Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
eingefleischten Antizionisten werden lassen, und immer mehr auch zum Feind Amerikas. Für ihn waren die beiden Lkw-Bomben in Beirut ein Moment des Ruhms im Kampf von „David gegen Goliath“. Die unschuldigen Opfer von Sabra und Schatila waren gerächt und die Vereinigten Staaten gedemütigt.
Osama bin Laden zog den Schluss, dass Märtyreroperationen eine Supermacht bezwingen und in die Flucht schlagen konnten. Das war eine Lektion, die er nie vergessen sollte.
Obwohl der Bombenanschlag auf die Marines von der iranischen Regierung geplant und ausgeführt worden war, heimsten ihre Helfershelfer vor Ort – die Hisbollah – den ganzen Ruhm ein. Für die libanesischen Schiiten und die Opfer von Sabra und Schatila waren die Bombenanschläge die Gerechtigkeit Gottes. Der Iran und die Hisbollah stellten es so dar, dass Amerika in Sabra und Schatila Muslime getötet habe und islamische Märtyrer der Hisbollah die Amerikaner dafür bestraft hätten. Die Informationsschlacht entschieden die Iraner ebenfalls für sich.
Die zunehmend medienbewanderten Iraner sorgten dafür, dass die Hisbollah als heldenhaft, fromm und patriotisch geschildert wurde. Das war beispielhafte Kriegführung der vierten Generation. Der Iran wünschte keine direkte militärische Auseinandersetzung mit den Vereinigten Staaten. Man wollte ihnen lediglich Stiche versetzen.
In den folgenden 20 Jahren schickten die Iraner massenweise Rüstungsgüter, Männer, Geld und Waffen in den Libanon. Die Hisbollah ließ ihre Muskeln spielen und entwickelte sich schließlich zur wichtigsten militärischen und politischen Macht im Land. 2011 war der Libanon mehr oder minder zum Vasallenstaat des Irans geworden – nicht länger ein gescheiterter Staat, sondern ein Staat, der von innen heraus eingenommen wurde. Die Regierung in Beirut mochte nicht funktionieren, doch der Hisbollah ging es ganz gut. Und überall, wo die Mullahs der Hisbollah das Sagen hatten, konnten die Iraner für sich in Anspruch nehmen, ihre islamische Revolution erfolgreich exportiert zu haben.
Als Junge hatte Osama im Libanon lesen und schreiben gelernt. Und als er zusehen musste, wie der Krieg dieses schöne, tragische Land zerriss, da kam ihm in den Sinn, wie er der Welt Gerechtigkeit und Frieden aufzwingen könnte.
DIE ENTWICKLUNG ZUM DSCHIHADI
1979 BIS 1984
DIE VERZERRTEN GEOPOLITISCHEN ANSICHTEN, die Osama bin Laden und die Angehörigen der Muslimbruderschaft teilten, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die amerikanischen Politiker bewegten sich vorsichtig zwischen der christlichen Rechten, die Israel positiv gesinnt ist, und der Hollywood-Elite, die Zionismus aus individuellen Gründen begrüßt.
Es wird oft behauptet, Israel sei Amerikas einziger Freund im Nahen Osten. Wenn das stimmt, dann vielleicht, weil sich Israel alle zum Feind gemacht hat, die man nur irgendwie gegen die Vereinigten Staaten aufbringen konnte. Angefangen mit dem arabisch-israelischen Krieg von 1967 kam es dem arabischen Mann von der Straße so vor, als hätten sich die USA der Aufgabe verschrieben, Israel den Rücken zu stärken. Die Israelis präsentierten sich ihren Nachbarn, als seien sie einem amerikanischen Rüstungskatalog entsprungen : Phantom-Jets, HueyCobras, Hellfire-Raketen, M-16-Gewehre – all diese Waffen symbolisierten die Vereinigten Staaten. Ein genauerer Blick auf die US-Entwicklungshilfeausgaben in den Jahren 1949 bis 2007 konnte einen klar denkenden Araber nicht vom Gegenteil überzeugen. Seit der Gründung Israels hat die US-Regierung dem Verbündeten im Nahen Osten über 100 Milliarden US-Dollar zukommen lassen. Darunter fielen Mittel für militärische Zwecke in Höhe von 55,6 Milliarden US-Dollar, Wirtschaftsförderung in Höhe von knapp 31 Milliarden US-Dollar und fast 20 Milliarden US-Dollar, die in diverse andere Programme flossen. In den Augen der Araber bewaffnen und finanzieren die USA in der Region einen dünnhäutigen und expansionistischen Tyrannen. Islamische Radikale könnten dem noch hinzufügen, dass die Vereinigten Staaten nicht nur Handlanger des internationalen Zionismus seien, sondern auch ein gottloser, korrupter, kriegstreibender, teuflischer Parasit, der unter Vortäuschung falscher Tatsachen selbstherrlich die Ressourcen der Erde erschöpfe und dabei muslimische Völker morde und versklave.
Auf der König-Abdulaziz-Universität in Dschidda las Osama bin Laden Wegzeichen und Im Schatten des Koran von Say yid Qutb. Er besuchte Vorlesungen von Mohammed Qutb,
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