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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einfach unbewaffnet und ungerüstet ins Maul eines Leviathans folgte.
    Er rannte hinein.

42

    Tavi wusste nicht, wie viele Erdwirker die Vord mithilfe von Züchtigungsringen versklavt hatten, aber wenn man bedachte, wie schnell sie laut Alera die Reparaturen an den Dammstraßen durchgeführt hatten, waren es entweder sehr viele Cives mit geringeren Begabungen oder wenige mächtige. Auf jeden Fall befand sich Kitai im Kommandozelt, verhinderte Reibereien zwischen den antillanischen Brüdern, den Canim, dem Kommandostab der Freien Aleranischen Legion und Maestro Magnus und ahnte nicht, was auf sie zukam.
    Tavi stürzte sich auf das Kommandozelt hinab, ein gefährliches Manöver, wenn man so tief flog – aber es gelang ihm, etwa zwanzig Fuß davon entfernt zu landen, ohne sich die Beine oder Knöchel zu brechen. Dann lenkte er sofort den Windstrom um, so dass er das Kommandozelt packte und es wie einen Drachen sauber von seinen Pfosten und Stangen abriss. Ein Dutzend Leute im Zelt, Offiziere und Wachen, Aleraner und Canim, sprangen auf. Die Hälfte von ihnen, einschließlich Kitai, hatte schon die Waffen gezogen, bevor Tavi einen klaren Blick auf sie erhaschen konnte.
    »Zu den Waffen!«, donnerte er, bevor die Wachen oder die Leute im Zelt reagieren konnten. Er rannte auf das Zelt zu, wobei das Schwert in seiner Hand Funken sprühte, die seinen eigenen verdammten Umhang zu entzünden drohten, und schrie: »Feindliche Erdwirker von unten!«
    »Oh, sollen es doch die Krähen holen«, murmelte Maestro Magnus in geradezu gekränktem Ton. Er musste seine lange Tunika raffen und blasse, dürre Beine entblößen, als er auf einen hölzernen Faltstuhl kletterte. »Von allem lächerlichen Unfug ausgerechnet der!«
    »Wo?«, blaffte Kitai und trat rasch mehrere Schritte von den anderen weg, während sie den Boden rechts und links neben sich musterte.
    Tavi konzentrierte seine Gedanken auf die Erde unter sich. Diese Art des Reisens verlief zwar heimlich, aber sein Flug zum Kommandozelt war weitaus schneller gewesen, und er spürte das erste Erdwirken aus mehreren Schritt Entfernung auf sich zukommen. Statt zu antworten, blieb er stehen, machte zwei schnelle Schritte und rammte mit der Kraft der Erde selbst die brennende Klinge senkrecht in den Boden unter sich. Das Schwert traf etwas, obwohl er das nur dem plötzlichen Zucken entnehmen konnte, das den Stahl bis in seine Hand durchströmte wie das Zappeln eines Fisches, der am Haken hing. Ein Zittern, das durch Angelschnur und Rute bis in die Hand des Anglers lief. Er zog die Klinge wieder heraus – mit dem brennenden Schwert eine mühelose Bewegung – und stach nur wenige Zoll von dem ersten Stoß entfernt wieder zu.
    Die Erde unter ihm gab plötzlich in einem Kreis von etwa zehn Fuß Durchmesser nach. Eben noch hatte er auf festem Boden gestanden, und im nächsten Augenblick sackte er unter ihm ein. Eine Hand, die zu einer sich versteifenden Klaue gebogen war, ragte aus der losen Erde empor. Tavi versuchte, die Tatsache auszublenden, dass die Hand einer Frau gehörte und nicht mehr jung war, und verbannte das, was er gerade getan hatte, in seinen Hinterkopf.
    »Aleraner!«, hörte er Kitais Stimme schreien. Ihr besorgtes Gesicht erschien an der Kante der Grube, in der Tavi sich plötzlich wiedergefunden hatte.
    »Mir geht es gu…«, begann Tavi.
    Der feindliche Erdwirker, der seiner Vorderfrau gefolgt war, stolperte auf einmal fünf Fuß von Tavi entfernt aus der Erde hervor und fand sich plötzlich an der frischen Luft am Grund der Grube wieder. Tavi starrte ihn einen reglosen Augenblick des Wiedererkennens lang an. Er hatte den muskulösen Mann mit den strähnigen Haaren, der gerade erschienen war – einen Schläger namens Renzo –, seit den Eingangsveranstaltungen an der Akademie nicht mehr gesehen. Der hünenhafte junge Mann war vielleicht ein Jahr älter als Tavi und wog doppelt so viel wie er. Renzo war als Erdwirker außergewöhnlich fähig, war aber auch dumm genug gewesen, sich mit Kalarus Brencis Minoris anzufreunden, was sicher den stählernen Sklavenring um seinen wulstigen Hals erklärte. Tavi hatte Renzo schon verprügelt, bis er sich schreiend ergeben hatte, bevor er überhaupt aufs Elementarwirken hatte zurückgreifen können, und er schämte sich immer noch für die Tat, wenn er sich daran erinnerte.
    Der Moment des Zögerns verschaffte Renzo die Gelegenheit zu reagieren. Er machte eine rasche Handbewegung, und die Erde stieg um Tavi herum auf, um

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