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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Odyssee. Während Odysseus’ Besuch bei den Phäaken war er von ballspielenden jungen Männern unterhalten worden, ›die sich in ihrem Tanz über die reiche Erde bewegten, während andere junge Männer am Rand des Ringes standen und den Rhythmus klopften, bis die Luft von Geräusch erfüllt war‹. So in etwa.
    Das Tanzen ging weiter. Tempo und Melodie wechselten, und gelegentlich auch die Tänzer. Schließlich verschwanden die ersten Tänzer, um von weniger geübten, allerdings nicht weniger begeisterten Freiwilligen aus der Dorfbevölkerung ersetzt zu werden, Männern und Frauen und kleinsten Kindern. Die Ältesten waren die bei weitem Verwegensten. Ohne Zweifel erinnerten sie sich an ihre ruhmreichen Tage.
    Wir Besucher ›vom Himmel und aus dem Meer‹ wurden mit Speis und Trank regelrecht eingelullt. Als die Musik plötzlich abbrach, fuhren wir in der Stille erschrocken auf.
    Der Vorhang vor dem einfachen Schrein öffnete sich, und zum erstenmal seit Beginn der Festlichkeiten erschien Diktynna. Sie trug ein anderes Kleid gleichen Schnitts. Ihr goldenes Diadem war verschwunden, und ihr Haar hatte sie im Nacken mit einem geschickt verknoteten Tuch zusammengebunden. Der junge Mann, der die Flöte gespielt hatte, ging an ihrer Seite.
    Die kleine Prozession machte ein paar Schritte bis in die Mitte des von Fackeln beleuchteten Platzes. Der junge Mann und die ersten Tänzer und Tänzerinnen trugen jeweils kleine, bemalte Tonkästchen. Diktynna hob kurz die Arme zu einer rituellen Geste. Sie sah sich um, betrachtete dann uns und sagte in einem Griechisch, das in meinen Ohren holprig klang: »Meine Freunde, es war uns eine Ehre, diese himmlischen Gäste unter uns zu wissen. Wir wollen ihnen daher Gastgeschenke überreichen, wie es sich geziemt.«
    Sie sah mich an, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht konnte nur als schelmisch bezeichnet werden. »Das erste geht an Hermes, den Götterboten, dessen Füßen heute auf unseren steinigen Pfaden übel mitgespielt wurde, wo sie doch sonst so leicht und sicher sind, wie ich die Achaier habe rühmen hören.«
    Eine der Frauen trat vor und stellte ein kleines Tonkästchen vor die Bank, auf der ich saß, hob den Deckel ab und trat zurück. Ich zögerte – dann griff ich hinein und zog ein paar verzierte, hochgeschnürte Sandalen hervor, die wunderschön aus goldener, geschmeidiger Rinderhaut gefertigt waren. Ich hielt sie in die Höhe, damit die Menge sie bewundern konnte. Meine Geste wurde mit einem beifälligen Gemurmel begrüßt. Ich hörte, wie ein Name mehrere Male wiederholt wurde, und verschiedene Leute einen knorrigen Alten anschauten – denjenigen, der diese Sandalen gemacht hatte, wie ich vermutete.
    Nach ein paar Sekunden dringlicher Rücksprache mit meinem Übersetzer kam ich mit einer, wie ich hoffte, angemessenen Ansprache hervor: »Gesegnete Gastgeber, ich danke euch für diese wundervollen Sandalen, und ich verspreche euch, ich werde in Zeiten der Not nie ohne sie sein. Mehr noch, so haltbar und geschickt sind sie gefertigt«, – hier nickte ich dem mutmaßlichen Künstler zu – »daß ich ihnen hiermit ein langes Leben bescheinige, auf daß sie bestens erhalten bleiben mögen, solange ich sie brauche – was nach meinen Erfahrungen in der Vergangenheit gut Hunderte, Tausende oder sogar unzählige Jahre bedeuten kann.«
    Diktynna nahm diese Ansprache mit höchst skeptisch erhobenen Brauen entgegen (auch Troy und Redfield sahen mich schräg von der Seite an), doch die Dorfbewohner reagierten mit bewunderndem und, wie ich meinte, anerkennendem Gemurmel. »Sehr wohl gesprochen … Riesentöter«, bemerkte Diktynna. Sie benannte mich mit einem weiteren Titel des Hermes – demjenigen, der bislang am wenigsten zutraf.
    Dann blickte sie Redfield mit großen Augen an. »O furchtbarer Poseidon, Erschütterer der Erde, Herrscher des Windes und der Wellen« – mir kam es so vor, als trüge sie die Ironie jetzt noch dicker auf – »bei diesem Besuch, wenn nicht gar immer in der Vergangenheit, hast du vornehme Zurückhaltung bei der Ausübung deiner zweifellos vorhandenen Macht gezeigt. Wofür wir dir natürlich äußerst dankbar sind. Selbstverständlich hätten wir zu Zeiten unseres Ruhmes dir zu Ehren Hunderte von Ochsen geopfert und dir ganze Schiffsladungen an Schätzen dargebracht. Jedoch« – hier erlaubte sie sich ein trockenes und zögerndes Hüsteln – »Zeiten und Umstände ändern sich. Was wir dir geben können, brauchst du nicht … aber wer, wenn nicht

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