Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
die Antwort auf die Probleme der Welt kannten.
Und diese Antwort war Blutvergießen.
Wie hat sich das Konzept des Dschihad der Seele des Islam bemächtigt? Was machte die Aussicht auf einen blutigen Religionskrieg für Generationen junger Araber so reizvoll? Um diese Frage zu beantworten und um die Motive für Osama bin Ladens ganz persönliche Auffassung vom Dschihad zu ergründen, ist ein kurzer Abriss über die Geschichte des Nahen Ostens erforderlich – allerdings aus arabischer Sicht, nicht aus abendländischer.
Ein altes SEAL-Sprichwort lautet: „Sieh durch die Augen des Feindes. “ Ein SEAL, der ein taktisches Problem durchschauen oder den nächsten Schritt eines Gegners vorwegnehmen will, muss denken wie sein Gegenspieler. Eine Möglichkeit ist, zu lernen, was der andere weiß – seine „Fakten“ zusammenzutragen und das Problem von der anderen Seite des Zauns aus zu betrachten. Dazu muss man nicht notgedrungen der gleichen Meinung sein, doch man hat eine weitaus bessere Ausgangsposition, um die eigenen Handlungen zu planen. Zu diesem Zweck wollen wir eine arabische Perspektive einnehmen: Der Konflikt, um den es geht, wird als der globale salafistische Dschihad bezeichnet. Die ihn führen, bezeichnen sich als Dschihadis und greifen den Westen aus religiösen Gründen an. Dabei wurzelt ihr Unmut weniger in religiösen Meinungsverschiedenheiten als vielmehr in geopolitischer Ungerechtigkeit. Das Kernthema für die Araber ist die Palästinafrage.
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die typische Waffe des islamischen Terrorismus, die Lkw-Bombe, nicht von einem muslimischen Fundamentalisten erfunden wurde, sondern von einem radikalen Juden. Menachem Begin, der Sohn eines russischen Holzhändlers, kam als Angehöriger der polnischen Armee nach Palästina. Der in der Stadt Brest-Litowsk in Weißrussland geborene Menachem Begin hatte mit 27 ein Jurastudium absolviert und wegen politischer Hetze zwei Jahre in einem stalinistischen Gulag gesessen. Hunger und Folter hatten Spuren hinterlassen.
1942 konnte Begin durch sein Verhandlungsgeschick dem Konzentrationslager entrinnen, indem er sich freiwillig zum Militärdienst unter einer sowjetischen Marionette namens Wladyslaw Anders meldete. Er bekam den Rang eines Offiziers und wurde mit einem Expeditionskorps nach Palästina entsandt. Dort entledigte er sich rasch seiner Uniform, desertierte und schloss sich der zionistischen Terrororganisation Irgun an. Die Gruppe hatte sich 1931 formiert und war ein Ableger der Haganah, einer weiteren Gruppierung zionistischer Aufrührer. Als brillanter Redner und Organisator stieg Begin rasch auf.
1948 wurde nach einer langwierigen Kampagne der Haganah der Staat Israel ins Leben gerufen. Beide Organisationen kämpften mit Waffengewalt um einen jüdischen Staat, doch die Irgun unter der Führung Begins war auch bereit, Terror als Waffe einzusetzen. Im Rahmen einer „aktive Verteidigung“ genannten Strategie verübten Irgun-Angehörige in Palästina Anschläge auf britische Offiziere und arabische Polizisten, legten Bomben auf Märkten und in Kinos und griffen Geschäfte an, die arabische Eigentümer hatten. Eine bevorzugte Taktik der Irgun war, einen kleinen Sprengsatz am Rand eines belebten Marktes zu zünden und dann die Rettungskräfte mit einer zweiten, größeren Bombe zu attackieren.
Am 22. Juli 1946 wurde gegen 12.30 Uhr ein Laster mit über einer halben Tonne hochbrisantem Sprengstoff vor der Lobby des King David Hotels in Jerusalem geparkt. Gleichzeitig wurde auf der anderen Straßenseite eine kleine Sprengladung gezündet, während die Fahrer des Lkws in einen Fluchtwagen kletterten.
Es war eine lehrbuchmäßige Irgun-Operation. Die kleinere Detonation zog eine Menschenmenge an. Als die mittäglichen Augenzeugen auf der Straße zusammenliefen, wurde die größere Lkw-Bombe gezündet. Um 12.27 Uhr erschütterte eine Explosion den Boden und ließ noch in eineinhalb Kilometern Entfernung die Fensterscheiben zersplittern. Die Bombe riss die Südwestecke des Hotels weg, tötete 91 Menschen und verwundete fast 100 weitere. Scharenweise taumelten betäubte, blutende Überlebende durch die Straßen. Dutzende von Menschen wurden von den Trümmern lebendig begraben. Es war einer der blutigsten Bombenanschläge der Geschichte. Besonders perfide war, dass die Zahl der Opfer gezielt so hoch wie möglich getrieben worden war.
Britische und arabische Rettungskräfte arbeiteten drei Tage lang und zogen Leichen aus dem
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