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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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vorzubereiten.
     
    Walsh und ich standen mit Photogrammkameras draußen am Rand des Felsvorsprungs, um ihre Ankunft festzuhalten. Sie erschienen fast zwanzig Minuten früher als erwartet. Wir mußten uns beeilen, um soviel aufzunehmen, wie wir konnten.
    Das Weltenschiff senkte sich in schrägem Winkel auf einer Feuersäule herab, ein gewaltiger Diamantenmond, der über aufgeworfenen schwarzen Vulkangipfeln und Ebenen rostfarbenen Sandes schwebte und über das weite Tal hinwegglitt, das mäanderförmig in Richtung äquatoriales Meer verlief. Mehrere Kilometer von unserem Stand entfernt, der durch flache, rote Felsvorsprünge und Hochebenen gekennzeichnet war, senkte sich das Schiff ins windgepeitschte Wasser. Aus weiter Ferne konnten wir Dampfwolken aufsteigen sehen, wo das verspiegelte Ei in dem strahlend hellen Wasser stand. Der Dampf verflog rasch, und das Schiff ruhte grazil auf seiner unteren Seite. Seine geschwungene Oberseite überragte uns wie ein gigantischer Berg – sie war über fünfundzwanzig Kilometer hoch. Augenblicklich bildete sich eine Formation von Zirruswolken, die von ihm angezogen worden waren wie ein Schwarm neugieriger Fische.
    Dann kamen sie heraus. Zu Tausenden.
    Weit oben in dem glänzenden Ellipsoid öffneten sich spiralförmig die Äquatortore. Wie ein schwangerer, aufgequollener Guppy bei der Niederkunft versprühte das Weltenschiff seinen Nachwuchs in die Wolken. Ihre Landung ging mit militärischer Präzision vonstatten, als hätten sie es bis zur Perfektion geprobt.
    Flotten transparenter Medusen – Hunderte von Schwadronen der Fahrzeuge, die von den lebenden Maschinen des Weltenschiffs produziert worden sein mußten – verteilten sich rasch in alle Himmelsrichtungen und flogen in geordneten Formationen hinaus, um ihre weitgefächerten Positionen rings um den Planeten einzunehmen.
    Ihre Feinde würden ihrer Invasion keinen aktiven Widerstand entgegensetzen, dachte ich. Denn ihre Feinde bestanden aus sterilen Meeren und totem Sand. Der Angriff auf den Mars war tatsächlich nicht geprobt worden: unter Wesen einer Art, die von Geburt an nach Übereinstimmung und koordinierten Handlungen trachten, gleicht eine nahezu perfekte Kommunikation jeden Mangel an Übung aus.
    Menschen lassen sich jedoch nicht so leicht miteinander in Einklang bringen.

13
    Auszüge aus meinem Tagebuch:
    00.02.14.15
    Kurz nach der ersten Landung des Weltenschiffs – unserem Neujahrstag, unserem Jahr Null – erschienen vielerorts auf dem Planeten exotische Konstruktionen. ›Städte‹, wenn der Ausdruck nicht zu irreführend ist – Ansammlungen schimmernder Bauwerke, teils unter Wasser, teils an Land, deren sichtbare Teile sich knochenweiß von dem rosafarbenen Sand am Ufer der schmalen blauen Meere abhob. Wenn ich sie jetzt aus der Ferne betrachte, erwische ich mich dabei, wie ich von jenen ›Knochenstädten‹ tagträume, die der Schriftsteller – ich glaube, Raybury war sein Name – in seiner Phantasie errichtet hat, bevor irgend jemand auch nur die leiseste Ahnung hatte, was sich in Wahrheit auf diesem Planten abspielte.
    Die Amaltheaner gehen bei ihrem Vorhaben, den Mars ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen einzurichten, sehr geschickt vor. In diesen Knochenstädten – Zentren der Umwandlung – gibt es gewaltige Prozessoren, die Kohlendioxid in Sauerstoff und Kohlenstoff aufspalten. Der atmosphärische Druck bleibt hoch, doch bei dem Tempo, mit dem diese knochenweißen Raffinerien Kohlenstoff aufnehmen und Sauerstoff in die Atmosphäre abgeben, werden wir schon bald in der Lage sein, die Luft mit derselben Leichtigkeit einzuatmen, wie Taucher auf Flaschen gezogene Luft ein paar Meter unter Wasser. Es ist eine Atmosphäre, in der sich die Amaltheaner wie zu Hause fühlen dürften.
    Wohin gelangt der Kohlenstoff? Ein Rätsel …
    Inzwischen wimmelt es von Bakterien. Orangefarbene und graue Flechten bedecken die Felsen überall. Grünes Moos kriecht in jede verborgene Ritze. Algenkolonien bedecken den Sandboden der allgegenwärtigen, flachen Lagunen. Den Meeresstrand in der Nähe unseres Basislagers alle paar Wochen oder Tage aufzusuchen, gleicht dem Betrachten eines Films über die Evolution, der millionenfach zu schnell läuft. Heute fiel mir auf, daß das klare Wasser von winzigen Krabben wimmelte, und auf den salzverkrusteten Küsten summten Schwärme schwarzer Fliegen.
     
    00.08.01.08
    Der violette Himmel wird ständig von Medusen-Flotten gekreuzt, die die Schwerkraft überwinden und

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