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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Redfield wissen. Sie stellte als erste die Frage, die uns alle beschäftigte.
    »Wir holen Tony ab. Dann verlassen wir den Mars.«
    »Das hält sie nicht durch. Die Wehen haben eingesetzt.«
    Marianne wand sich vor Schmerzen. Schweiß stand ihr auf der blassen Stirn.
    »Ich tue, was ich kann«, sagte er. Aber er unternahm nicht sofort etwas, und nie hatte er hilfloser geklungen.
    Mariannes Wehen hatten ihren Höhepunkt erreicht, als das Weltenschiff erneut schlingerte. Die große Schleuse hatte sich geleert. Jetzt öffnete sich die Kuppel spiralförmig. Unsere Medusa schoß in den Himmel …
    Im Nachhinein vermute ich, unsere Medusa hat sich mit der größtmöglichen Vorsicht bewegt – und versucht, eine an menschlichen Maßstäben gemessene kalte Rechnung aufzustellen: Dringlichkeit gegen Mitleid, das Schicksal aller gegen das Schicksal der einen – oder der zwei. Denn Marianne bekam ihr Kind zu früh.
    Wir befanden uns über unserer kleinen Siedlung am Meer. Die Medusa jagte über den Felsvorsprügen und Dünen hin und her, doch Tony war nirgends zu sehen. Und auch der Segler war nirgends zu entdecken.
    Redfield war im unteren Teil des Rumpfes verschwunden. Ich konnte vage seine Umrisse erkennen, als er durch die wassergefüllten Räume schwamm und mittels Bläschenströmen mit den tentakelbewehrten Geschöpfen kommunizierte, die wesentlich die Besatzung unseres Fahrzeugs darstellten. Kurz darauf tauchte er, sein langes Haar von Wasser triefend, wieder in unserem Sektor auf. »Wir müssen zurück.«
    »Nicht ohne Tony«, brüllte Angus. »Ich lasse ihn nicht sterben.«
    »Wir können nicht bleiben. Wir werden alle umkommen.«
    Angus ging auf Redfield los, der irgend etwas mit ihm anstellte – so schnell, daß ich es nicht mitbekam. Angus schrie auf und sank auf die Knie. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß mich meine Unentschlossenheit lähmte. Redfield ließ Angus liegen, und im selben Augenblick traf Jo die Entscheidung für uns alle: »Keine Prügeleien. Retten Sie, wen Sie können, Redfield. Aber vor allem retten Sie Marianne und ihr Baby.«
    Er verschwand erneut, und als er wieder zum Vorschein kam, befand sich die Medusa im Innern des Weltenschiffs, und das Weltenschiff hatte sich in Bewegung gesetzt. Aber da war es bereits zu spät für das Baby.
    »Warum nur?« weinte Jo, als der Schmerz sie überkam. Marianne lag unter ihren trostspendenden Händen bewußtlos in einer Lache aus Blut, und Bill war einem Schock nahe. Er hielt das blutverschmierte Kind in den Armen, das kaum größer war als seine Hände.
    »Tut mir leid«, sagte Redfield tonlos. Ich suchte nach einer Spur von Mitgefühl bei ihm, fand aber nichts. Er kniete neben Marianne, fühlte ihren Puls und sah ihr in die Augen. »Für sie ist es noch nicht zu spät.« Es war eine rein medizinische Beobachtung, bar jeden Mitgefühls.
    »Werden wir zum Jupiter gebracht?« fragte ich. »Haben sie vor, uns mit euch im Eis einzufrieren?«
    »Ich weiß nicht, wohin wir fahren.«
    »Die Platte«, sagte ich. »Dort steht ausdrücklich, daß das Weltenschiff in der Nähe der Großen Welt warten wird … bis zur Erweckung.«
    »Ich weiß nicht, wohin wir fahren«, wiederholte Redfield kühl. »Ellen und ich waren dem Mars überantwortet. Wir hatten vor, zu bleiben.«
    »Was passiert draußen?« flüsterte Angus. Ich konnte sein heiseres Flüstern kaum hören.
    »Der Doppelgänger des Weltenschiffs«, sagte Redfield. »Er wurde vor wenigen Minuten gesichtet, als er vom Jupiter kommend eintraf. Und auch von der Venus. Er zerstört die Arbeit, die wir geleistet haben und versucht, die Singularitäten wieder zu entfernen, die sie eingesetzt haben.« Mit einem hastigen Blick musterte Redfield mich und die anderen; dann betrachtete er Marianne. Er sagte: »Wir werden ins Wasser gehen müssen.«
    Bill wandte den Blick von seiner Frau ab. »Was wird aus …?« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Es waren seine ersten Worte, seit man uns von der Marsoberfläche entführt hatte.
    »Es wird ihr gutgehen, wenn sie erst einmal im Wasser ist. Tut mir leid wegen der … des Kleinen.«
    »Darf denn keiner von uns tun, was er persönlich für das Beste hält?« Ich war von meiner Wut selbst überrascht.
    »Groves hat seine eigene Entscheidung getroffen. Er hatte versprochen zu warten, bis wir wieder zurück sind – statt dessen hat er es vorgezogen, davonzufliegen. Er konnte sehen, was passiert.«
    »Er hat es vorgezogen, als freier Mann zu sterben«, sagte

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