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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Stealth Hawks konnten nicht alle Mann aufnehmen.
    Die SEALs waren noch keine fünf Minuten auf dem Gelände, als der Command Bird landete und Scott Kerr seinen Sturmtrupp zum Eingangstor des Anwesens führte, wo er eine Sprengladung anbrachte und das Tor aufsprengte. Ein Donnerschlag hallte über Abbottabad. Wenn bisher noch keiner gemerkt hatte, dass die SEALs gekommen waren – jetzt wussten es alle. Die Explosion war kilometerweit zu hören.
    Auf der anderen Seite der Stadt flogen Finger über große und kleine Tastaturen, twitterten und mailten Meldungen von der Detonation und den Hubschraubern, die über dem Gehöft kreisten. Getwittert wurde aber erst, nachdem die Chinooks in Stellung waren. Die Stealth Hawks hatten ihrem Namen Ehre gemacht.
    Scott betrat das Gelände, dicht gefolgt von einem Kommunikationsspezialisten – einem der Satcom-Genies von Det Alpha. Sie kletterten durch das aufgesprengte Tor und arbeiteten sich durch scharfen Korditgeruch und geborstenen Stahl in den ländlichen Duft nach Bauernhof, Tieren und Hühnern vor.
    Razor 1 hatte inzwischen den zweiten Stock unter Kontrolle. Razor 2 brachte eine zweite Sprengladung an, um sich Zugang zum Erdgeschoss des Haupthauses zu verschaffen.
    Aus der Dunkelheit erklang eine Stimme: „Wer ist da?“
    „Der Skipper“, entgegnete Scotts Kommunikator.
    Gefragt hatte einer der Sprengsatzleger von Razor 2. Er brachte als Schnellverbinder einen NONEL-Zünder an.
    „Gehen Sie lieber in Deckung, Skipper. Hier wird’s gleich ungemütlich. “
    Scott und seine Männer kauerten sich hinter eine Betonwand.
    „In Deckung!“
    WAMM. Da war schon der grelle Blitz, und dann das Taubheitsgefühl, das die SEALs empfanden, die der Explosion am nächsten gestanden hatten. Ohne auf einen Befehl zu warten, stürzte der Trupp von Razor 2 durch das in die Wand zum Erdgeschoss gesprengte Loch, zerstreute sich in alle Richtungen, überprüfte die Zimmer und schaute in sämtliche Schränke.
    Im Dunkeln wartete jemand auf sie. Arshad Khan war von der Wucht der Explosion benommen und desorientiert. Er hatte seine AK-47 im Anschlag, doch die SEALs sahen ihn zuerst. Zwei Schüsse fielen und er sackte in einem Schlafraum im Erdgeschoss leblos zusammen. Seine Waffe begrub er unter sich. Er hatte keine Zeit mehr gehabt, sie zu benutzen.
    SEALs tragen keine Helmkameras. Hätte man sie damit ausgestattet, wäre das vermutlich der Ausrüstungsgegenstand des US-Militärs mit den allermeisten Fehlfunktionen. SEALs sind vieles, aber was Politik betrifft, sind sie alles andere als naiv. Sie wissen ganz genau, dass die Politiker nur allzu gern ausgiebig über Videoaufnahmen von ihren im Kampf in Bruchteilen von Sekunden gefällten Entscheidungen über Leben und Tod brüten würden. Tage und Wochen nach dem Gefahrenmoment würden ihre schicksalhaften Augenblicksentscheidungen dann von Sesselkommandos in Washington auseinandergenommen.
    Wären im Haupthaus Kameras mitgeführt worden, hätten die Bilder an den Eingang zu einer Grundschule erinnert – mit Whiteboards, Tischen und Büchern.
    „In Deckung!“
    Es gab eine weitere Explosion – diesmal mit einem kurzen, lauten Knall. Eine Schneidladung hatte das Metallgitter gesprengt, das das Erdgeschoss von den darüber liegenden Etagen abtrennte. Teile des Gitters schepperten über den Marmorboden und Fragmente durchschlugen Erdgeschossfenster. Der Rauch hatte sich kaum gelichtet, als Scott schon die ersten Stufen nach oben nahm.
    „Wir kommen rauf! Achtung, verdammt, wir kommen rauf!“
    „Panama!“, riefen die Männer von oben. Mit Codeworten unterschied man zwischen Freund und Feind.
    „Red“, kam die Antwort. So lautete die Losung an jenem Abend.
    Scott Kerr kam die Treppe herauf in den zweiten Stock. Auf dem Treppenabsatz sah er einen Toten liegen.
    „Wer ist das?“
    „Wir arbeiten dran, Skipper. Entweder Hamza oder Khalid.“
    Da tönte es von oben: „Hier, Skipper. Hier drin.“
    „Six bewegt sich. Vorsicht, Six bewegt sich.“
    Niemand sollte bei diesem Einsatz versehentlich erschossen werden.
    Scott betrat den Flur im zweiten Stock. Ein SEAL bewachte die tränenüberströmte Khairah. Auf der Etage war das Licht eingeschaltet worden. Khairah sah, dass sie von Männern mit Gewehren umgeben war. Sie hatte keine Ahnung, ob sie leben oder sterben würde. Osama hatte ihr erzählt, die Amerikaner würden sie sofort töten. Scott Kerr schaute ihr ins Gesicht. Er wusste, wer sie war.
    „Nummer drei“, meinte Frank.
    „Ja.

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