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Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Titel: Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Überleben Notwendige auch. Das Wichtigste war, sich unentwegt zu beschäftigen. Wenn er nicht arbeitete, dann verbrachte er viele Stunden am Tag damit, körperlich in Topform zu bleiben, und weitere Stunden mit der Weiterbildung und dem Feinschliff seiner Fähigkeiten. Es konnten Wochen vergehen, bis er einen neuen Auftrag bekam, aber er folgte einer Berufung, die ihn rund um die Uhr in Anspruch nahm. In der restlichen Zeit ging er klettern, fuhr Ski, las, spielte Klavier und reiste kreuz und quer durch die Welt.
    Doch es gab ein paar Dinge, die sich durch solche Ablenkungen nicht ersetzen ließen. Wenn Victor beispielsweise an eine Partnerschaft dachte, dann ging seine Vorstellung nie weiter als bis zu einer Hure, die er so gerne mochte, dass er sie mehr als einmal buchen wollte, und die ihm glaubhaft vorspielen konnte, dass sie seine Berührungen nicht abstoßend fand.

    Wenn er den Blick durch dieses pittoreske Tal schweifen ließ, dann konnte er beinahe so tun, als sei Paris nie geschehen. Hier war er nur noch einer unter vielen wohlhabenden Geschäftsmännern, der sich in die Einsamkeit der Berge zurückgezogen hatte und es einfach genoss. Vielleicht konnte er ja hierbleiben. Er hatte genügend Geld auf die Seite gelegt, um jahrelang davon leben zu können, wenn er es nicht allzu freigiebig verschleuderte. Und wenn es zur Neige ging, dann konnte er sich vielleicht eine richtige Arbeit suchen, konnte Sprachen unterrichten oder vielleicht sogar Bergsteigen. Ihm war klar, dass er nur in seinen Träumen gut genug war, um nicht nur blutigen Anfängern Klavierunterricht geben zu können. Aber wenn er unterrichten wollte, musste er unbedingt an seinen zwischenmenschlichen Fähigkeiten arbeiten. Vielleicht konnte er irgendwann ja sogar anfangen, ein ganz normales Leben zu führen. Vorausgesetzt, er wusste noch, wie das ging.
    Der erste Schritt wäre dann, den USB-Stick in tausend Teile zu zerlegen und in eine Schlucht zu werfen und einfach zu vergessen, dass er den Ozols-Auftrag jemals angenommen hatte. Er war all seinen Feinden entkommen. Niemand wusste, dass er hier war. Er konnte sich einfach verstecken, keinen Auftrag mehr annehmen. Hier würden sie ihn niemals finden. Er nickte.
    Ja, es war Zeit auszusteigen.
    Gerade, als er sich vom Fenster abwenden wollte, fiel sein Blick auf eine Stelle hoch oben auf den baumbestandenen Hügeln im Westen des Chalets. Er bemerkte ein Glitzern, ein winziges Flackern. Die Sonne spiegelte sich auf einer Metalloberfläche.
    Oder auf Glas.
    Er begriff zu spät, was das zu bedeuten hatte. Einen Augenblick später war an ebendieser Stelle ein kleiner, heller Blitz zu sehen. Er wollte sich nach links werfen, als das Fenster direkt vor ihm plötzlich ein Loch bekam.
    Die Kugel traf ihn mitten in die Brust, und es wurde still. Er
bemerkte die spinnwebartigen Risse im Panzerglas und das winzige Loch im Zentrum des Spinnennetzes. Bis auf das dumpfe Dröhnen seines Herzschlags drang kein Geräusch an sein Ohr.
    Er konnte nicht mehr richtig sehen. Alles verschwamm ihm vor den Augen.
    Das Fenster schien ruckartig zur Seite zu sinken, als seine Beine nachgaben. Er war verwirrt, doch dann schlug er mit dem Hinterkopf auf die polierten Fußbodendielen. Er wollte atmen, keuchte, mit weit aufgerissenem Mund, saugte mit aller Kraft etwas Luft in seine Lungen.
    Behutsam betastete er seine nackte Brust, fühlte das klebrige Blut, Schmerzen, als er das heiße Projektil berührte, das in seinem Körper steckte. Er hatte eigentlich mit einem großen Loch gerechnet, mit ungehindert herausströmendem Blut, aber das Projektil ließ sich anfassen, greifen. Das hintere Ende ragte noch ein Stück weit hervor. Die Kugel hatte das Brustbein nicht durchschlagen.
    Die aus Polycarbonat und Glas laminierten Fensterscheiben des Chalets hielten doch sogar Hochgeschwindigkeitsprojektilen stand … fast, dachte Victor.
    Das Glas hatte die Kugel zwar nicht aufgehalten, aber immerhin so stark abgebremst, dass sie beim Treffer fast keine Energie mehr besessen hatte. Victor ignorierte das Brennen, zog die Kugel heraus und warf sie zur Seite. Das war anstrengend. Er wollte aufstehen, wusste aber nicht mehr, wie er seinen Gliedern die entsprechenden Befehle geben sollte. Die Deckenbalken schmolzen ineinander.
    Er erkannte, was da gerade geschah, konnte aber nichts dagegen tun. Der Aufprall der Kugel hatte seinen Körper in einen Schockzustand versetzt und das Herz aus dem Rhythmus gebracht. Sein Körper konnte das Geschehene

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