Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
Bildschirm ließ sich mitverfolgen, wie die Datei in eine Vielzahl anderer Dateien entpackt wurde.
»Sie haben doch gesagt, es könnte Tage dauern«, meinte Victor.
»Hat es auch«, entgegnete die Maklerin. »Zwei Tage, um genau zu sein. Und dabei haben wir sogar noch Pech gehabt. Ozols hat lediglich eine ganz normale 40-Bit-Verschlüsselung verwendet. Das hätte uns eigentlich klar sein müssen, mir zumindest. Im Rückblick erscheint es mir völlig einleuchtend. Der Kerl war doch ein pensionierter Marineoffizier, oder? Also nicht einmal ein ehemaliger Geheimdienstler. Er hatte ja gar keinen Zugang
zu komplexeren Verschlüsselungsprogrammen. Wahrscheinlich war ihm nicht einmal der Unterschied zwischen den verschiedenen Verschlüsselungsarten bewusst. Ich wette, er hat einfach das genommen, was sein Betriebssystem ihm angeboten hat. Er wollte den Stick ja nicht absolut unknackbar machen, sondern den Käufern übergeben. Wahrscheinlich hat er den Inhalt nur mit einem Passwort geschützt, für den Fall, dass er das verdammte Ding aus Versehen im Bus liegen lässt.«
Victor blieb stumm. Die Maklerin hatte Erfolg gehabt, im Gegensatz zu ihm. Er dachte an Norimow und was die russischen Sicherheitsdienste ihm in einem fensterlosen Raum alles antun konnten, um ihn zum Sprechen zu bringen. Vielleicht war er ja sogar schon tot, mit einem Schuss in den Hinterkopf, als Rache für die Agenten, die Victor zum Opfer gefallen waren.
Victor gab sich ein Versprechen. Er würde sich bei Norimow erkenntlich zeigen, falls er immer noch am Leben war, und wenn nicht, dann würde er ihn rächen. Er hatte ein bestimmtes Gesicht vor Augen, einen Mann um die vierzig, blasse Haut, dunkle Augen, kantiges Kinn, gebieterische Haltung. Der Mann, der unmittelbar vor der Explosion aus dem Lastwagen gesprungen war. Victor würde ihn finden, und wenn es Jahre dauern sollte.
Da wurde ihm bewusst, dass die Maklerin ihn anstarrte.
Er beachtete sie nicht und trat näher. Sie öffnete eine der Dateien und rutschte beiseite, damit Victor besser sehen konnte.
Die Maklerin sagte: »Ich habe Ewigkeiten gebraucht, bis mir klar war, was das ist.«
Ein Bild füllte den Monitor aus, eine Art computeranimierte Grafik, überwiegend blau, mit einem Gitternetz und zahlreichen Ziffern versehen. In der Mitte waren verpixelte Umrisse zu erkennen. Die Maklerin klickte einmal, und das nächste Bild erschien. Der Lichtschimmer des Monitors spiegelte sich in Victors Augen.
»Was ist das?«
Kapitel 48
Moskau, Russland Montag 23:05 MSK
»Das sind Sonaraufnahmen«, erwiderte Oberst Aniskowatsch.
Er stand vor Prudnikows lächerlich großem Schreibtisch. Mehrere Computer-Terminals hätten darauf völlig problemlos Platz gefunden, aber abgesehen von den ausgedruckten Sonarbildern, einem bescheidenen Flachbildschirm, der Tastatur und der Maus war der Schreibtisch leer. Prudnikow saß in einem ergonomisch geformten Ledersessel dahinter.
Sie befanden sich in der Zentrale des SVR. Der hochmoderne Bau war der Nachfolger des einstigen KGB-Hauptquartiers, die Lubjanka am Dscherschinski-Platz in der Moskauer Innenstadt. Dort residierte heute der FSB. Die SVR-Zentrale dagegen befand sich in Jasenewo, am Stadtrand, und die äußerliche Ähnlichkeit mit der CIA-Zentrale in Langley war keineswegs nur Zufall.
Aniskowatsch verabscheute den geschmacklosen, von der CIA abgekupferten Bau in Jasenewo und wäre sehr viel lieber am Dscherschinski-Platz geblieben. Das alte Gebäude war ein Meisterwerk der wunderschönen russischen Architektur. Vor der Revolution hatte es ausgerechnet eine Versicherungsgesellschaft beherbergt.
Der Leiter des SVR betrachtete die Fotos einen Augenblick lang. »Und was sehe ich da?«, wollte er wissen.
Sein Tonfall verriet eine gewisse Ungeduld. Um diese Zeit arbeiteten nicht einmal Spione mehr gerne.
Aniskowatsch hatte seinen besten Anzug angelegt, die Krawatte akkurat zurechtgezurrt, die Schuhe spiegelblank poliert. Jedes Haar auf seinem Kopf war makellos gekämmt. Die grässliche Wunde im Gesicht würde nicht von heute auf morgen verheilen, aber zumindest verschwand sie unter dem Verband,
und außerdem machte sie deutlich, dass sein Leben in Gefahr gewesen war – auch wenn er sein Spiegelbild, an dem er sich früher nie hatte sattsehen können, zu hassen begonnen hatte. Nächste Woche hatte er einen Termin bei einem Schönheitschirurgen in Deutschland.
»Die Bilder zeigen ein gesunkenes Schiff«, erwiderte Aniskowatsch. »Meine Leute halten es für
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