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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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zeitgleiche Attacken an. Entführte Flugzeuge sollten auf die Gebäude stürzen, die er als Symbole für amerikanische Arroganz und Gier betrachtete: die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York und das Pentagon in Washington.
    Bei den Anschlägen sollten 3.000 unschuldige, unbewaffnete amerikanische Männer, Frauen und Kinder ihr Leben verlieren – ungefähr so viele Menschen wie in Sabra und Schatila.
    Osama hatte den Dschihad nach Amerika getragen.

MASSENVERDUMMUNGSWAFFEN
    MAI 2003: DURCH DAS FERNGLAS war es klar zu erkennen: eine Artilleriegranate, an der Biegung im richtigen Winkel aufgestellt, um Druckwelle und Splittereffekte zu maximieren. Eine ganz typische Straßenrandbombe. Für eine improvisierte Sprengfalle war sie recht primitiv. Der Zünder war offenbar an eine Armbanduhr und eine Batterie angeschlossen. Doch einen Humvee konnte die Bombe auf jeden Fall plattmachen. Die Patrouille hatte sie aus 100 Metern Entfernung entdeckt, angehalten und das Sprengmittelräumkommando des Bataillons angefordert. Jetzt hatten alle irgendwo Deckung gesucht und warteten ungeduldig. Die Sonne brannte herunter und sie wollten weiter, doch die Bombenräumer ließen sich Zeit.
    Die improvisierte Bombe – kurz IED für Improvised Explosive Device – war allzu offensichtlich. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie mit Unrat zuzudecken oder einzugraben. Sie lag einfach offen da, wie um sie zu verspotten.
    Die Bombenspezialisten befürchteten, es könne sich um eine Falle handeln. Nicht einmal der allerfaulste Aufständische ließ ein IED offen liegen. Wahrscheinlich war unter der Granate noch ein anderer Sprengkörper versteckt, womöglich gar eine 250-Kilo-Bombe. Vielleicht sollte die Patrouille zur offensichtlichen Bedrohung gelockt und dann mit der verdeckten Sprengladung in die Luft gejagt werden. Oder der Feind wartete ab, bis sich ein Bombenräumer in einem 50 Kilo schweren Spezialanzug vorwagte, und ließ ihn dann von einem Heckenschützen abschießen. Man konnte nur raten. Dieses Spielchen wurde täglich zwischen Aufständischen und Bombenräumkommandos gespielt. Die Bombenspezialisten schauten konzentriert durch ihre Laserferngläser. Vielleicht war es ja doch nur die Arbeit eines Amateurs.
    Über ihnen schwirrte eine Drohne – ein kleines, leichtes Miniflugzeug. Es suchte die Dächer rund um das IED mit einer hochauflösenden Wärmebildkamera ab und schickte die Bilder an einen Laptop im vordersten Humvee. Offenbar lag niemand im Hinterhalt. Es waren keine Drähte oder Kabel zu erkennen, die auf ein Versteck hindeuteten, von dem aus ein Sprengsatz gezündet werden konnte. Der Patrouillenführer hatte bereits zu lange gewartet. Immerhin war das hier der Saddam Highway, die Hauptstraße zum Flughafen von Bagdad, und deshalb kein geeigneter Ort für längere Aufenthalte.
    Die Bombenspezialistin zog ihren Spezialanzug an, 50 Kilo Kevlar mit keramischer Panzerung, prüfte die Audio- und Videoverbindung zum Laptop und bewegte sich schwerfällig auf das potenziell tödliche Objekt am Straßenrand zu. Dieser selbstlose Akt der Tapferkeit vollzog sich im ganzen Irak jeden Tag dutzendfach.
    Die Technikerin identifizierte den improvisierten Sprengkörper schnell als ein 155-mm-Artilleriegeschoss, auf das mit gelber Farbe ein Streifen aufgemalt war. Es handelte sich um einen rund 50 Zentimeter langen, spitz zulaufenden Stahlzylinder. Eine mit Klebeband befestigte Digitaluhr war um 11.30 Uhr stehen geblieben. Ohne Zwischenfall brachte die Bombentechnikerin einen sogenannten „Disruptor“ an, eine Gegenladung, die dazu gedacht war, die eigentliche, explosive Granate von dem kleineren, elektrischen Zünder zu trennen, der mit der Uhr verbunden war. Die Technikerin kehrte in die Deckung zurück, funkte die übliche Warnung „In Deckung!“ und löste durch Fernzündung den Disruptor aus. Ein kurzes, scharfes Knacken war zu hören, als der Disruptor die Uhr und die Batterie absprengte. Die Straßenrandbombe stellte keine Gefahr mehr dar.
    Die Bombenspezialistin legte ihre Schutzkleidung ab und ging mit ihrem Partner voraus, um das IED zu inspizieren. Der Dauerbefehl lautete, die Granate, die Uhr und die Batterie sicherzustellen. Die Teile würden untersucht und registriert und die Einzelheiten des Vorfalls würden dem wachsenden Katalog hinzugefügt, den die Bomb Data Unit des FBI zusammenstellte.
    Als sie sich der Straßenbiegung näherten, nahmen beide Techniker einen süßlichen, blumigen Geruch wahr, nicht

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