Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
Vom Netzwerk:
Schlächter ihre Arbeit tun konnten. Es war eines der kaltblütigsten Massaker in der Geschichte der Menschheit. Die Kameras der Nachrichtensender filmten die Opfer. Manche waren in Stücke geteilt und verstümmelt worden; Frauen und Kinder waren gefoltert, vergewaltigt und ermordet worden. Man fand Männer mit gefesselten Händen, die vor Mauern aufgereiht und mit Maschinengewehren niedergemäht worden waren. Ihre Häuser waren durchwühlt, ihre Geschäfte geplündert worden und selbst ihre Tiere hatte man in ihren Pferchen abgeschlachtet.
    Die Geschichte wurde von der Zeitschrift Time veröffentlicht, doch jüdische Gruppierungen in den USA betonten, das sei „PLO-Propaganda“. Die Barbarei überstieg allein durch ihr Ausmaß jedes Vorstellungsvermögen. Die amerikanische Öffentlichkeit ignorierte das Leid des palästinensischen Volkes, wie sie schon die Schrecken des libanesischen Bürgerkriegs ignoriert hatte.
    Amerika schaute weg, doch die arabische Welt war schockiert und zutiefst entrüstet. Die Bilder aus Sabra und Schatila riefen stärkere antiisraelische und antiamerikanische Gefühle hervor als jedes andere Ereignis des 20. Jahrhunderts. In den westlichen Medien tauchten sie jedoch kaum auf.
    International verurteilt wurde der damalige israelische Verteidigungsminister Ariel Scharon. Eine israelische Kommission stellte fest, dass Scharon „persönliche Verantwortung“ für das Massaker trage. Er trat zurück und die Empörung legte sich. 19 Jahre später sollte er, als Patriot rehabilitiert, in Israel zum Premierminister gewählt werden.
    Die Märtyrer von Sabra und Schatila wurden vergessen, achtlos auf Müllwagen geworfen und nördlich vom Flughafen Beirut auf einer Mülldeponie in einem planierten Massengrab verscharrt.
    Zigtausende Araber, darunter solche, die sich als religiös betrachteten, aber auch sehr weltlich ausgerichtete, schworen Rache für die unschuldigen Opfer von Sabra und Schatila.
    Einer dieser Männer war Osama bin Laden.
    Im März 1983 schickten die Vereinigten Staaten – in erster Linie, um weitere Gräueltaten zu verhindern – Marineinfanteristen in den Libanon, diesmal im Rahmen einer multinationalen Friedenstruppe. Frankreich, Großbritannien und Italien stellten ebenfalls Kontingente ab, doch es waren die US-Marines, die den größten Brocken übernahmen. Die Probleme ließen nicht lange auf sich warten. Am 18. April 1983 zerstörte ein Selbstmordattentäter mit einer Lkw-Bombe die amerikanische Botschaft in Beirut. Dabei kamen 60 Amerikaner ums Leben. Es war das erste Mal seit den Kamikaze-Angriffen des japanischen Kaiserreichs, dass Amerikaner im Ausland durch Selbstmordattentäter getötet wurden.
    Die israelische Armee zog schließlich aus Beirut ab und hinterließ einen Trümmerhaufen. Sobald die Israelis fort waren, brach der libanesische Bürgerkrieg mit unverminderter Grausamkeit wieder los.
    Ein Angehöriger der multinationalen Friedenstruppen beschrieb, was sich damals ereignete: „Irgendwann war nichts mehr übrig, das die Israelis noch hätten niederbrennen können. Als sie abzogen, ging es zu wie in den letzten 15 Minuten von Blackhawk Down – ohne Pause, Tag für Tag.“
    In Beirut herrschte wieder Anarchie. Verkehrsunfälle lösten Faustkämpfe aus, die binnen Minuten zu Schusswechseln eskalierten, und dann zu Artilleriegefechten. Wieder starben Tausende von Zivilisten. Die Friedensstifter der multinationalen Truppe, allen voran die Marines, wurden zum Ziel einer unübersichtlichen Vielzahl libanesischer Milizen, aber auch der Soldaten Syriens und des Irans.
    Ein Bataillon der US-Marines hatte sich am Flughafen Beirut und auf einem kurzen Sandstreifen namens Green Beach in Bunkern eingegraben. Verstärkt wurden sie durch Navy Seabees und einen Zug des SEAL-Teams 4. Sie konnten nichts tun, um die Gewalt einzudämmen, und nur wenig, um sich selbst zu verteidigen. Die SEALs machten Jagd auf Heckenschützen und schalteten in den Chouf-Bergen über der Stadt Beobachtertrupps der syrischen Artillerie aus. Im September war der Boden für die Amerikaner so heiß geworden, dass sie nicht mehr wagten, ihre Stellungen zu verlassen.
    Wieder blieben die amerikanischen Medien erstaunlich ruhig in Bezug auf die Vorgänge in Beirut. Marineinfanteristen, die nach sechs Monaten Kampfeinsatz aus dem Libanon zurückkehrten, stellten vedutzt fest, dass das in den USA niemand zu wissen schien und sich offenbar auch niemand dafür interessierte. Bevor das Jahr 1983 zu Ende ging,

Weitere Kostenlose Bücher