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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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ich sie oft gesehen und studiert hatte – oder zumindest einen kleinen Teil davon.
    Es war Thowintha-Bewußtsein, das sich uns dann einflößte und uns zu diesem am wenigsten vielversprechenden Ort brachte. Wie sehr unterschied es sich von einer Manifestation! Doch das Leben ist vielfältig und reichhaltig. Um wieviel vielfältiger erblüht das Leben angesichts einer unerwarteten Vielzahl von Formen! Perfektion ist wandelbar. Dies ist das Thowintha-Bewußtsein. Die gesandten Boten zukünftigen fremden Lebens haben uns mit ihrem verantwortungsbewußten Mitgefühl geehrt und unser Bewußtsein geteilt. Sie haben mit uns geschmeckt und gerochen, und mit ihnen zusammen haben wir das Neue, uns Unbekannte erprobt. Sie haben mit uns gesungen. Wir haben Geschichten geteilt zum gemeinsamen Vergnügen. Unsere Fahrzeuge strömten aus, wie eine Strömung ans Meer brandet, und wohin wir kamen, da entstand Leben. Leben, vertraut, neu und alt – eines entstand aus dem anderen, die Vielfalt aus dem Wenigen. In der Verwandlung zeigt sich die Manifestation. Dies ist das Thowintha-Bewußtsein …
    Ich beugte mich näher heran. Mein Atem schlug sich auf der Schrift nieder und verdampfte ebenso schnell wieder, denn der Diamantenturm war wärmer als die Luft. Ich merkte, daß Bill neben mir stand, der die Schrift ebenso genau betrachtete wie ich.
    »Was haben Sie dort gefunden, Professor?«
    Meine Antwort war ein unverständliches Gemurmel. In Gedanken legte ich eine Schablone über die Gesamtheit des Textes und sah plötzlich in der Mitte einen gerundeten, unregelmäßig geformten Ausschnitt – reine Einbildung, denn ein solcher Ausschnitt war von den Verfassern dieses Textes nicht vorgesehen – ein Ausschnitt, der aus etwa tausend Schriftzeichen in einem Dutzend übereinander angeordneter Zeilen bestand, eingesetzt nahe einer der Ecken der glänzenden Platte.
    Bill rang nach Atem. »Ist das …?«
    »Ja. Die marsianische Platte.«
    Andere Gesandte sind unsere Gäste. Glücklich leben sie unter sich auf ihre Art, eine Art, die für uns fast unverständlich ist, eine Art, die dennoch Bestand hat und Anlaß zu Optimismus und Spiel bietet. Viele Pflanzen und Tiere entstammen nicht der Manifestation, sondern der Heimat der Gesandten, und sind nach ihren Vorschlägen gestaltet. Wir leben zusammen in dieser neuen Heimat, in weit verzweigter Zusammenarbeit. Daher haben wir sie Harmonie getauft.
    Denn der Weg, der zu erschöpfender Erkenntnis führt, ist nicht der gemeinsame Weg. Das ist das Thowintha-Bewußtsein …
    Die marsianische Platte. Ihre Übersetzung war der größte Triumph meiner Karriere. »Können Sie sie lesen, Bill?«
    Er beugte sich weiter vor, schüttelte dann den Kopf. »Ich habe mich vermutlich nicht so auf dem Laufenden gehalten wie Sie, Professor.«
    »Wie lächerlich falsch meine Interpretation war!« Ein Fieber hatte mich gepackt. Das alte Feuer wissenschaftlicher Neugier stand mir im Gesicht geschrieben. »Nicht, daß einer meiner Rivalen der Wahrheit näher gekommen wäre. Wie hätte einer von uns auf die Idee kommen können, bei den auf der Platte so oft erwähnten ›Gesandten‹ könnte es sich um Menschen handeln – eine Milliarde Jahre vor ihrer Zeit! Oder daß einer dieser Gesandten ich selbst sei?«
    Oder Bill, hätte ich hinzufügen können, tat es aber nicht. Er zog es vor, auf meinen Ausfall nicht zu antworten, und ich las gierig weiter.
    Zur gemeinsamen Freude über die Belebung dieses winzigen Planeten, der jetzt unsere wahre Heimatwelt ist, haben wir, die wir aus den weitfliegenden, halb lebendigen Fahrzeugen heraus arbeiten, diese Balladen und Bildfolgen auf der Achse unserer Welt gemacht. Unser Begleiter, unser Zwilling, unser gewaltiges lebendes Schiff der Manifestation, durchdrungen vom Thowintha-Bewußtsein, fährt fort von hier, um die Wolken der größten Planeten in der Nähe mit dem unsterblichen Halbleben zu besamen. Das Schiff der Manifestation hat sein Werk vollbracht. Möge das Thowintha-Bewußtsein in langen Schlaf sinken, bis wir es wieder anrufen. Solange bleiben wir hier. Unser Begleiter wird erwachen auf dem Höhepunkt des Wartens in der Großen Welt. Dann werden auch die Gesandten wieder erscheinen. Dann werden die letzten Schritte unternommen. Dann wird alles gut werden.
    Während ich die letzten Worte der Platte las, ließ mich eine Mischung höchst zwiespältiger Gefühle erstarren. Einerseits erfüllte mich reinstes Entzücken, als ich sah, wie reich der vollständige und korrekte

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