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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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(oder gar Wochen) später auf, in der Hoffnung, mich in groben Zügen an die wesentlichen Ereignisse zu erinnern, die zur Vertreibung aus unserer Heimat, dem zweiten Eden, geführt haben. Und dennoch muß ich die Frage stellen, wie viele Paradiese die Außerirdischen schon für sich erbaut haben mochten? Und aus wie vielen sie vertrieben worden waren?
    Der Boden bebte, und ich wurde vor dem riesigen Turm, den die Amaltheaner am Nordpol des Mars errichtet hatten, in den Schnee geschleudert. Ich fühlte mich wie auf einem Gletscherstrom bei plötzlichem Tauwetter. Der gefrorene Boden unter mir kippte und hob sich. Ich grub die bloßen Hände in den Schnee und krallte mich in Todesangst fest.
    In diesem Augenblick wurde ich inmitten einer Schneewolke in die Höhe gerissen. Unsere Medusa hatte einen Tentakel ausgefahren, der mich Sekunden später in die Flugmaschine zog. Ich wurde jedoch augenblicklich wieder zu Boden geschleudert, diesmal von der sofort einsetzenden Beschleunigung – die Medusa stieg auf, entfernte sich vom Turm, stieg hoch in die Atmosphäre und hielt geschwind auf das Weltenschiff zu, das uns entgegenkam.
    Wir alle an Bord der Medusa – damit meine ich uns Menschen – waren zu Boden gegangen; doch weil das Fluggerät flexibel und durchsichtig war, wurde uns der Blick auf die Außenwelt nicht verwehrt. Ich landete auf dem Rücken und konnte direkt durch das durchsichtige Dach des Fahrzeugs blicken. Seltsamerweise sah ich den Boden!
    Die gesamte Landschaft unten war in dem endlosen Spiegel des Weltenschiffs über uns zu sehen. Es war eine Landschaft in Aufruhr. Wellen wie die Dünung des Ozeans wurden über die verschneiten Ebenen gedrückt, um sich am Fuß des Turms in Sturzbächen weißer Gischt zu brechen. Dampfschwaden explodierten reihenweise im Schnee, als seien es Einschläge von Maschinengewehrkugeln. Ebenso schnell stürzten sie wie überdimensionale, vulkangroße Einschußlöcher in ihren Vertiefungen zusammen. Weit entfernt zerriß haarfein die Ebene; dann füllte sich der Spalt mit Lavafontänen und zeichnete sich dumpforange glühend vor dem wüsten Ödland ab.
    Als sich gewaltige, vollkommen runde Leeren in der Landschaft auftaten (ich mußte mich immer wieder daran erinnern, daß es schließlich nur eine Spiegelung war), begriff ich allmählich, daß sich die Schleusen des Weltenschiffs spiralförmig öffneten. Von allen Seiten strömten die Medusen, die sich zu Zehntausenden am Nordpol versammelt hatten, auf die offenen Pforten zu.
    »Was ist los?« krächzte jemand neben mir in gräßlichem Halbflüsterton – ich glaube, es war Angus.
    »Wir werden angegriffen«, sagte eine Stimme, die ich als die von Redfield erkannte.
    »Wer …?« fragte Angus.
    »Der Doppelgänger.«
    Ich brauchte länger als nötig, um zu begreifen, was Redfield gemeint hatte. Inzwischen flog unsere Medusa rasch auf die nächste Schleuse zu und drängelte sich Haut an Haut mit den nächsten Medusen hinein.
    Die Beschleunigung setzte unvermittelt aus. Die riesige Schleuse war voller schimmernder Medusen, dicht gepackt wie Fischeier. Als die Haut der Schleuse verheilte und die winterliche Sonne plötzlich ausgesperrt und durch das allgegenwärtige, bläuliche innere Glühen des Weltenschiffs ersetzt wurde, strömte Wasser in die Schleuse, und wir versanken im Ursack.
    An unserem Aufenthaltsort in der Druckblase, unserer maßgeschneiderten Mikro-Umwelt, war die Luft kühl und frisch – gewartet von den osmotischen Kontrollen einer lebendigen Maschine, die in der Lage war, unsere Bedürfnisse zu spüren. Nur das seltsam intensive Gefühl der Übelkeit konnte die Maschine nicht verhindern, das durch die Nähe zahlreicher, die Raumzeit aufwerfender Knoten in den anderen Medusen in uns erzeugt wurde. Mit jedem Schritt wurden sich langsam verändernde Schwerkraftfelder durchschritten.
    Die Medusen begannen an uns vorbeizuziehen; sie drängten und glitten übereinander und ließen sich in das Innere des riesigen Schiffes saugen. Die arme Marianne mußte sich heftig übergeben. Erst fing sie an zu stöhnen, dann weinte sie. Jo und Angus krochen ihr zu Hilfe. Bill versuchte, in ihre Nähe zu gelangen. Ich erwachte erst spät aus meiner Übelkeit, und da hätte Marianne bereits eher frische Luft gebraucht als noch jemanden, der hilflos neben ihr stand.
    In diesem Augenblick spürten wir, wie sich das Schiff erneut bewegte, und zwar gewaltig – das Weltenschiff selbst beschleunigte.
    »Wohin fahren wir?« wollte Jo von

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