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Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Titel: Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Respektlosigkeit, doch dann sagte er sich immer wieder, dass er da zu viel hineininterpretierte. Und selbst, wenn nicht: Er wollte verdammt noch mal garantiert nicht als Mimose dastehen, indem er darauf beharrte, dass Ferguson ihn Mr. Roland Procter nannte.
    »Russland ist Ihr Gebiet, Will«, erwiderte Procter und freute sich, dass er gleich Gelegenheit bekam, ebenfalls einen übertrieben vertraulichen Ton anzuschlagen. Ihm war sehr wohl bewusst, dass Ferguson es nicht mochte, wenn sein Vorname abgekürzt wurde. »Ist der Verdacht gegen den SVR realistisch?«
    Ferguson schaute ihn an und überlegte kurz. »Das ist natürlich mehr als nur eine Möglichkeit unter vielen. Schließlich geht es hier um russische Waffentechnik. Moskau wird alles tun, um seine Geheimnisse zu schützen.«
    »Finden Sie, dass das ihr Stil ist?«, wollte Chambers wissen.
    »Finden Sie nicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Glauben Sie nur ja nicht, dass der KGB nicht in der Lage oder willens wäre, Ozols zu exekutieren. Wenn sie ihm auf die Schliche gekommen sind, dann hätten sie doch mit Sicherheit versucht, sich die Informationen zurückzuholen und das Leck zu stopfen, meinen Sie nicht auch? Und Verräter werden bestraft, immer und überall, ganz egal, wo sie sind.«
    Procter wusste, dass Fergusons Bezeichnung des SVR als KGB noch ein Überbleibsel aus den Zeiten des Kalten Krieges war. Für ihn waren die beiden ein und dasselbe. Ferguson mochte in jenen düsteren Tagen des 20. Jahrhunderts so etwas wie ein Held gewesen sein, aber er hatte den Anschluss verpasst, hatte sein Denken nicht modernisiert. Die Welt hatte sich weitergedreht. Ost und West repräsentierten nicht mehr länger irgendwelche Ideale, sondern nur noch Himmelsrichtungen.

    Procter fuhr fort: »Aber die möglichen Konsequenzen …«
    »Was denn für Konsequenzen?« Ferguson sah tatsächlich wütend aus. »Solange wir keine absolut unwiderlegbaren Beweise haben, dass sie tatsächlich hinter diesem Attentat stecken – und die wird es selbstverständlich niemals geben –, machen wir doch heutzutage sowieso nichts anderes mehr, als sie ein bisschen auszuschimpfen. Was könnten wir realistischerweise denn unternehmen? Und seien wir doch ehrlich, wir könnten ihnen dabei nicht einmal gerade in die Augen schauen. Immerhin wollten wir deren Technologie stehlen. Nicht gerade die beste moralische Ausgangsbasis, um ihre Methoden zu kritisieren. Ozols war ein Verräter, auch das sollten wir nicht vergessen. Wir hätten gar kein Recht, mit dem Säbel zu rasseln, und denen wäre es sowieso egal.
    Außerdem darf ich Sie daran erinnern, dass es sich um eine Technologie handelt, die wir Moskau schon mehrfach abkaufen wollten, ohne dass sie sich darauf eingelassen hätten? Alle glauben anscheinend, dass der russische Bär wegen Glasnost seine Klauen verloren hat, dass eine fünfzigjährige Rivalität sich in Freundschaft verwandelt hat. Was für eine lächerliche Vorstellung! Ich kann einfach nicht glauben, dass ganz Amerika sich so einfach einlullen lässt. Ein Bär ist und bleibt ein gottverdammter Bär. Mag sein, dass er ein wenig schwächer geworden ist, aber das bedeutet nur, dass er listiger vorgehen muss.«
    Für einen kurzen Moment hing ein ungemütliches Schweigen in der Luft. Ferguson war rot angelaufen. Procter fehlten die Worte. Dann empfand der alte Drecksack also tatsächlich eine gewisse Verbitterung. Die Weltordnung hatte sich gewandelt, und er besaß in dieser veränderten Welt nicht mehr den gleichen Stellenwert wie zuvor. Ferguson hatte offensichtlich viel zu viel Zeit mit dem Kampf gegen die Kommunisten zugebracht, um jetzt loslassen zu können. Das war ziemlich jämmerlich, ein echtes Trauerspiel. Je früher Ferguson in Ruhestand ging, desto besser.

    »Und«, sagte Procter schließlich, »was sollen wir Ihrer Meinung nach unternehmen?«
    Ferguson holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Wie wär’s, wenn wir erst einmal dahinterkommen, was die Russen überhaupt vorhaben?«

Kapitel 40
Schukowka, Russland Samstag 21:04 MSK
    Oberst Aniskowatsch stieg aus seinem Geländewagen und nickte dem Fahrer zu, der daraufhin die Tür hinter ihm schloss. Schotter knirschte unter Aniskowatschs Füßen, während er sich der dreigeschossigen Datscha näherte. Sie stammte noch aus der Zeit vor der Revolution und war ein riesiges, prachtvolles Gebäude, umstanden von hohen, jetzt schneebedeckten Tannen, die es vor neugierigen Blicken schützten. Für ein Gebäude mit zwölf

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