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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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wurden über 400 arabische Dörfer entvölkert und dem Erdboden gleichgemacht. In den Jahren nach dem Krieg von 1948 wanderten 700.000 Juden nach Israel ein und wurden hauptsächlich auf dem Ägypten und Jordanien abgerungenen Territorium angesiedelt.
    Der Nachhall von al Nakba erschütterte die arabische Welt wie ein Erdbeben. Binnen weniger Monate kam es in Ägypten und Syrien zu Staatsstreichen, der König von Jordanien wurde ermordet und im Jemen brach ein furchtbarer Bürgerkrieg aus. Der Effekt von al Nakba auf die arabische Seele kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Der Staat Palästina war von der Landkarte getilgt. Die vereinten Streitkräfte von sieben arabischen Ländern waren geschlagen und wie Vieh über die Grenzen zurückgetrieben worden. Die Bitterkeit dieser Demütigung wurde durch eine Reihe bewaffneter Konflikte mit den Israelis in den Jahren 1967, 1973, 1982 und 2006 immer wieder wachgehalten. In allen diesen Kriegen mit einer Ausnahme feuerten die Israelis den ersten Schuss ab, rieben sämtliche gegnerischen Truppen auf und besetzten immer mehr arabisches Land. Aus arabischer Sicht war al Nakba nicht eine einzige Katastrophe, sondern eine ganze Serie – ein Debakel nach dem anderen.
    1948 wurde die Stadt Jerusalem erstmals seit 1.500 Jahren von Besatzungstruppen erobert. Die Araber schoben sich gegenseitig die Schuld zu – und dem Rest der Welt. Ihr Schmerz über den Verlust Palästinas würde die nächsten 50 Jahre lang unvermindert anhalten.
    Als Osama bin Laden im März 1957 geboren wurde, war der Staat Israel noch keine zehn Jahre alt. Seine bloße Existenz machte der arabischen Psyche schwer zu schaffen. Die arabische Presse erging sich in Hasstiraden auf die Juden und immer mehr auch auf die Nation, die als Israels größte Stütze und engster Verbündeter galt: die Vereinigten Staaten von Amerika.
    Als Osama zum Mann reifte, hatte die gesamte arabische Welt mit den Problemen zu kämpfen, die fast eine halbe Million vertriebener Palästinenser darstellten. In der palästinensischen Diaspora entstanden mehr als ein Dutzend terroristische Organisationen. Die größte Rolle unter ihnen spielte die Palästinensische Befreiungsorganisation, die von einem Ägypter namens Abdel Raouf Arafat al-Qudwa al-Husseini angeführt wurde. Die Welt sollte ihn als Jassir Arafat kennenlernen. Arafat war kein frommer Muslim, doch seine Strategie des globalen Terrors sollte die von bin Laden eingesetzte Taktik prägen. Das blutige Drehbuch der PLO für internationales Chaos würde zum Vermächtnis für bin Laden und al-Qaida werden.
    Osama bin Laden sollte im „Fernstudium“ von den Terrortrainingslagern der PLO lernen. Als Arafat Bomben legte, Entführungen inszenierte und Morde in Auftrag gab, zog Osama daraus zwei maßgebliche Schlüsse: erstens, dass es einer kleinen Geheimorganisation gelingen konnte, weltweit gegen eine Supermacht anzutreten, und zweitens, dass es möglich war, durch das Angreifen „leichter Ziele“ wie Passagierflugzeuge und Gruppen von Zivilisten einen Feind zu groß angelegten Vergeltungsmaßnahmen und brutaler Gegengewalt zu provozieren, die die globale Öffentlichkeit gegen den Aggressor aufbrachten und die Unterdrückten zu einer entschlossenen Einheit zusammenschweißten.
    Von Arafat lernte bin Laden auch, wie man richtig organisierte. Arafat leitete die PLO über eine Vielzahl von Komitees, Fronten, bewaffneten Fraktionen und Splittergruppen. Er war Terrorist, Fürsprecher, Heuchler und altmodischer arabischer Scheich, der sich um seinen „Stamm“ von Untergebenen und Bittstellern kümmerte. Er war ein Meister der Manipulation, der unter seinen eigenen Leuten, seinen Konkurrenten, seinen Verbündeten und auch seinen Feinden Zwietracht säte. Er konnte einen Rivalen am Donnerstag aus dem Weg räumen lassen und am Freitag sichtlich betrübt an seiner Beerdigung teilnehmen. Arafat war ein Chamäleon und beherrschte die großen Gesten. Für manche war er das Urbild des arabischen Helden – vielschichtig und listenreich.
    In den 1960er-Jahren war der Libanon friedlich und wohlhabend. Osama bin Laden besuchte die Brummana-Akademie in den Hügeln über Beirut und kam in den 1970er-Jahren immer wieder mit seiner Familie in das Land. Trotz einer notorisch schwachen Zentralregierung war das libanesische Pfund solide, und die schöne Stadt Beirut galt als das Paris der arabischen Welt und auch als ihre Finanzhauptstadt.
    Als Jassir Arafat aus Jordanien verjagt wurde, nachdem

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