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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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sollten im Libanon mehr Marines sterben als bei der 120-tägigen Belagerung von Khe Sanh während des Vietnamkriegs. Doch im Libanon sollte es für sie noch viel schlimmer kommen. Ihnen stand die größte militärische Niederlage Amerikas seit Pearl Harbour bevor, und der folgenschwerste Terroranschlag gegen die Vereinigten Staaten bis zum grauenvollen 11. September.
    Ronald Reagan sollte Beirut als „größte Tragödie meiner Amtszeit als Präsident“ bezeichnen. Obwohl die Israelis fort waren, fanden alle, die entschlossen waren, Vergeltung zu üben für die Massaker von Sabra und Schatila, noch genügend Zielscheiben – vor allem in Gestalt der französischen und amerikanischen Friedenstruppen, die noch Vorposten in Beirut besetzt hielten.
    Angehörige der iranischen Revolutionsgarde standen einer kleinen, doch entschlossenen libanesischen Miliz namens „Hisbollah“ oder „Partei Gottes“ als militärische Berater zur Seite. Aus Teheran kam die Anweisung, das amerikanische und das französische Hauptquartier von Selbstmordattentätern mit Lkw-Bomben in die Luft sprengen zu lassen. Man wollte Franzosen und Amerikaner zeitgleich treffen und ihre Regierungen zwingen, die Friedenstruppen aus dem Libanon abzuziehen.
    Taktisch sollte die Operation eine Vergeltung für die Massaker von Sabra und Schatila sein. Wenn erst die einzige glaubwürdige Streitmacht aus Beirut abgerückt war, würde das libanesische Volk sicherlich wieder in die Anarchie zurückfallen. Diese Gelegenheit könnte die religiöse Partei der Schiiten, die Hisbollah, dann ergreifen, um eine theokratische Regierung zu bilden – nach dem Vorbild der Islamischen Republik Iran.
    Es war ein kühner und gleichermaßen großspuriger Plan. Und erstaunlicherweise funktionierte er.
    Am Morgen des 23. Oktober 1983 wurden zwei identische Lkw-Bomben in Richtung der Hauptquartiere der amerikanischen und französischen Friedenstruppen in Beirut gesteuert. Sie detonierten in 28 Sekunden Zeitabstand und töteten 243 US-Marines und 60 französische Fallschirmjäger. Erstmals in der Geschichte waren Soldaten einer Friedenstruppe in ihren Betten ermordet worden.
    Der Mann, der die Lkw-Bomben entwickelt hatte, war ein im Iran ausgebildetes Hisbollah-Mitglied namens Imad Mughniyeh. Der unerschrockene Mughniyeh spezialisierte sich im Anschluss auf Anschläge auf US-Stützpunkte und baute eine weitere Lkw-Bombe, die 1996 eine Kaserne der US-Luftwaffe in Saudi-Arabien verwüstete. Damals war Osama bin Laden schon so beeindruckt von ihm, dass er seine eigenen Bombenbauer zum Training zu Mughniyeh ins libanesische Bekaa-Tal schickte.
    Die meisten Fachleute sehen in diesen beiden Explosionen die Startschüsse zum sogenannten globalen salafistischen Dschihad. Sie stellten auch einen Wendepunkt in der Entwicklung des Kriegswesens dar. Der Einsatz unkonventioneller Waffen und Milizen als Erfüllungsgehilfen ist ein Aspekt der Kriegführung der vierten Generation. Diese auch als „asymmetrische Gefechte“ bezeichneten Methoden ermöglichen es einem kleinen Gegner, gegen einen übermächtigen Feind anzutreten. In dieser neuen Art der Kriegführung kommen Spezialeinsatzkräfte, unkonventionelle Waffen, fortschrittliche Technik und soziale Medien zum Einsatz, um einen Feind auf militärischer, politischer und sozialer Ebene gleichzeitig anzugreifen. Zu dieser Taktik gehören der Einsatz anderer Organisationen als Erfüllungsgehilfen, Krieg um und über Kommunikationstechnologie sowie Manipulation von Medien. Der Krieg der vierten Generation findet gegen andere als die traditionellen Angriffspunkte statt – vor allem gegen weiche und symbolkräftige Ziele wie Denkmale und große Menschenansammlungen. Ziel ist es, die Urheber der Gewalt zu verschleiern, die Schuld von den Angreifern auf die Opfer zu schieben und in den Medien Foren für Diskussionen um die Ursachen zu finden. Die Medien werden zum verlängerten Arm der eigentlichen Kriegsakte. Auf diese Weise kann der kleinere Angreifer den Kampf vom Schlachtfeld, auf dem ein offener Konflikt unmöglich wäre, in die Welt der Information verlagern – auf Nachrichten und Internet.
    Als im Libanon die Kaserne der Marineinfanteristen zerbombt wurde, war Osama bin Laden 26 Jahre alt und hatte sein Studium abgebrochen. Er sah zu, wie die US-Amerikaner ihre Zelte abbrachen und nach Hause fuhren – und mit ihnen die Franzosen, Briten und Italiener. Osamas Religionsunterricht und seine politischen Überzeugungen hatten ihn zum

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