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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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ebensoviele übrig.«
    »Wie ist das möglich?« Ihre Antwort kam mir überaus seltsam vor.
    »Weil wir uns immer noch in der Zeitschleife befinden«, sagte sie. »Vielleicht hätte ich es früher erkennen müssen. Er hat es offensichtlich gesehen.«
    Mein offener Mund, meine stummen Fragen genügten, ihr noch mehr zu entlocken.
    »Es ist ein Wellenprogrammpaket möglicher Realitäten generiert worden, das letztendlich nicht reduziert werden kann – noch nicht.« Sie sprach hastig weiter, um nicht in einer tiefergehenden Erklärung steckenzubleiben. »Inzwischen weiß Nemo ebenso gut wie wir – vielleicht besser – daß seine und unsere einzige Hoffnung darin besteht, das Universum so genau wie möglich in seinem ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Diese Angelegenheit müssen wir ihm überlassen. Wir haben unsere eigene Aufgabe zu erfüllen – unseren eigenen Auftrag.«
    Damit ließ sie mich stehen. Mir stand der Mund immer noch offen.
    Ein paar Wochen später kam ein Augenblick, als ich die Ergebnisse unserer Forschungen über die Bronzezeit intelligenten Geräten diktierte und zusah, wie sie Tafeln aus unerbittlich widerstandsfähigem Material neben den amaltheanischen Entsprechungen mit fremdartigen Buchstaben beschrifteten. Als die Tafeln Gestalt annahmen, wußte ich, um was es sich handelte. Aus einer Eingebung heraus fügte ich einige Schlüsselzeichen hinzu. Mit diesen letzten Zeichen – einem eleganten, im Tuschestil gemalten hebräischen Alphabet und ein paar Keilschriftzeichen wie in den Tontafeln der Sumerer – hatten schließlich die Venustafeln vor meinen Augen Gestalt angenommen.
    Endlich verstand ich Troy. Wir mußten die Welt so erschaffen, wie wir sie kannten. Nachdem wir die Sprachen der Bronzezeit aufgezeichnet hatten, mußten wir sie nun der Nachwelt erhalten. Ich wußte, wo das geschehen würde, schließlich hatte ich selbst die Venustafeln gefunden. Ich war mir nur noch nicht sicher, wie es geschehen würde …
    Dann hob uns unsere Medusa geradewegs in den Sternenhimmel, wo unser Weltenschiff – oder einer seiner Doppelgänger – auf uns wartete. Zwei Tage darauf tauchten wir in die giftigen Schwefeldioxidwolken der Venus ein.

23
    Unter uns hatten sich vor langer Zeit Korallenriffe gebildet und zu einer unebenen Fläche aus verzweigten und knotigen Gebilden ausgebreitet. Sie waren dort viel tiefer gewachsen als in den Ozeanen der Erde – denn Korallen mögen zwar warmes Wasser, in jenen Tagen aber standen die Ozeane der Venus an der Oberfläche kurz vor dem Siedepunkt.
    Jene Tage lagen lange zurück. Heute war die Luft in Bodennähe genauso schwer wie das Meer, zudem heiß genug, um Blei zu schmelzen. Die Atmosphäre war dunkel und rötlich und so dicht, daß sie den Horizont nur wenige hundert Meter vor uns wie im Innern einer Schüssel verbarg.
    Hinter den uralten Korallenpflanzungen (zur Unkenntlichkeit verbrannte Klumpen, die nur für Leute wie uns, die wie sie gesehen hatten, zu erkennen waren) kamen wir an einen ausgewaschenen Strand. Die Landschaft hätte auf dem Mond liegen können, denn die Lavaströme und urzeitlichen Wellenbewegungen hatten die Kraterränder noch nicht völlig eingeebnet, von denen viele sich überlappten, was Zeugnis über das Bombardement mit Himmelskörpern sämtlicher Größen ablegte. Dennoch, dem aufmerksamen und geübten Auge blieben gewisse Hinweise nicht verborgen. Hier hatten sich Unterwasserorganismen von Geröllbrocken ernährt, die einer trägen Strömung Richtung Meer gefolgt waren. Die Auswaschungen der Strömung waren im Gestein noch schwach zu erkennen.
    Wir befanden uns in einer ehemaligen Unterwasserschlucht, die ein Fluß sich gegraben hatte. Über unseren Köpfen waren die Wellen in parallelen Brandungslinien gegen das Land geschlagen und hatten die ins Meer fließende Strömung ausgeglichen. Zu beiden Seiten hatten unzählige Schalentiere die steil aufragenden Felsen verklumpt, die das Fundament der hohen Klippen bildeten.
    Ich kannte diese Klippen, ich kannte sie sogar sehr gut. Zusammen mit meinem Freund Albers Merck – demselben, der später versucht hatte, mich umzubringen – war ich in einem gepanzerten Venusrover in dieses Gebirge geklettert. Hier waren wir von einem Erdbeben mit Steinschlag festgesetzt worden, und hier hätte unser Leben beinahe ein Ende gefunden, hätte Troy uns nicht gerettet. Ich vermute, Merck wäre es damals durchaus recht gewesen, zu sterben. Mit seinem späteren Angriff auf mein Leben hatte er

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