Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
Luitgers Stimme wahrzunehmen, als hätte er Alvarez’ Frage als Angriff oder Beleidigung aufgefasst. Durchaus nachvollziehbar. Luitger hätte sich ja gar nicht erst bei ihm gemeldet, wenn er die Information nicht für zuverlässig hielte.
»Gibt es vielleicht eine Aufnahme von seinem Gesicht aus einer Überwachungskamera?«
»Nein. Bedauerlicherweise hat unser gemeinsamer Freund immer Glück gehabt. Zumindest ist sein Gesicht kein einziges Mal zu erkennen.«
Alvarez musste grinsen. »Nein, das war kein Glück. Sie haben den Richtigen entdeckt. Danke, dass Sie sich so schnell gemeldet haben.«
»Gern geschehen. Ich finde es wichtig, dass unsere Dienste einander unterstützen, so gut sie können, auch wenn die politische Führung da manchmal anderer Ansicht ist.«
»Auf jeden Fall.«
»Wie wollen Sie jetzt vorgehen? Meine Leute setzen die Ermittlungen fort, so gut es geht, aber wir müssen uns wohl damit abfinden, dass der Verdächtige Deutschland bereits wieder verlassen hat. In diesem Fall endet meine Autorität an der Grenze.«
Alvarez’ Gehirn war bereits auf der Überholspur und versuchte, die verschiedenen Möglichkeiten durchzuspielen. Er musste diese neue Erkenntnis so schnell wie möglich nach Langley melden. Wenn der Killer nach Tschechien ausgewichen war, dann sah es wirklich nicht gut aus. Er würde mit Kennard Kontakt aufnehmen müssen, um ihn einerseits zu informieren und andererseits zu erfahren, ob es in Paris etwas Neues gab, und wenn ja, was. Da merkte er, dass Luitger immer noch am Telefon war.
»Machen Sie sich keine Gedanken, mein Freund«, sagte Alvarez
tröstend, trotz eines Anflugs von Entmutigung. »Sie haben uns schon mehr als genug geholfen.«
Sie verabschiedeten sich voneinander, und Alvarez drückte eine Kurzwahltaste. Es dauerte nicht lange, da meldete sich Kennard. Seine Stimme klang müde.
»John, hör gut zu: Der Killer war in Swjatoslaws Wohnung«, sagte Alvarez.
»Hat er was gefunden?«
»Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage.«
»Und du, hast du was Neues entdeckt?«
Alvarez musste niesen und legte die Hand über die Sprechmuschel. »Das BKA sagt, dass der Killer nach Tschechien geflogen ist.«
»Nach Tschechien?«
»Nach Prag, um genau zu sein. Aber mittlerweile kann er überall sein.«
»Was hat der Kerl bloß vor?«
»Das wäre dann die Eine-Milliarde-Dollar-Frage. Hast du was zu schreiben? Pass auf.«
Alvarez gab Kennard eine ganze Reihe Anweisungen durch und legte auf. Er nieste noch einmal. Hoffentlich bekam er jetzt keine Erkältung. Das wäre mal wieder typisch. Er griff noch einmal nach dem Telefon und bestellte beim Zimmerservice eine große Kanne starken Kaffee. Ihm stand eine lange Nacht bevor.
Kapitel 18
Paris, Frankreich Dienstag 23:16 MEZ
Kennard klappte sein Handy zu und nahm sich kurz Zeit, um gründlich nachzudenken. Er befand sich gerade im Hotel des Killers, hatte den vollständigen Untersuchungsbericht vor sich
liegen und versuchte, sich möglichst umfassend und realistisch vorzustellen, was sich hier abgespielt hatte, für den Fall, dass ihnen irgendetwas entgangen sein sollte. Die französische Polizei war zwar immer noch verdammt unkooperativ, aber wenigstens ließen sie ihn in Ruhe.
Jetzt, nachdem Alvarez ihn über die Ereignisse in Deutschland informiert hatte, ließ Kennard seine momentane Arbeit erst einmal ruhen. Er hastete durch das Hotel und hinaus auf die Rue du Faubourg Saint-Honoré. Am Tag zuvor war die Straße fast unmittelbar nach den Schüssen zu beiden Seiten jeweils bis zur nächsten Querstraße abgesperrt worden. Kennard konnte sich noch gut an die gestressten Mienen der Polizisten erinnern, die sich nach Kräften bemüht hatten, den Berufsverkehr umzuleiten.
Aber jetzt war es, als sei nie etwas passiert. Nur im Inneren des Hotels gab es noch ein paar Absperrungen. Draußen zischten die Pariser in ihren lächerlich kleinen Autos schon wieder viel zu schnell durch die Straße, nur um bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf die Hupe zu drücken. Ob es dafür wirklich einen Anlass gab, schien niemanden zu interessieren.
Kennard hasste die Franzosen, er hasste einfach alles an diesem Land. Die Menschen, die Sprache, die sogenannte Kultur. Sogar das Essen war Mist. Na klar, für ein ganzes Monatsgehalt bekam man durchaus etwas halbwegs Essbares vorgesetzt, aber fettige Omeletts, hartes Brot, ranziger Käse und Fleisch mit Fäulnisduft entsprachen nicht gerade seiner Vorstellung von einem guten Essen. Am liebsten hätte er
Weitere Kostenlose Bücher