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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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mit dem laufenden Kampf der Afghanen gegen die Sowjets auf bin Ladens Geld angewiesen war. Er beschwor bin Laden, sich nicht unnötig in Gefahr zu begeben. Doch Osama hörte nicht auf ihn.
    Schließlich sicherte sich Azzam die Unterstützung von bin Ladens Schwager Dschamal Khalifa. Khalifa war mit Osamas Schwester verheiratet. Er war eine zwielichtige Figur mit Verbindungen zum saudischen Geheimdienst und führte etliche Tarnfirmen und angebliche islamische Wohltätigkeitsorganisationen, die später Khalid Scheich Mohammeds globales Terrornetz finanzieren sollten. Zusammen mit dem örtlichen Warlord Abdul Sayyaf versuchte er, Osama in der Höhle des Löwen zur Vernunft zu bringen.
    Der Standort war denkbar unwirtlich. Das Lager war an einem Berghang angelegt worden und schutzlos dem unablässigen Wind ausgesetzt. Das verwahrloste Camp war unter Kiefern verstreut, schwach verschanzt und ungünstig positioniert. Ein paar Mörser und chinesische Raketen ragten hervor, die jedoch eher effekthascherisch platziert waren als militärisch sinnvoll.
    Weit schlimmer war jedoch, dass keine drei Kilometer entfernt in einem breiten Tal ein Stützpunkt der Sowjets lag – nur einen Steinwurf weit weg. Osamas Lager befand sich noch innerhalb der Reichweite der sowjetischen Geschütze. Eine richtig eingesetzte Mörserbatterie hätte es in Minuten dem Erdboden gleichmachen können.
    Osama schien blind für die Gefahr, in die er sich begeben hatte. Das Lager wurde von einem einzigen Fahrzeug versorgt, das nachts über eine lang gezogene, gewundene Bergstraße Nachschub hineinschmuggelte. Drei Tage lang versuchten Azzam, Sayyaf und Khalifa, Osama zur Einsicht zu bringen. Bin Laden verwies sie an seine neuen „militärischen Berater“, ein Kader ägyptischer Hardliner, die neuerdings sein Vertrauen genossen.
    Der engste unter Osamas neuen Freunden fehlte in der Höhle des Löwen: der 35-jährige ägyptische Arzt Aiman Sawahiri. Dr. Sawahiri erinnerte an eine Karikatur, wie sie direkt einem faustschen Albtraum entspringen könnte. Seine apokalyptische Weltanschauung sollte Osama bin Ladens Leben verändern und Hunderte, wenn nicht Tausende Unschuldige in aller Welt vor der Zeit in den Tod treiben.
    Sawahiri wurde 1951 geboren und wuchs in einem Mittelklassevorort von Kairo auf. Sein Vater war Medizinprofessor an der Universität von Kairo, seine Mutter entstammte einer Familie namhafter Politiker. Aiman Sawahiris Großvater mütterlicherseits war ägyptischer Botschafter in Pakistan, im Jemen und in Saudi-Arabien gewesen. Sein Onkel gehörte zu den Begründern der Arabischen Liga und war ihr erster Generalsekretär.
    Wie Osama stand auch Aiman Sawahiri seiner Mutter sehr nah. Als Junge hatte er staatliche Schulen besucht und war ein Bücherwurm gewesen, der mitunter gemobbt wurde. Er mochte Disney-und Zeichentrickfilme, die er sich in einem Kino in der Nähe der elterlichen Wohnung ansah. Als Heranwachsender lehnte er brutale Sportarten ab, die er für „unmenschlich“ hielt. Seine Zwillingsschwester Umnya und seine jüngere Schwester Heba studierten ebenfalls Medizin. Seine beiden kleineren Brüder, Hussein und Mohammed, wurden Architekten.
    Aiman Sawahiris Mutter weckte in ihm die Liebe zur Literatur und er schrieb ihr oft Liebesgedichte. Der Patriarch des Sawahiri-Clans war sein Onkel Machfus, der Sayyid Qutb vor Gericht als Anwalt vertrat, als diesem wegen der Verschwörung zur Ermordung des ägyptischen Präsidenten Gamel Abdel Nasser der Prozess gemacht wurde. Machfus Sawahiri war einer der Letzten, die Qutb noch lebend gesehen hatten, bevor er gehängt wurde.
    Aiman wuchs auf mit Geschichten seines Onkels über die intellektuelle Brillanz und den unbeugsamen Charakter von Sayyid Qutb. Qutb war in Nassers Gefängnissen roher Gewalt ausgesetzt gewesen, doch ohne Reue zum Galgen gegangen. Als Qutb hörte, dass er zum Tod durch Erhängen verurteilt worden war, sagte er: „Allah sei Dank, dass ich 15 Jahre lang den Dschihad führen konnte, bevor ich mir das verdient habe.“
    Aiman Sawahiri war 15 Jahre alt, als Qutb hingerichtet wurde. Bald darauf trat er in die Muslimbruderschaft ein, deren aktives Mitglied er war, bis er 1984 aus Ägypten floh.
    Sawahiri gehörte zu den Köpfen hinter dem Attentat auf Anwar al-Sadat 1981. Aus Wut darüber, dass Sadat Palästina durch die Unterschrift unter das Camp-David-Abkommen verraten hatte, und aus Unzufriedenheit mit der säkularen sozialistischen Regierung Ägyptens plante die

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