie nicht mehr als nur einen Bruchteil von ihm gesehen. Millionen intelligenter Lebewesen hatten einmal diese leeren Grotten und Korridore bewohnt. Millionen und Abermillionen Pflanzen und Tiere, Trillionen und Abertrillionen Einzeller, ebenso unzählbar wie die Sterne in den Galaxien, hatten die unzählbaren Winkel dieses ökologischen Unterwassersystems ausgefüllt. Sie hatte sich ein deutlicheres Bild davon machen können, wer sie waren, wie sie gelebt hatten und warum gerade so, wohin sie gegangen waren und was sie gemacht hatten. Aber sie war weit davon entfernt zu wissen, wie sie es gemacht hatten.
    Jedoch mit jeder Minute, die sie allein durch die Dunkelheit schwamm, lernte sie mehr, denn buntes Plankton, Medusen und Ctenophoren, ja sogar die Anämonen, sie alle sangen einen rhythmischen Gesang, der in den Rhythmus ihrer Herzen und Verdauungssysteme, in das Schlagen ihrer Flügel und Tentakel eincodiert war. Das Schiff, das so groß war wie eine Welt, war zudem eine Welt, die so koordiniert und zweckorientiert war, wie die eines Schiffes. Eines Schiffes, das nicht ausschließlich aus Titan, Aluminium und Stahl bestand, sondern aus Kalzium, Phosphor, Kohlenstoff, Stickstoff sowie Sauerstoff und außerdem aus vierzig oder fünfzig anderen Elementen in beträchtlichen Anteilen. Sie hatten sich in ungezählten Spielarten zu Molekülen zusammengesetzt, zu Proteinen, Fetten und Säuren. Dabei waren einige von ihnen so einfach wie Gase, andere riesig und über jede Begreifbarkeit hinaus ineinander verschlungen. Es gab einige vertraute Formen, DNA und RNA sowie ATP und Hämoglobin, Ketarin und Kalziumkarbonat, die Stoffe, aus denen der Erdkern und seine Schale bestehen. Und es gab Moleküle, die man bislang noch nicht gesehen hatte, wenn sie einem auch unter diesen Umständen weder seltsam noch unlogisch erschienen. Es existierte alles, was ein Lebewesen brauchte, um eine Hülle aus Leben um sich herum zu erzeugen, eine glänzende Haut, zäh genug, den Tiefen des Alls standzuhalten.
    Sparta zog die Kleinstlebewesen beim Schwimmen ein – und verspeiste sie dabei in großen Mengen –, daher wußte sie diese Dinge. Es machte ihnen nichts aus. Sie besaßen kein individuelles Bewußtsein. Beim Schmecken und Riechen dieser Tiere tauchten fast gegen ihren Willen riesige Listen chemischer Formeln vor ihrem inneren Auge auf. Sie speicherte alle analysierbaren Informationen in dem dichten Gewebe ihres inneren Auges, wo sie sortiert und mit bereits bekannten verglichen wurde. Aber das galt nur für einen geringen Teil, denn ihre Analysemethoden basierten fast ausschließlich auf Molekularchemie und darauf, inwieweit ihre Geschmacksknospen und ihre Geruchssinne sich der Gestalt der sich ihnen darbietenden Moleküle anpassen konnten.
    Auf diese Weise lernte sie das Weltschiff und seine Organisation kennen – wenn auch noch nicht seinen Zweck.
    Die Mannschaften von Professor Forster waren entlang zweier Achsen, der Polar- und der Äquatorachse, vorgedrungen. Dort hatten sie Karten der beiden schmalen, kegelförmigen Forschungsgebiete erstellt, aus denen hervorging, daß das Schiff aus ineinanderliegenden Schalen konstruiert war. Forster hatte sie als ineinanderliegende, elliptische Blasen dargestellt. Sparta wußte, daß das Schiff gleichzeitig einfacher und viel komplizierter war. Es glich eher einer Spirale, einer Nautilusmuschel, war aber nicht so einfach abzubilden. Das Volumen der aufeinanderfolgenden Räume, angefangen im Zentrum, nahm nicht als einfache Fibonacci-Folge zu, also als Summe der beiden vorausgehenden Worte, sondern als Kurve fraktaler Dimensionen. Nichtsdestotrotz war es gemäß bestimmter Regeln gewachsen, die zwar keine detaillierten Vorhersagen zuließen, dafür aber klare Ergebnisse am Ende.
    Noch nie war sie fünfzehn Kilometer tief in die Mitte des Schiffes geschwommen. Druck und Temperatur hätten ihrem Körper nichts ausgemacht; sie hatte sich

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