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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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in ihr Bewusstsein. Die Bewegungen des Feindes vollziehen sich scheinbar in Minuten anstelle von Sekunden – während die Bewegungen der Schützen schnell und schwerelos sind. Ein SEAL muss nicht denken, um sich zu bewegen. Um eine Kugel ins Ziel zu bringen, muss er sich lediglich konzentrieren.
    Jedes Mitglied des SEAL-Teams 6 hat an Hunderten, wenn nicht gar Tausenden von Nahkampfgefechten teilgenommen. Die beiden Schützen, die in Osamas Schlafzimmer eindrangen, hatten so viele Hundert Stunden im Kampfeinsatz zugebracht, dass ihnen fast jedes Verhalten vertraut war, das ein fliehender, kämpfender oder kapitulierender Mensch an den Tag legen konnte.
    Manche SEALs sagen, sie erinnern sich an Feuergefechte, als wären diese von einer über und hinter ihnen befindlichen Kamera gefilmt worden – als laufe alles in Zeitlupe und jede Bewegung des Feindes würde herangezoomt, sodass sich die Einsatzkräfte selbst sehen können wie Figuren auf einer Bühne. Erste Person trifft auf dritte Person.
    Amal kreischte. Sie hatte die Stimmen im Flur gehört und immer wieder ein mehrsilbiges Wort. Auch jetzt noch knisterte „Geronimo“ aus Headsets überall auf dem Gelände. Sie war ans Fußende der Matratze gedrängt worden, wo sie halb auf, halb neben dem Bett kniete und versuchte, sich daran festzuhalten. Links von ihr zielten zwei SEALs an ihr vorbei und ihre Lichtkegel liefen zusammen.
    Auf Arabisch rief sie: „Nein, nein, tun Sie das nicht.“
    Osama stand hinten an der Wand. Er warf sich über das Doppelbett, um an die AKSU zu kommen, die er am Kopfende aufbewahrte. Der Raum roch nach alten Kleidern, wie das Gästezimmer im Haus einer älteren Dame – wie ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben war.
    Amal, die im Lichtschein stand, hob die Hand vor die Augen. Auf Arabisch sagte sie: „Er ist es nicht“, und dann noch etwas, das die SEALs nicht verstehen konnten.
    Vier schallgedämpfte Schüsse wurden abgefeuert, zwei Patronen und noch zwei. Beide SEALs feuerten in derselben Sekunde und die Berichte ließen sich auf einen Satz reduzieren.
    Die erste Kugel pfiff an Osamas Gesicht vorbei und traf dumpf in die Matratze. Osama schob Amal zur Seite, während er über das Bett robbte. Eine zweite Kugel, die auf Osamas Kopf gezielt war, streifte Amal an der Wade.
    SEALs schießen nicht, um zu verwunden. Sie sind darauf trainiert, zu schießen, um zu töten. Amal wurde getroffen, weil Osama sie zwischen sich und die Männer gebracht hatte, die in sein Schlafzimmer eingedrungen waren.
    Während seine Frau verwundet vorwärts kroch, griff Osama nach seiner AKSU. Doch er schaffte es nicht. Zwei Predator-Patronen der US Navy vom Typ M855, Kaliber 5,56 Millimeter, schlugen in seinen Körper ein. Eine traf ihn neben dem Brustbein und zerfetzte ihm die Aorta. Die letzte Kugel durchdrang seinen Schädel und tötete ihn auf der Stelle.
    Auf der anderen Seite des Grundstücks schwebte Razor 2 nach wie vor über dem Gästehaus. Der Hubschrauber wollte gerade auf dem Dach landen, als über Funk die Meldung „Geronimo, Geronimo, Geronimo“ einging. Razor 2 würde landen und dann würde der Sprengtrupp ein Loch durch die zweite Mauer des Anwesens blasen, die das Gästehaus vom Hauptgebäude trennte. Die SEALs würden durch das Loch einfallen und die Nebengebäude räumen. Das alles würde nur 20 Sekunden dauern.
    Manche SEALs hätten sich lieber gleich auf das Dach des Gästehauses abgeseilt, doch an Bord von Razor 2 befanden sich zwei Besatzungsmitglieder, denen das Probleme bereitet hätte. Der eine war der Hund Karo, der harte K-9-Kerl des Red Squadrons. Der andere war der CIA-Übersetzer, der bestenfalls als Neuling am Seil bezeichnet werden konnte. Einen schnellen Abgang aus 30 Metern Höhe bei Nacht und unter Gewehrfeuer traute ihm das Team nicht zu. Sollte er sich das Bein brechen oder zu Tode stürzen, könnte niemand die Nichtkombattanten befragen.
    Während Mel und der Scharfschütze Feuerschutz gaben, senkte sich Razor 2 auf das Dach des Gästehauses. Sobald der Hubschrauber aufsetzte, drängten die SEALs heraus. Sie halfen Karo und dem „Terp“ (für „Interpreter“ – Dolmetscher) vom Dach. Razor 2 stieg wieder auf 15 Meter und hielt sich in der Schwebe. Mel und sein Schütze deckten weiter das ganze Gelände und achteten auf Fluchtversuche.
    „Geronimo, Geronimo, Geronimo, zweites Deck“, kam es wieder über die Kopfhörer. Unter Führung von Rich Horn machten sich vier Schützen von Razor 2 auf den Weg zum

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