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Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Titel: Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Schlafzimmern kam Aniskowatsch die Bezeichnung Datscha lächerlich unangemessen vor.
    In der Stadt Schukowka gab es viele solcher Häuser. Sie gehörten den Mächtigen und Reichen Russlands. Gelegentlich wurde die Stadt auch das Beverly Hills von Moskau genannt. Aniskowatsch war zwar nie in Beverly Hills gewesen, aber er wusste genug darüber, um sicher zu sein, dass Schukowka das Geschmackvollere von beiden war. Ein Diener öffnete ihm die Tür, und Aniskowatsch trat aus der Kälte in die Wärme. Er knöpfte seinen langen Mantel auf und reichte ihn dem Diener.
    Das Innere der Datscha war noch beeindruckender als das Äußere, und Aniskowatsch nahm sich einen Augenblick lang Zeit, um den Marmorfußboden, die holzgetäfelten Wände und die Ölgemälde an den Bilderschienen zu bewundern. Von irgendwoher waren ferne Stimmen, Gelächter und leise Musik zu hören. Es hörte sich an wie eine Cocktail- oder Dinnerparty, deren üblicherweise
ausgesprochen langweilige Gäste schon genügend Alkohol intus hatten, um sich endlich doch zu amüsieren. Man brachte ihn zu einer Tür, und er betrat ein Arbeitszimmer. Hier waren keine Menschen zu sehen, und er stellte sich mit hinter dem Rücken verschränkten Händen in die Raummitte. Er versuchte, sich unbeeindruckt vom Ort und Anlass dieses Treffens zu geben, aber ihm war klar, dass man ihn hierherbestellt hatte, um Eindruck zu machen. Er würde sich Mühe geben, zumindest teilweise diesen Erwartungen zu entsprechen.
    Auf einem Sideboard stand ein Silbertablett, darauf ein Dekanter mit Weinbrand und zwei Gläser, damit er und sein Gastgeber während ihrer Unterredung etwas zu trinken hatten. Aus einer Laune heraus schenkte er sich ein Glas ein. So etwas konnte leicht auch als Unverschämtheit interpretiert werden, doch Aniskowatsch glaubte, dass sein Gastgeber dies als Zeichen der Stärke interpretieren und von seinem Selbstvertrauen beeindruckt sein würde.
    Die meisten Menschen wären in einer vergleichbaren Situation nervös gewesen, doch Aniskowatsch war so ruhig wie nie zuvor. Er betrachtete sein Spiegelbild in einem ovalen Spiegel über dem offenen Kamin. Er hatte sich beim Rasieren geschnitten, nur ein winziger Kratzer am Kinn, der bedauerlicherweise sein Erscheinungsbild etwas in Mitleidenschaft zog, der aber, wie er auch bemerkte, seinem atemberaubenden Äußeren eine gewisse markante Männlichkeit verlieh. Mit seinem Kinn wie ein Amboss und den dunklen, hypnotischen Augen war er ohne Zweifel der bestaussehende Mann seiner gesamten Abteilung – und mit etwas weniger Bescheidenheit auch der gesamten Organisation. Er stellte sich gerne vor, wie die überwiegende Mehrzahl der weiblichen Angestellten in der Zentrale sich die Finger nach ihm leckten.
    Er hörte die Schritte draußen im Flur, tat aber überrascht, als eine Stimme in seinem Rücken ertönte: »Verzeihen Sie meine Verspätung, Gennadi.«

    Aniskowatsch drehte sich um und neigte leicht den Kopf. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Genosse Prudnikow.«
    Der Mann in der Tür war groß und schwer und trug ein gut geschnittenes Jackett, das ihn mindestens zehn Pfund leichter machte. Er war Ende fünfzig, sah aber etliche Jahre jünger aus. Er trug ein freundliches Lächeln im Gesicht und war, allen Berichten zufolge, ein ausgesprochen umgänglicher Mensch, doch Aniskowatsch wusste, dass er auch sehr skrupellos sein konnte. Es war sein erstes Zusammentreffen mit dem Führer der Sluschba Vneschnej Razjedki, abgekürzt SVR, des russischen Auslandsgeheimdienstes.
    Aniskowatsch stellte sein Brandyglas ab und ging auf seinen Vorgesetzten zu. Sie schüttelten einander die Hand, und Aniskowatsch überließ Prudnikow den festeren Händedruck, wenn auch nur minimal.
    »Ich habe immer bedauert, dass wir uns nicht schon längst kennengelernt haben, Oberst Aniskowatsch.« Prudnikows Blick wanderte zu dem Glas und dann zu dem Dekanter, und Aniskowatsch fürchtete eine Sekunde lang, er habe ihn beleidigt, doch Prudnikow lächelte. »Sie trinken also, wie ich sehe – gut.« Er ließ Aniskowatschs Hand los und schenkte sich ebenfalls einen großzügigen Schluck ein. »Ich traue keinem Mann, der nicht trinkt.«
    Aniskowatsch musste innerlich lächeln, weil er die Situation so treffend eingeschätzt hatte. »Ich neige dazu, Ihnen zuzustimmen. «
    Prudnikow neigte den Kopf leicht in Aniskowatschs Richtung. »Sagen Sie das jetzt, weil Sie das tatsächlich glauben, oder nur, weil ich Ihr Vorgesetzter bin?«
    Aniskowatsch zuckte

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