Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
dem Bruder des Dschihadi-Märtyrers. Beiden schrieb Osama später seinen wachsenden Antisemitismus zu, der, wie er sagte, fest auf koranischen Grundsätzen fuße. Osama bin Laden hasste den Staat Israel und irgendwann hasste er auch die Vereinigten Staaten von Amerika. Und er führte einen Krieg des Terrors, um wiedergutzumachen, was er als fundamentales Unrecht betrachtete. Doch anders als bei Jassir Arafat und einer ganzen Generation von PLO-Terroristen entsprangen die Gewaltvorstellungen Osamas nur ansatzweise der Absicht zur Errichtung eines Palästinenserstaates. Er war – und würde es immer sein – in erster Linie religiös motiviert. Als Osama bin Laden zur Waffe griff, tat er das, um den islamischen Glauben zu verbreiten. Osama war der Überzeugung: Wo der Islam durchgesetzt wurde, folgten Gerechtigkeit und Frieden.
In einem so weltlichen Land wie den Vereinigten Staaten erscheint es unvorstellbar, im Namen Gottes Menschen zu töten. Für westliche Intellektuelle bietet es sich geradezu unwiderstehlich an, in Bezug auf islamischen Terrorismus die Doktrin des Kulturrelativismus heranzuziehen. Wir sind quasi prädisponiert, den Opfertod mit Selbstlosigkeit gleichzusetzen. In der abendländischen Kultur geht ein Kapitän mit seinem Schiff unter, ein Feuerwehrmann setzt sein Leben aufs Spiel, um andere zu retten, eine Mutter opfert ihr Leben für ihr Kind. Der westliche Verstand sucht zwanghaft in jedem islamischen Selbstmordakt ein auf den ersten Blick begreifliches Motiv, eine Begründung, die nachvollziehbar, klar, rational und fundiert ist. Warum opfern sie sich? Welchem höheren Ziel dient das? Und warum nehmen sie Unschuldige ins Visier?
Die Antwort ist ebenso einfach wie angsteinflößend: Islamische Fundamentalisten hassen. Sie hassen mit Inbrunst. Sie hassen die Juden und die Christen und die Schiiten und die Buddhisten. Sie hassen Frauen. Was fälschlicherweise als „globaler Krieg gegen den Terror“ bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit kein Konflikt zwischen Islam und Christentum, sondern zwischen religiösem Fanatismus und westlich-weltlichem Liberalismus.
Islamische Gewalt lässt sich nicht mit Maßstäben messen, die auf abendländische Vorstellungen von Selbstlosigkeit geeicht sind. Wer das tut – wer glaubt, dass terroristische Märtyrer von einer gemeinsamen Sache motiviert sein müssen –, der hat das Wesen islamischer religiöser Gewalt gründlich missverstanden, und auch den Prozess, wie „Märtyrereinsätze“ geplant und ausgeführt werden.
Die Ansichten von Osama und seinesgleichen decken sich nicht mit denen der Muslime auf der Welt. Es sind die Überzeugungen einer Handvoll verdrehter Psychopathen, die eine Rechtfertigung für ihre Morde an den Haaren herbeiziehen mussten, indem sie den Koran verfälschten. Für jede Aufforderung des Korans zur Zerschmetterung der Ungläubigen, die sie zitieren, gibt es eine andere, die fordert, Christen und Juden als Kinder Gottes zu betrachten. Islamische Märtyrer kommen nicht unaufgefordert aus den Scharen gläubiger Muslime. Die Männer und Frauen, die für islamische Terroranschläge missbraucht werden, werden eigens dazu herangezogen, mit Hass geimpft, bewaffnet und von Zynikern auf ihre Missionen geschickt, die ihren eigenen Hass und ihren verfehlten Ehrgeiz in den Mantel der Religion hüllen.
Osama bin Laden wurde nicht als Monster geboren. Er wuchs in einer wohlhabenden und gemäßigt religiösen saudischen Familie auf. Er war ein stiller, in sich gekehrter, beeinflussbarer Junge, der seinen Vater früh verlor. Wie Tausende anderer Muslime, die zu Extremisten wurden, geriet auch Osama bin Laden unter den Einfluss skrupelloser, brutaler und amoralischer Männer. Der einzige Unterschied zwischen Osama und einem halbwüchsigen Selbstmordattentäter aus Palästina ist, dass Osama bin Laden Geld hatte – jede Menge Geld.
Und aus diesem Grund wurde Osama von Männern mit extremistischen Ansichten auserwählt. Hass braucht Kapital, um sich in Gewalt zu manifestieren. Osama wurde umschmeichelt, beschwatzt und beweihräuchert. Man erzählte ihm, er sei ein Scheich, ein religiöser Visionär, ein Mann, dessen Taten auf Erden ihm einen Platz im Paradies sichern würden. Er hörte zu. Er glaubte. Er trat der Muslimbruderschaft bei und gelangte zu der Überzeugung, dass Gewalt nötig sei, um die Welt auf den rechten Weg zu bringen.
Es stehe alles im Koran, sagten sie, und sie konnten die Stellen finden und aufzeigen. Osama glaubte ihnen, wie
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