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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihn lebendig zu begraben.
    Tavi gewann das Gleichgewicht zurück und zog sofort Kraft aus der Erde – insbesondere aus der, die versuchte, ihn zu ersticken. So gelang es ihm, die Elementare zu schwächen, die auf Renzos Befehl hörten. Er watete durch die nachlassende Kraft dieser Elementare vorwärts und schlug in einem Augenblick rasiermesserscharfer Konzentration sauber durch Renzos hastig hochgerissene Klinge, den Stahlring um den Hals des riesigen Mannes – und den Hals selbst. Renzos Körper sackte zitternd wie der eines geschlachteten Schweins zusammen.
    Die Zeit verlangsamte sich.
    Es floss wenig Blut. Das flammende Schwert in Tavis Hand hatte die Schnitte schon kauterisiert, als er sie gemacht hatte. Die breiten Hände des Schulhofschlägers zuckten und verfielen in Krämpfe. Sein Kopf war mit dem Gesicht nach unten hingestürzt, und Tavi konnte sehen, wie sein Mund sich noch ein paar Sekunden lang bewegte, als wollte er den Schmutz auf seiner Zunge ausspucken. Es dauerte nicht lange. Einen Herzschlag, zwei, dann herrschte Ruhe.
    Renzo war ein abscheulich kleingeistiges Übel aus Tavis Kindertagen gewesen.
    Tavi wurde übel als er sah, wie leicht es gewesen war, ihn umzubringen.
    Seine Gedanken und seine Konzentration waren für ein paar Sekunden völlig abgelenkt, und so tötete die Vordkönigin ihn beinahe schon im ersten Augenblick ihrer Begegnung, als sie hinter Renzos Leichnam aus der Erde hochschoss.
    Tavi griff auf ein Windwirken zurück, so schwach es auch in der eingesunkenen Grube sein mochte, um seine Wahrnehmung zu beschleunigen. Doch trotz seines Wirkens hatte er nur Zeit für den bizarren, blitzartigen Eindruck eines schönen Gesichts, glitzernder Augen, eines zerlumpten alten Kleids – und dann einer verschwommenen Bewegung, als eine schattenhafte Klinge auf sein Herz zuschoss.
    Tavi hatte genug Zeit, um zu denken: Ich habe sie nicht kommen gespürt, sie ist nicht aus Metall gefertigt. Zum Glück hatten seine Reflexe noch über keinerlei Metallwirken verfügt, als er sie zum ersten Mal an der Waffe geschult hatte, und hatten die Vorwarnung nicht nötig. Seine eigene brennende Klinge hielt die dunkle Waffe in der Hand der Vordkönigin auf – und glitt dann plötzlich ab und wankte, als der Widerstand der anderen Waffe verschwand. Die dunkle Klinge rollte sich in ihrer Hand zusammen wie eine zustoßende Schlange und drang ihm in den Bauch. Sie durchstach seine Rüstung, als bestünde sie aus weichem Stoff statt aus Schlachtenstahl, und er spürte, wie er heftig gegen die Lagen aus Schelfgestein geschleudert wurde, die den Rand der Grube bildeten. Die Vordkönigin stürzte sich auf ihn, und ihre Augen leuchteten in schrecklicher Intensität, aber er reagierte mit den schnellen, tödlichen Reflexen eines Mannes, der klug genug gewesen war, die kalte, gefühllose Kraft seiner Rüstung und seiner Waffen an sich zu ziehen. So verspürte er keinen Schmerz, obwohl sein Körper von einer tödlichen Klinge an der rauen Wand aufgespießt war. Die Vordkönigin war schnell genug, um zu verhindern, dass ihr der Kopf abgeschlagen wurde, aber es war knapp. Tavis brennendes Schwert hinterließ eine Wunde in ihrer Kopfhaut und sengte einen Schwung zarten weißen Haars ab. Sie zog sich in einer verschwommenen Bewegung von ihm zurück, stieß einen metallischen Schrei aus und sprang einfach mit einem Satz aus der Grube.
    Eine von heftigem Lärm begleitete Explosion aus Licht, hell genug, um ihm in den Augen wehzutun – seltsam, das Metallwirken schien keinen Schutz gegen die Art von Schmerz zu bieten –, ließ die Gestalt der verschwindenden Königin zu bloßen Umrissen werden und hinterließ ihr Profil in grellen Farben in seinen Augen eingebrannt, während der Rest seiner Welt schwarz wurde.
    Sein Instinkt schrie ihm zu, aus dem Loch hinauszuklettern, etwas zu unternehmen, sich zu bewegen, bewegen, bewegen . Aber das tat er nicht. Als die Königin aus der Grube gesprungen war, hatte sie das Schwert nicht festgehalten. Ob er den Schmerz nun spüren konnte oder nicht, angesichts der Felsen in seinem Rücken stand es so gut wie fest, dass eine übernatürlich scharfe Waffe immer noch in seinem Bauch steckte und im Stein hinter ihm versunken war wie ein Nagel in Holz. Wenn er sich einfach losriss, konnte er sich selbst so gut wie entzweischneiden.
    Er hielt das glühende Schwert unbehaglich nahe an seinen eigenen Körper, sah aus zusammengekniffenen, vom Licht geblendeten Augen hinunter und fand seinen

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