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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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nach Syrien und gelegentlich auch nach Beirut. In Begleitung anderer junger saudischer Millionäre ging Osama in Afrika auf Großwildjagd, hielt sich kostspielige Falken und fand die Zeit, zum Bergsteigen in die Türkei zu fahren. Obwohl er fest im islamischen Glauben stand, war Osama kein Schulmeister. Die beinahe masochistische Vermeidung jeglichen Luxus, die er später, mit 30 und 40, an den Tag legte, ließ er damals noch vermissen. Er gab Geld aus, für sich und andere. Er war ein ausgezeichneter Reiter und besaß ein Landgut südlich von Dschidda.
    In al Thagher ließ sich Osama nach und nach von den Ideen islamischer Fundamentalisten in ihren Bann ziehen, insbesondere von der Muslimbruderschaft und von einem eigentümlichen Gelehrten und Poeten, der später zum Revolutionär werden sollte: Sayyid Qutb.
    Diese Ideen wurden so übermächtig, dass sie Osama bin Laden vom mittelmäßig begabten Sohn eines saudischen Millionärs zum gefürchtetsten Terroristen der Welt machen sollten.

WIE MAN LERNT, ZU HASSEN
    1977 WURDE OSAMA VATER. Seine Frau Najwa war 15 Jahre alt und beide freuten sich sehr über die Geburt ihres Sohnes Abdulla. Osama besuchte die König-Abdulaziz-Universität, spielte mit seinem Sohn und lebte von einem Stipendium seiner Familie.
    Aus Saudi-Arabien sprudelte weiter Ölgeld. Nach dem arabischen Ölembargo in den frühen 1970er-Jahren hatte sich der Preis für saudisches Rohöl sprunghaft versechsfacht. Die Öleinnahmen des Königreichs beliefen sich 1973 auf 4,5 Milliarden US-Dollar, 1981 erreichten sie insgesamt knapp 102 Milliarden US-Dollar. Mit den Petro-Dollars kamen groß angelegte Bauprojekte und die saudische Bin Laden Group expandierte weiter.
    Das saudische Königshaus schwamm im Geld, jettete durch die Welt, verspielte Millionen in Kasinos und lebte auf allergrößtem Fuß. Die feuchtfröhlichen Kapriolen saudischer Prinzen waren legendär. König Faisal äußerte seine Missbilligung und kommentierte: „Von einer Generation zur nächsten sind wir von Kamelreitern zu Cadillacfahrern geworden.“ Seine Majestät bemühte sich nach Kräften, die schlimmsten Exzesse der saudischen Prinzen zu begrenzen, fand jedoch wenig Gehör bei den königlichen Sprösslingen, die sich im Jetset tummelten.
    Faisal bin Musaid war ein Neffe des Königs, der ins Ausland geschickt worden war, um Politikwissenschaft zu studieren. An der University of Colorado gammelte er vor sich hin, trank und hatte Frauengeschichten. In Boulder, Colorado, wurde Musaid wegen Drogenbesitzes verhaftet und bekannte sich der Beteiligung am organisierten Verkauf von LSD schuldig. Er verließ die Universität, flog nach einem kurzen Gastspiel von der University of California in Berkeley und tauchte wieder in Saudi-Arabien auf, wo ihm der König einen kühlen Empfang bereitete.
    1965 wurde Musaids Bruder während eines Protests gegen ein Fernsehstudio in Riad von der saudischen Bereitschaftspolizei erschossen. Die Demonstranten waren religiöse Fundamentalisten, die befürchteten, das Fernsehen könne den islamischen Glauben untergraben. Zehn Jahre lang nährte Faisal bin Musaid seinen Groll wegen des Todes seines Bruders.
    1970 ergänzte er die verhängnisvolle Mischung aus Alkohol und Tabletten um eine religiöse Komponente. Am 25. März 1975 entschloss sich Musaid zu einem Schlag, mit dem er seinen Bruder rächen und den islamischen Glauben säubern wollte. Musaid verschaffte sich Zugang zu einem königlichen Empfang, zog eine Pistole vom Kaliber .38 und feuerte drei Schüsse auf König Faisal ab. Die Leibwächter stürzten sich auf Musaid und der verwundete König wurde in aller Eile ins Central Hospital von Riad gebracht, wo er Stunden später seinen Verletzungen erlag.
    Das Königreich stand unter Schock. Die Familie bin Laden hatte ihren Reichtum und ihr Unternehmensimperium auf das Wohlwollen von König Faisal aufgebaut. In einem Land, in dem Bauprojekte nach Gunst des Königs vergeben wurden, musste Salem bin Laden nun eine neue Beziehung zu Kronprinz Fahd entwickeln, der bald die Amtsgeschäfte als saudischer Monarch übernehmen sollte.
    Als König Faisal ermordet wurde, war Osama bin Laden Vollmitglied der Muslimbruderschaft. Er war weder ein belesener Islamgelehrter noch hatte er sich intensiv mit Politik befasst, doch er akzeptierte die politische Linie der Muslimbrüder, die zugrunde legte, dass nur solche Regierungen legitim waren, die fest auf islamischen Grundsätzen fußten. Unter den Muslimbrüdern waren

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