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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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dient jetzt einem nützlicheren Zweck.
    Selbst nackt ist die Ventris in einer so dichten Atmosphäre ein recht unbeholfenes Fluggerät: zum Abheben ist sie ausschließlich auf ihre Raketenmotoren angewiesen. Die Flugbahnen sind suborbitale Parabeln. Viel zu häufig muß es aus den Vorratstanks des Weltenschiffs mit Flüssigwasserstoff und Sauerstoff aufgetankt werden. Aus diesem Grund planen Tony und Angus für unsere weiteren Forschungen den Bau eines Segelflugzeugs, das sich an den eleganten Marsseglern unserer Zeit orientiert. Im Augenblick ist es für sie eine Art Freizeitbeschäftigung. Wir alle sind voll und ganz mit unserer Arbeit beschäftigt. Wir sind dabei, uns auf dem Mars ein Heim zu schaffen.
    Wir können uns frei in der warmen, sauerstoffhaltigen Luft bewegen. Unsere Atemgeräte haben wir vor langer Zeit abgelegt. Was einmal unser Basislager war, ist jetzt unsere Siedlung, unser Dorf. Nicht weit von hier im Westen, gegen den Wind gelegen, haben wir im Schutz eines hohen Sandsteinvorsprungs eine Frischwasserquelle. Weniger als einen halben Kilometer Richtung Norden ist das Meer, das eines Tages (auf einem anderen Mars?) austrocknen und die unermeßliche Weite der Valles Marineris hinterlassen wird.
    Die alte Ventris steht einen halben Kilometer entfernt in der entgegengesetzten Richtung geparkt, ein zum Skelett abgemagertes Fahrzeug, das zwischen den Dünen hockt, umgeben von abgeworfenen Frachträumen, die wie rostige Boiler aussehen – es wirkt wie ein ausgeschlachtetes Dampfschiff. In diesem Fall war unser Schiff allerdings durchaus noch in der Lage, Dampf zu machen, obwohl es seine Raumtauglichkeit nur selten hatte unter Beweis stellen müssen.
    Raketentriebwerke geben ausgezeichnete Schmelzöfen ab, und das Gestein auf dem Mars ist reich an Eisenerz. Raketen sind außerdem durchaus in der Lage, Sand zu reinem Silizium zu schmelzen. Allerdings haben wir kürzlich Solarspiegel angefertigt, die ebenso gut dafür geeignet sind. Wir haben die unterschiedlichsten Geräte aus Glas, Eisen und Rohstahl hergestellt. Das wichtigste Produkt unseres Stahlofens sind jedoch Stützstreben. Hier und dort am Rand unseres schmalen Meeres sind die porösen roten Felskämme mit Gips und Kalkstein durchsetzt (das Vorhandensein von Kalkstein war eine Überraschung für mich, denn ich hatte angenommen, es sei ausschließlich ein Produkt organischen Lebens) – mit allem, was man für die Herstellung von Zement benötigt.
    Unsere Häuser bestehen aus verstärktem Beton und Glas. Wir bauen sie, wie wir spielerisch Sandburgen am Strand bauen würden, indem wir den Sand herausschaufeln, ihn aufhäufen und die Haufen mit Wasser übergießen, damit sie vorübergehend jene Formen bewahren, die wir ihnen geben. Dann setzen wir die Glasbausteine ein und sichern die Sandhaufen mit einem Geflecht aus Eisenträgern.
    Das richtige Rezept für Beton zu finden, war nicht ganz einfach. Bei unseren ersten Versuchen wurde die sandige Mischung nicht hart, sondern zerkrümelte zu Pulver. Wir haben unsere chemischen Programme überdacht – nicht ohne Murren eines Schiffscomputerprogramms, das glaubt, über solche eher simplen Vorgänge erhaben zu sein. Jetzt aber setzt sich der schwere Schlamm schnell, und er härtet im Laufe von etwa einer Woche gut aus. Erst dann graben wir den Sandhügel darunter heraus. Voilà, und schon haben wir eine elegante Kuppel, die in der niedrigen Schwerkraft dieses Planeten viel höher und gewagter geschwungen ist als ein vergleichbares Gebäude auf der Erde, und der Kunstfertigkeit seiner Einlegearbeiten sind nur durch die Geduld und Vorstellungskraft seiner Erbauer Grenzen gesetzt (und natürlich durch das Tempo der Verdampfung). Selbst die ersten dürftigen Ergebnisse haben uns mehr Vergnügen bereitet, als ich je geahnt hätte.
    Da wir Schutz vor dem Wind brauchen – unsere Sandhaufenbauweise ist einfacher, wenn wir Löcher in den Sand graben, anstatt ihn ungeschützt zu Haufen aufzuschütten, die der Wind zu schnell austrocknet und umformt – liegt unsere Siedlung zu mehr als der Hälfte unter der Erde. Nur die Spitzen der Kuppeln sind über dem Boden zu sehen. Gesträuch, Bäume und Kriechpflanzen aus den amaltheanischen Pflanzungen wachsen an den kühlen und geschützten Pfaden zwischen unseren Häusern und Werkstätten. Angus meint, sie glichen in erstaunlicher Weise einigen der Wüstenpflanzen auf der Erde – die unerschöpfliche Fundgrube der seltsamsten Wissensschätze überrascht und erfreut uns

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