Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
emsig ihren ökologischen Geschäften nachgehen. Die Transformation des Mars hält an. Ich kann mir nicht helfen, aber immer fällt mir in diesem Zusammenhang der Begriff ›Cruzifikation‹ ein, nach dem Heimatstern der Amaltheaner, Crux. Vor allem überrascht das Ausmaß, in dem die Amaltheaner offenbar von ihrem anfänglichen Ziel abweichen.
    Die ursprüngliche Venus, oder das Wenige, auf das wir einen flüchtigen Blick haben werfen können, mochte starke Ähnlichkeit mit der amaltheanischen Heimatwelt aufgewiesen haben, der Mars hingegen könnte kaum unterschiedlicher sein. Er war kleiner und kälter und wesentlich trockener. In den kleinen Meeren gibt es jetzt Leben; der größte Teil der Oberfläche bleibt jedoch dürre Wüste. Vermutlich sind die wenigen Geschöpfe, die sich entlang der Wasserläufe mühsam durchschlagen und den Dünen und Lavasalven die Stirn bieten, neue Schöpfungen und keine Importe aus irgendeiner sozialen Welt – man betrachte nur die feinen, lebendigen, wilden Windspinnen, die wie winziges, mit Fängen bewehrtes Kollerkraut über den Sand rollen! Vielleicht ist dies das Paradies, denn wie das biblische Paradies ist es ein mit Sorgfalt gepflegter Garten mitten im Sand. Wenn man sich unter dem Himmel jedoch das einmal erhoffte Zuhause einer Rasse vorstellt, kann der Mars nicht einmal eine blasse Kopie des amaltheanischen Himmels sein.
    Gleiches gilt allerdings auch für den Himmel der Menschen. Dies sind meine Gedanken, wenn ich mich zu meinen Kollegen geselle, wenn wir alle unsere Atemmasken tragen und die ums Überleben kämpfenden Wüstensträucher in den natürlich auf menschliche Verhältnisse zugeschnittenen Gärten in der Nähe unseres Basislagers pflegen, unser trockenes Miniparadies.
     
    00.08.27.22
    Immer noch wohnen wir an Bord der Ventris. Heute abend wieder eine dieser traurigen, wenn auch unvermeidlichen Gelegenheiten, ein Gespräch zu belauschen …
    »Mein Leben lang bin ich von einem Ort zum nächsten geirrt, ohne zu wissen, warum«, hörte ich Marianne sagen. »Nie hat mich jemand ernst genommen. Alle wollten nur Sex, oder sie waren wie Blake – er hat mich einfach ignoriert und konnte es nicht erwarten, von mir wegzukommen. Und du hast mich auch nicht ernst genommen.« Hawkins machte den gleichen jämmerlichen Eindruck wie immer.
    »Doch, Marianne, das habe ich …«
    »Ach, was. Du wolltest nur Eindruck schinden. Mich teilhaben lassen wolltest du jedenfalls nicht.« Ihr Lachen klang bitter und verächtlich. »Und ich dachte, Nemo wäre anders.«
    Die Ereignisse, von denen sie sprachen, waren vor langer Zeit auf Ganymed geschehen, noch bevor unsere Expedition nach Amalthea aufgebrochen war. Marianne war eine Touristin, die Hawkins ganz zufällig kennengelernt hatte. Hawkins hatte jedoch den Angeber gemimt und sich später vor Marianne und dem weltgewandten Sir Randolph Mays lächerlich gemacht.
    Nemo hatte sie in der Tat ›teilhaben‹ lassen. Er hatte sich ihre Jugend, ihre Begeisterung und ihre Bereitschaft auf die denkbar zynischste Weise zunutze gemacht. Bei dem Versuch, unsere Expedition zum Scheitern zu bringen, hatte er ganz bewußt ihr Leben in große Gefahr gebracht und darauf hingearbeitet, daß sie im Falle des Überlebens die ganze Schuld für die Verbrechen, die er begangen hatte, auf sich nehmen würde.
    Kurz darauf hörte ich das vertraute Geräusch: Marianne in Tränen (jeden Tag weinte sie stundenlang, trotz der Antidepressiva, auf deren Einnahme Jo Walsh bestanden hatte). »Ich weiß nicht, was ich hier soll«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie es weitergeht, und was aus mir werden soll.«
    »Du möchtest, daß alles wieder so wird wie vorher.«
    »Nein.« Ihre Heftigkeit muß Hawkins ebenso überrascht haben wie mich. »Ich will etwas, was ich mir nie hätte träumen lassen. Ich möchte wissen, wo ich hingehöre, zusammen mit Menschen, die ich kenne. Ich will nicht ständig an fremde Orte reisen. Ich möchte nicht immer in Sorge leben, ich könnte umkommen, weil es keine Luft oder keine Schwerkraft oder was weiß ich nicht gibt – ich will Sicherheit. Ich möchte geliebt werden. Ich will nicht ständig mit irgendwelchen Außerirdischen zu tun haben. Ich will mit diesen … diesen Kreaturen … nichts zu schaffen haben.«
    »Ich liebe dich, Marianne. Ich will dasselbe wie du. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann werde ich es tun, das schwöre ich.«
    Hawkins’ Dilemma war ebenso akut wie das von uns allen. Wie kann er seinem verlorenen

Weitere Kostenlose Bücher