Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
anderen – auch über Allah. Arafat soll gesagt haben, dass „Religionskriege wie Diskussionen darüber sind, wer den besten imaginären Freund hat.“ Sollte Osama bin Laden das zu Ohren gekommen sein, hat es ihn sicherlich empört.
Osama nahm zwar Anteil an der Notlage des palästinensischen Volkes und freute sich insgeheim über die Erfolge der palästinensischen Terroranschläge, konnte Arafat oder die PLO aber nicht vorbehaltlos gutheißen, weil der Islam nicht Teil ihrer Lösung war.
Radio- und Fernsehberichte aus dem Nahen Osten drehten sich stets und ausschließlich um Gewalt und ein verwirrendes Spektrum unterschiedlicher Anliegen, Kämpfer, Länder und Katastrophen. Osama bin Laden war schockiert und erbost über die stoische Teilnahmslosigkeit des amerikanischen Volkes angesichts der Misere der Araber. Für ihn war Amerikas Gleichmut der Beleg für einen kalten, berechnenden Plan zur Vernichtung der Araber und zur Tilgung der 1.500-jährigen muslimischen Geschichte und Kultur. Durch die Linse seiner wachsenden Religiosität nahm Osama Amerika immer mehr nicht nur als Verbündeten Israels, sondern als Feind des Islam wahr.
1981 kämpften christliche Milizen sowohl gegen die PLO als auch gegen die einmarschierende syrische Armee. Auch die Israelis konnten sich nicht zurückhalten und griffen zu den Waffen. Als Vergeltungsmaßnahme für fortgesetzte PLO-Angriffe bombardierte die israelische Luftwaffe Beirut nach Gutdünken. Der Flughafen wurde zerstört, Kraftwerke zerbombt und Hunderte von „PLO-Hauptquartieren“ in Trümmern gelegt. Manche Teile Beiruts glichen einer Marslandschaft. Der Libanon wurde zum Prototyp des „gescheiterten Staats“. Währenddessen befahl Arafat seinen Truppen, die Angriffe auf Israel zu verstärken, Einfälle zu versuchen und von PLO-Stützpunkten im Südlibanon aus Terroranschläge durchzuführen.
Schließlich hatten die Israelis genug. Sie starteten eine Invasion.
Menachem Begin, der Architekt des Bombenanschlags auf das King David Hotel, der Erfinder der Lkw-Bombe, der ehemalige Anführer der Terrorzelle Irgun, war 1977 zum Premierminister Israels gewählt worden. Er beschloss, hart gegen den Terrorismus durchzugreifen.
Am 6. Juni 1982 befahl Begin den israelischen Streitkräften, im Libanon einzumarschieren. Bewaffnete israelische Truppen schlugen schnell jeden Widerstand nieder, der sich ihnen entgegenstellte. Ihr Ziel war Jassir Arafat in Beirut. Bald kontrollierten die Israelis die Küstenstraßen und hatten die libanesische Hauptstadt aus zwei Richtungen umstellt. Mit Flugzeugen, Artillerie und Bomben, die von den USA geliefert wurden, nahmen die Israelis Beirut von allen Seiten unter Beschuss.
Zwei Monate nach dem Einmarsch der Israelis wurde mit Bashir Gemayel ein Christ zum Präsidenten des Libanon gewählt. Er wirkte auf die USA ein, die israelische Armee in ihre Schranken zu weisen. Präsident Ronald Reagan handelte eine Waffenruhe aus und die USA landeten mit einer kleinen amphibischen Truppe, um die PLO auf Fähren und Frachtern auszuschiffen. Bei einer Evakuierungsaktion wie in Dünkirchen wurden Tausende von PLO-Kämpfern nach Zypern verfrachtet. Am 20. August 1982 gestattete man Jassir Arafat und dem führenden PLO-Kommando, auf einem Kreuzfahrtschiff abzureisen. Während seines Abzugs wurde Jassir Arafat von einer Abteilung US-amerikanischer Navy SEALs beschützt.
Als die PLO fort war, zogen sich die Amerikaner zurück, doch bis die israelische Armee aus Beirut abzog, dauerte es noch ein Jahr – ein langes, schicksalhaftes und blutiges Jahr.
Im September 1982 wurde Präsident Bashir Gemayel durch eine Autobombe ermordet, die einen ganzen Häuserblock der Stadt in Schutt und Asche legte. Die Gräuel des Libanonkrieges erreichten ihren Höhepunkt.
Nach dem Tod Präsident Gemayels zogen drei Kompanien der christlichen Falangisten-Miliz durch israelisch besetztes Gebiet im Süden Beiruts und drangen in die Palästinenserlager von Sabra und Schatila ein. Die PLO war weg, die Flüchtlinge schutzlos. Der Herr hatte den Christen gesagt, Auge um Auge … Das Gemetzel, das sie in den beiden Lagern anrichteten, hatte biblische Qualität.
In den Nächten des 16., 17. und 18. September töteten die christlichen Milizionäre über 2.000 palästinensische Männer, Frauen und Kinder in einer Orgie der Vernichtung. Die Israelis sahen die Mörder kommen und gehen. Israelische Artillerieeinheiten feuerten Leuchtspurgeschosse über den Lagern ab, damit die
Weitere Kostenlose Bücher