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Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Titel: Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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konnte, und doch kam ihm die Welt hier oben sehr viel zivilisierter vor als die da unten.
    Er spannte die Arm- und Beinmuskeln, zog, drückte und riss die Krallen der Steigeisen aus dem Eis, um sie ein Stück weiter oben wieder hineinzuschlagen. Die Anstrengung und der Stress erschütterten seinen Körper, doch die unmittelbare Gefahr besänftigte seinen Geist. Er besaß volles Vertrauen in seine Fähigkeiten, aber er musste auch weiterhin hundertprozentig konzentriert bleiben. Er benutzte weder Schrauben noch Karabiner noch ein Seil. Wenn er also die Konzentration schleifen ließ, dann stürzte er ab. Wenn er abstürzte, war er tot. So einfach war das.
    Außer dem Wind, dem ins Eis dringenden Metall und seinem schweren Atem war kein Geräusch zu hören. Das Gefühl totaler Freiheit war überwältigend. Er fühlte sich entspannt und im Einklang mit sich und seiner Umgebung.
    Nach weiteren drei Metern legte er erneut eine Pause ein. Er beugte sich nach hinten, ließ den einen Eispickel los und holte einen Bonbon aus einer Tasche. Erfreut stellte er fest, dass er einen grünen erwischt hatte, und steckte ihn in den Mund. Dadurch blieb sein Mund feucht, und er empfand keinen Durst, und darüber hinaus schmeckten die Dinger auch noch gut. Victor lutschte und wandte den Kopf zur Seite, um den Ausblick zu genießen. Nichts als Berge und schneebedeckte Baumwipfel.
    Er hätte stundenlang hier hängen können, doch dann spürte
er etwas Nasses im Gesicht. Er blickte nach oben, mit zusammengekniffenen Augen. In der gleißenden Sonne sah er Wassertropfen glitzern. Das Eis fing an zu schmelzen. Angesichts des wolkenlosen Himmels nicht weiter verwunderlich. Er kletterte weiter, ohne Hast, denn er wusste, dass er, lange bevor ihm wirklich Gefahr drohte, den Gipfel erreichen würde.
    Das Eis über ihm ächzte.
    Victor verharrte und schaute nach oben. Rund sieben Meter über ihm löste sich gerade eine überhängende Eisplatte. Victor presste sich flach an den Wasserfall, während große Brocken Eis und Schnee an ihm vorbei in die Tiefe stürzten. Er musste seine Einschätzung korrigieren und beeilte sich. Seine Muskeln verlangten nach mehr Sauerstoff und produzierten Milchsäure, seine Lungen schmerzten unter dem Ansturm der eisigen Luft. Er kletterte schnell, rammte die Eispickel und Steigeisen wuchtig ins Eis, zog und drückte und wiederholte diesen Vorgang ein ums andere Mal, so lange, bis er den Gipfel erreicht hatte und, alle viere von sich gestreckt, in den Schnee sank.
     
    Ein paar Stunden später war er wieder in seinem Chalet und bereitete sich ein frühes Mittagessen zu. Zuerst Bruschetta con Funghi nach einem eigenen Rezept, und als Hauptgang zwei große Würstchen-Sandwiches. Genau das Richtige. Anschließend noch ein Protein-Shake und eine Handvoll Vitamine und Mineralstoffe in Pillenform. Nach dem Baden setzte er sich nackt auf sein Bett und holte die Pistole aus dem Halfter, das an der Unterseite des Bettrahmens festgeschnallt war. Er ließ das Magazin herausschnappen, nahm die Patronen heraus und legte sie dann in derselben Reihenfolge wieder ein. Schließlich steckte er die Waffe an ihren Platz zurück.
    Es war später Vormittag. Er ging hinüber zum westlichen Fenster und zog die Jalousie mit einem kräftigen Ruck an der Schnur nach oben. Das Tal zog sich bis weit in die Ferne. Im Zentrum war das Dörfchen Saint Maurice mit seinen dreieckigen,
schneebedeckten Dächern zu sehen. An den Berghängen Nadelbäume. Schneeweiße Gipfel säumten den Horizont.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Victor fast geglaubt, dass er sein Leben von der Art und Weise, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente, abspalten konnte. Aber diese Zeit war längst vorbei. Mittlerweile war ihm klar, dass er eigentlich nur existierte, ohne wirklich zu leben. Normale Menschen versteckten sich nicht in abgelegenen Bergdörfern, hinter gepanzerten Türen und siebeneinhalb Zentimeter dickem Sicherheitsglas. Er konnte sich kaum mehr daran erinnern, wie es vorher gewesen war.
    Er lebte allein, zu seinem eigenen Schutz. Hier kannte ihn niemand, und er kannte ebenfalls niemanden. Außerdem fand er es einfacher, nicht in der Stadt mit all den vielen Menschen zu wohnen. So konnte er alles das, was nicht alltäglich war, schneller bemerken. Alleine zu leben war ihm noch nie schwergefallen, aber vollkommene Einsamkeit, daran hatte er sich erst gewöhnen müssen. Schließlich aber hatte er auch diese Herausforderung gemeistert, genau wie alles andere zum

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