Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
Wurzeln. Und des Nachts besingen Grillen die strahlenden Sterne.
    Käfer, überall! Angus McNeil zufolge gab es im zwanzigsten Jahrhundert einen bekannten Biologen namens Haldane, der auf die Frage, welche Schlüsse man aus der Betrachtung seines Werkes über Gott ziehen könnte, meinte: »Er muß eine außergewöhnliche Vorliebe für Käfer gehabt haben.« Auf dem Mars werden wir Zeuge, wie sich diese Vorliebe erneut abzeichnet, und wieder gibt es keine vernunftmäßige Erklärung dafür.
    In den Meeren des Mars wimmelt es ebenso von Leben. Nachdem die Meere mit Sauerstoff angereichert worden waren, haben sich die Tore des Weltenschiffs geöffnet und ihre Behälter mit Plankton, Korallen, Würmern und Quallen, mit Schalentieren und Kopffüßlern freigesetzt. Captain Walsh und ich haben es mit eigenen Augen aus dem Manta heraus verfolgt. Die sonnendurchflutete Landschaft im blauen Wasser erinnert an das Rote Meer, jenes Meer auf der Erde, das am meisten am Leben ist. Es war unmöglich, das U-Boot zu bewegen, ohne ständig auf Leben in den unterschiedlichsten Formen und Farben – und dem phantastischsten und unerwartetsten Verhalten – zu stoßen.
    Zum erstenmal seit unserer Landung auf dem Mars habe ich einen Spaziergang auf der Oberfläche gemacht, während die Atemmaske unbenutzt vor mir baumelte. Mit jedem Schritt zerdrückte ich wasserhaltiges Eiskraut unter meine Stiefeln. Heute sah ich zum erstenmal einen Schwarm Vögel, die sich über den Horizont bewegten.
    Die Amaltheaner verstehen sich meisterhaft darauf; ohne Zweifel sind sie die Gärtner des Universums. Und Mars ist der Garten Eden.
     
    00.21.13.19
    Mein Freund Angus teilt mir mit, das Paradies könne unmöglich überdauern.
    Das Problem sei die Wärme, sagt er. Nicht die Oberflächenwärme, die durch den Treibhauseffekt einer an Kohlendioxid reichen Atmosphäre bei der gegenwärtig angenehmen Temperatur aufrechterhalten wird, sondern die Wärme im Innern, die sich aus zwei Quellen speist: aus der Wärme, die noch von der Bildung des Planeten aus einem Solarnebel übriggeblieben ist, und aus der Wärme, die durch den Zerfall radioaktiver Isotope entsteht.
    Vom Mars unserer Zeiten wissen wir, sagt McNeil, daß der Planet – der zwar vulkanisch aktiver ist, als jeder vor der ersten Landung eines Menschen vermutet hatte – nicht besonders reich an radioaktivem Material ist. Und was die Wärme aus seiner Entstehungszeit betrifft, die ohnehin schon geringer ist als die der Erde – diese Wärme muß zwangsläufig verlorengehen. Denn der Mars hat nur den halben Durchmesser der Erde; folglich ist das Verhältnis Volumen zu Umfang ungünstiger, und er strahlt entsprechend schneller Wärme ab.
    Und sobald die innere Wärme unter einen bestimmten Punkt fällt, wird der Mars seine Atmosphäre verlieren.
    Das konnte und wollte ich nicht hinnehmen. »Es fällt mir schwer, die Verbindung zwischen der Atmosphärentemperatur und der Temperatur im Innern des Planeten zu erkennen. Sagten Sie nicht gerade, der Treibhauseffekt hätte nicht mit den Vorgängen im Planeteninnern zu tun?«
    Geduldig erklärte mir mein gelehrter Freund, der Treibhauseffekt hänge vom Kohlendioxid in der Atmosphäre ab. »Nicht nur, daß die Amaltheaner das Kohlendioxid wissentlich entfernen, das Planetensystem selbst entzieht es durch aktive chemische Isolierung der Atmosphäre.«
    Während Angus mir dies erzählte, gingen wir am Rand eines verwitterten Felsvorsprungs entlang, der so rot war wie die Morrisonsteine auf der Erde. Weit unter uns glitzerte ein Meer, blau wie ein von rotem Stein eingefaßter Lapislazuli. Einhundert weiße, gischtende Streifen – Wasserfälle, durch Schichten gesättigten Gesteins zur Mündung getragen – ergossen sich aus dem Fels, als wäre dieser immer wieder von Moses Stock durchbohrt worden, um sich dann ins Becken zu ergießen, über Kaskaden zersprengter Felsen zu rauschen und durch Wäldchen voller Weiden und Palmen zu fließen, die vor einem Marsjahr noch nicht existiert hatten. Die ursprünglichste Quelle dieser Wasserfälle war am Rand einer lilafarbenen Wüste in hundert Kilometer Entfernung zu erkennen, wo eine Reihe von Gewittern erhaben über den Wüstenrand rollten.
    »Regen löst das in der Atmosphäre enthaltene Kohlendioxid ständig auf, und dabei entsteht Kohlensäure«, erklärte Angus, »und dort, wo der Regen fällt und das Wasser fließt, zerfrißt die Säure das Gestein, das dann den Kohlenstoff in sich einschließt.« Er bückte sich,

Weitere Kostenlose Bücher