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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Haupthaus. Sie hatten keine Ahnung, was der Sturmtrupp von Razor 1 da vorgefunden hatte. So cool es sich anhört, wenn Cops es sagen – SEALs rufen nicht „Schüsse gefallen“. Das Team von Razor 2 wusste nur, dass der Boss im Hauptgebäude war und dass es heiß hergehen würde.
    Die übrige Mannschaft von Razor 2 hatte alle Hände voll zu tun. Das Gästehaus war eine niedrige Schuhschachtel mit Flachdach. Drei Familien teilten sich zwei Badezimmer und jeder Wohnbereich verfügte über eine Kochnische. Ein Labyrinth von Zimmern schloss sich an und ein Mann war schon schussbereit aus dem Haus gekommen. Sollten sich weitere Gegner im Gästehaus aufhalten, müssten die SEALs sie einzeln ausschalten.
    Aus einer der offenen Türen war ein weinender Dreijähriger aufgetaucht, der auf den Hubschrauber zeigte. Es waren Frauen und Kinder im Haus. Man konnte es also nicht „räumen“, indem man einfach eine Handgranate hineinwarf. Die Zimmer mussten der Reihe nach inspiziert werden. Zwischen Feinden und Unbeteiligten würden die SEALs erst im aktiven Feuergefecht unterscheiden können. Schüsse, um Geiseln von Geiselnehmern zu trennen und Terroristen von menschlichen Schutzschilden, bezeichnete man als „Nahkampf “. In dieser Disziplin kann dem Team 6 im US-Militär niemand das Wasser reichen. Bei gezielten Präzisionsschüssen und dem Aussieben von Zielpersonen sind sie absolut unerreicht.
    Als sie eindrangen, um die Räume zu sichern, stiegen die SEALs über die Leiche von Abu al Kuwaiti. Er hatte sein Lebensziel erreicht – den Märtyrertod – und war kämpfend untergegangen. Hätte er nach oben gezielt statt ins Gelände, hätte er Razor 2 abschießen und alle Mann an Bord töten können.
    Doch das hatte nicht sein sollen. Nicht in dieser Nacht.
    Alle Räume wurden systematisch überprüft. Es befand sich ein halbes Dutzend Kinder darin. Sie wurden in sicheren Gewahrsam genommen und die Suche ging weiter, bis alle Zimmer geräumt waren. Das Ganze dauerte etwa zwei Minuten. Es fiel kein Schuss.
    Ein Mann sollte Razor 2 informieren, dass das Gästehaus gesichert war. Seit der Geronimo-Meldung hatte es keinen Funkverkehr gegeben, doch der Command Bird hatte „Palm Beach“ gemeldet. Das hieß, er war auf dem Weg.
    Razor 2 kehrte auf seine Schwebeposition an der Südspitze des Grundstücks zurück. Dort würde der Hubschrauber exakt so lange bleiben, wie sich die SEALs am Zielobjekt aufhielten. Der Scharfschütze und der Beobachter an Bord von Razor 2 gaben den SEALs Deckung von oben. Sie überwachten das gesamte Anwesen, während sich das Team am Haupthaus zusammenzog.
    Die Leichen al Kuwaitis und seiner Frau wurden auf dem Rasen abgelegt und al Kuwaitis Waffe wurde geborgen. Nachdem die SEALs festgestellt hatten, dass sich unter den Bewohnern keine bewaffneten Gegner befanden, wurde ein SEAL beordert, die Jüngsten aus dem Gebäude zu schaffen. Sie verließen das Haus durch die westlichste, von den Leichen abgewandte Tür und wurden angewiesen, sich zusammen in eine Ecke zu setzen, die das Gästehaus mit der Außenmauer bildete. Als die übrigen Gebäude geräumt wurden, kamen immer mehr Kinder und Frauen hinter das Haus, nachdem Unbeteiligte von Kämpfern getrennt worden waren.
    Dieser Teil der Operation wird „the sort“ genannt – Sortierung. Als noch mehr Kinder auftauchten, forderte Rich Horn den Dolmetscher an.
    „Sie sollen mit ihren Müttern in eine Gruppe. Nehmen Sie ihre Namen auf und fotografieren Sie sie. Halten Sie sie alle hier in der Ecke fest“, rief er. „Keiner kommt rein, keiner kommt raus. Zählen Sie sie durch.“
    Rich konnte das Klopfen der beiden Chinooks hören, als diese sich von den Bergen her näherten und über dem Anwesen eintrafen. Inzwischen hatten sich die Hühner herausgewagt und liefen umher. Vielleicht dachten sie, dass sie gefüttert würden. Später stellte sich heraus, dass sich über 100 Hühner auf dem Grundstück befanden – von denen allerdings manche über die Mauer geflattert waren. Kühe und zwei Büffel grunzten. Das Zielobjekt wirkte allmählich wie eine Arche Noah.
    Rich befahl seinen Männern, alles auseinanderzunehmen, um die Strela-Raketen zu finden, die nach Informationen des Nachrichtendienstes vor Ort sein könnten, um Osama zu schützen. Sie mussten unbedingt aufgespürt werden. Kein Helikopter im Umkreis von drei Kilometern war außer Gefahr, solange die Raketen nicht sichergestellt waren – und die beiden Chinooks waren ihr Ticket nach Hause. Die

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