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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Larnaca auf Zypern nicht tötete.
    Das konnte Osama aber nicht wissen. Und vermutlich hätte es ihn auch nicht interessiert, denn im September desselben Jahres landeten eine zweite Abordnung von Marines und ein weiterer SEAL-Platoon im Rahmen einer multinationalen Friedenstruppe. Britische, italienische und französische Soldaten bezogen in der Stadt Beirut Stellung, damit sich Massaker wie in Sabra und Schatila nicht wiederholten.
    Osama erinnerte sich daran lieber auf andere Weise: „Blut und abgetrennte Gliedmaßen, Frauen und Kinder, überall hingestreckt. Gebäude, die mitsamt den dort lebenden Menschen zerstört wurden, und Hochhäuser, die über ihren Bewohnern zum Einsturz gebracht wurden. […] Es war, als ob ein Krokodil auf ein hilfloses Kind trifft, das nichts tun kann, außer zu schreien.“ Was Osama da abgab, war eine grobe Schilderung des sektiererischen Bürgerkriegs im Libanon und des Blutbads, das Menachem Begin bei der israelischen Invasion 1982 anrichtete.
    Für Osama waren die Massaker von Sabra und Schatila der Beginn eines völkermörderischen, vom Westen unterstützten Angriffs auf den Islam. Schuld sah er nicht nur bei den Angehörigen der christlichen libanesischen Miliz, die über die Lager hergefallen war, sondern auch bei den israelischen Soldaten, die tatenlos danebengestanden hatten, als rasende Horden von Psychopathen mehr als 2.000 unbewaffnete Menschen niedermetzelten.
    Ein israelischer Untersuchungsausschuss befand Verteidigungsminister Ariel Scharon zwar „persönlich verantwortlich “ für das Massaker und entließ ihn aus dem Amt, doch Osama würde die Juden und Israel trotzdem bis ans Ende seiner Tage hassen. Bis zu seinem letzten Atemzug legte Osama das Massaker Israel zur Last und warf den Vereinigten Staaten vor, Israel bewaffnet zu haben. In Osamas Augen war den Vereinigten Staaten die blutige Hand abgeschlagen worden durch das tapfere Opfer zweier libanesischer Märtyrer. Als die multinationale Friedenstruppe aus dem Libanon abgezogen wurde, schloss Osama daraus, dass zwei Lkw-Bomben die vereinten Kräfte des US-Marine-Corps und der französischen Armee besiegt hatten.
    Nun schlug er vor, die muslimische Welt solle sich unter seiner Führung zusammenschließen und einen neuen Schlag gegen die Vereinigten Staaten führen. Osama dachte, wenn nur genug muslimische Märtyrer die USA zu Hause und im Ausland angriffen, würden sie genauso zusammenbrechen, wie er es bei der einst so mächtigen Sowjetunion erlebte.
    Niemand widersprach ihm, schon gar nicht Aiman Sawahiri. Und Abdallah Azzam – der Einzige, der sich getraut hatte, Osama die Wahrheit zu sagen – war tot.
    In Saudi-Arabien genießen die Bürger keine Redefreiheit. Die Medien werden streng kontrolliert. Als Osama bin Laden den Vereinigten Staaten den Heiligen Krieg erklärte, hatten seine Worte halboffiziellen Charakter. Er hatte Geld, seine Familie verkehrte freundschaftlich mit Prinzen und weil sich niemand von seinen Äußerungen distanzierte und die Regierung nicht widersprach, warf seine „Wahrheit“ einen langen Schatten.
    In den 1990er-Jahren sollte Osama oft davon sprechen, wie die Vereinigten Staaten muslimische Männer, Frauen und Kinder getötet hätten. In den Tagen vor dem Einmarsch amerikanischer Soldaten im Irak und in Afghanistan hörten die Amerikaner diese Behauptungen mit großer Verblüffung. Ihrer Erinnerung nach hatten sie nie Krieg geführt gegen das arabische Volk oder den muslimischen Glauben. Dabei übersahen sie allerdings, dass amerikanische Waffen Zigtausende Araber getötet hatten. Von israelischen Piloten gesteuerte Flugzeuge aus amerikanischer Herstellung hatten amerikanische Bomben abgeworfen. Israelische Kanoniere bedienten amerikanische Artilleriegeschütze, die amerikanische Streubomben auf arabische Soldaten und Zivilisten abfeuerten.
    In Saudi-Arabien erhoben sich keine Gegenstimmen zu Osama bin Laden, und in den USA konnte ihn niemand so richtig ernst nehmen.
    Seine israelfeindliche Haltung überraschte nicht. König Faisal hatte die Juden als „Affen“ bezeichnet. Dass Osama den USA vorwarf, für die wiederholte militärische Aggression Israels verantwortlich zu sein, war eine Ansicht, die unter anderem auch westliche Linke teilten. Hugo Chávez, der Liebling der lateinamerikanischen Progressiven, hat israelische Militäreinsätze mit „Völkermord“ verglichen. Als ihn die französische Zeitung Le Monde bat, israelische Vergeltungsmaßnahmen gegen militante

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