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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Das Universum kann sich jeden Augenblick verändern.«
    Über uns erschienen wieder Myriaden von Sternen, die eine Bewegung der schwebenden Medusa sichtbar machte. Ich schaute nach oben, und als ich den Kopf wieder senkte, um Troy noch etwas zu sagen, war sie verschwunden.
    Verwirrt gesellte ich mich zu den anderen. Niemandem war meine Abwesenheit aufgefallen – bei all dem Wein, den wir getrunken hatten, war ein kurzes Verschwinden im Gebüsch nichts Außergewöhnliches.
    Angus legte seine Zimbeln und Rasseln zur Seite und drückte mir einen frisch gefüllten Becher in die Hand. »Kopf hoch, mein Freund. Hier gibt es keine bösen Geister.«
    In diesem Augenblick setzte zu unser aller Überraschung ein Feuerwerk am Himmel ein. Riesige Bälle weiß glitzernder Flammen, Streifen aus Blau und Gold. Ein leuchtender Ball aus grünem Feuer, der feine Rauchschwaden hinter sich herzog, und der hörbar pfeifend über unseren Köpfen dahinsegelte.
    »Schon wieder Kometen.« Angus sah mich ernst an.
    Ich staunte mit offenem Mund. »Ich dachte, das wäre zum größten Teil erledigt.«
    »Sie haben ein paar auf Kollisionskurs gebracht, um ein Spektakel für uns zu inszenieren« – Tony begrüßte dieses Spektakel mit Crescendoklängen aus seinem Synthesizer – »alles nur wegen unserer Feier.« Das Schauspiel hielt noch an, nachdem wir schon längst müde waren, hinzusehen. Bei all der Aufregung brauchten Bill und Marianne lange, bevor sie auf die Idee kamen, sich zurückzuziehen. Schließlich schlichen sie mit einem scheuen Lächeln in unsere Richtung von dannen – in dieselbe Kuppelhütte, die sie schon seit Jahren teilten.
    Während ich diese Aufzeichnungen niederschreibe, auf meiner Koje liegend (ein wenig betrunken, wie ich zugebe) und in die Dunkelheit starrend, die gelegentlich vom lautlosen Aufflackern der zerstörten Kometen am Nachthimmel erleuchtet wird, grüble ich über die Zukunft nach. Ich hatte es Troy übelgenommen, daß sie sich mir nicht anvertraut hat. Und jetzt nehme ich ihr übel, daß sie es getan hat.
     
    01.01.19.17
    Marianne und Bill spielen ihre Rolle. Spiele ich meine auch?
    Schon seit geraumer Zeit bereue ich, nicht zu wissen, wo die marsianische Platte gefunden wurde. Jetzt bereue ich es noch aus einem anderen Grund: wir können die von uns zusammengestellten ausgiebigen Aufzeichnungen nicht dort niederlegen, damit sie zusammen gefunden werden.
    Natürlich gibt es bis jetzt noch keine marsianische Platte. Vermutlich werden wir Menschen schon lange unter dem Sand des Mars begraben liegen, wenn (falls es in dieser Wirklichkeit überhaupt dazu kommt) die Platte hergestellt wird. Ich hege auch keinerlei Hoffnung, persönlich auf die Venus zurückkehren zu können – um dort die Venustafeln an Ort und Stelle zu legen, die ich dort entdeckt habe, und auf denen die Sprachen aus der Bronzezeit auf der Erde aufgezeichnet sind. Diese Aufgabe ist offenbar einem anderen Mann oder einer anderen Frau vorbehalten. Oder, was wahrscheinlicher ist, einem nicht menschlichen Geschöpf.
     
    01.01.21.04
    Das Schauspiel am Himmel geht ohne Unterlaß weiter. Vielleicht waren wir vorschnell mit der Annahme, man hätte es dort wegen uns inszeniert. Ganz hinten am Horizont ballen sich Sturmwolken zusammen, und unablässig zucken Blitze über der Wüste. Der Meeresspiegel steigt …

17
    Den Tag, an dem ich diese Aufzeichnungen niedergeschrieben habe, weiß ich nicht mehr …
    Troy kam heute abend zu uns, um uns zu einem großen Ereignis einzuladen. Der erste Abschnitt der Umwandlung des Mars sei abgeschlossen, sagte sie. Die Amaltheaner hätten eine ganze Welt mit Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren bestückt, Geschöpfe, die auf dem Land, im Wasser, in der Luft leben und in den Spalten der Felsen und tief unter der Eisschicht der Meere. Als die Amaltheaner feststellten, daß das ökologische Gleichgewicht gewahrt blieb, hätten sie beschlossen, dieser Umwelt den Stempel des Dauerhaften aufzudrücken.
    Es war eine Welt, die sowohl Menschen als auch Amaltheanern zusagte – wenn auch, wie Troy meinte, die beiden galaktischen Nachbarrassen von diesem Tag an noch weniger voneinander sehen würden. Wenn sie die Wahl hatten, bevorzugten die Amaltheaner die Tiefen des Ozeans. Wir, die wir möglicherweise die Fähigkeit geerbt hatten, auf den höchsten erreichbaren Baum zu klettern und uns umzusehen (wie schon unser Experiment mit dem Flugzeug aus Papier bewiesen hatte), bevorzugten die höher gelegenen Orte.
    Eine neue Welt!

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