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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Verdacht bestätigt. Eine Stange aus glänzendem grünschwarzem Material steckte noch immer in den Platten seiner Lorica. Er berührte die Waffe vorsichtig mit der Hand und fand heraus, dass sie zweischneidig und scharf wie ein Skalpell war. Die leiseste Berührung hatte ihm das Fleisch mit fürchterlicher, zarter Leichtigkeit aufgerissen. Die Klinge sah wie Vordchitin aus, und vermutlich bestand sie auch tatsächlich daraus. Als das Blut aus seinen Fingern sie berührte, erschauerte die Waffe und ließ silbrige Stöße des Empfindens durch seinen Körper gehen, obwohl das Metallwirken verhinderte, dass er sie als Schmerzen wahrnahm.
    Verfluchte Krähen. Das Ding lebte .
    Außerhalb der Grube kreischte die Vordkönigin erneut: Das blecherne Geräusch war eine Herausforderung. Feuerexplosionen donnerten draußen. Menschen schrien. Stahl traf auf Stahl.
    Es fiel Tavi schwer, genug Luft zu bekommen. Es konnte nicht an der Lunge selbst liegen. Der Stoß der Chitinklinge hatte ihn viel zu weit unten getroffen. Er warf einen Blick auf seine Finger und sah, dass sie mit etwas Teerartigem und Grünem verschmiert waren. Es roch abscheulich. Wunderbar – Gift, das seine Atmung aussetzen ließ.
    Tavi verzog das Gesicht. Die Chitinwaffe hatte keine Parierstange und keinen Handschutz. Sie … ging einfach aus einer langen, leicht gebogenen Klinge in einen länglichen, abgerundeten Griff über. Er konnte nicht nach vorn von der Klinge, die ihn aufgespießt hielt, herunterschreiten. Der Griff würde niemals durch das vergleichsweise kleine Loch passen, das die Klinge hinterlassen hatte, und die Wunde selbst zu erweitern, kam ihm … wenig nutzbringend vor.
    Sterne ließen ihm alles vor den Augen verschwimmen. Seinem Körper ging der Sauerstoff aus.
    Tavi rang mit sich, ob er auf das Schwert schlagen und es mit seiner eigenen brennenden Klinge durchtrennen sollte, aber es gab hervorragende Gründe, darauf zu verzichten. Der Schlag würde die Vordklinge vielleicht nicht durchschneiden, und dann würde sie ihn mit aller Kraft seines eigenen Streichs noch tiefer treffen. Wenn er versuchte, sich hindurchzubrennen, würde das die Vordklinge aufheizen und die Wunde kauterisieren, so dass sie so gut wie unbehandelbar durch Wasserwirken wäre. Die Klinge einfach zu packen und mit Erdwirkerkraft zu zerbrechen wäre ebenfalls eine Torheit gewesen – die Schneide würde ihm die Finger aufgrund seiner übernatürlichen Stärke nur umso sauberer abtrennen.
    Weitere Schreie von Menschen und Vord ertönten von oben. Heranbrandende Windströme heulten, und ein Cane stieß ein zorniges Brüllen aus. Tavi begann schwindelig zu werden.
    Der Boden ringsum, der seine ganzen Kleider, seine Stiefel und seine Rüstung bedeckte, war lose, ziemlich sandig.
    Das würde reichen müssen.
    Er bewegte sich vorsichtig und gestikulierte mit einer Hand. Ein langes Scheinfüßchen aus sandiger Erde erhob sich unter ihm. Er hob eine Handvoll auf und erkannte, dass sein eigenes Blut sie klebrig und klumpig gemacht hatte. Er ummantelte die Vordklinge damit. Das tat er noch zwei Mal, bis ein dicker Batzen aus blutigem, sandigem Schlamm daran haftete.
    Dann biss er die Zähne zusammen, streckte sein Schwert aus, ließ Feuer aus der glühenden Klinge auf den Matsch strömen und formte es mit seinen Gedanken und seinem Willen. Es hüllte den Schlamm schlagartig in einem raschen Aufblitzen ein, das Blasen auf seinen Händen und seinem Gesicht entstehen ließ – und als das Licht verblasst war, glühte der Sand mattrot und hielt wie eine gallertartige Masse.
    Ein zweites Vorbeistreichen des Schwerts gestattete es ihm, die Hitze wieder aus dem Sand herauszuziehen, bevor sie sich die Klinge hinauf und in seine lebenswichtigen Organe ausbreiten konnte, und plötzlich war die Vordklinge in einen unregelmäßig geformten Glasklumpen gehüllt.
    Tavi packte ihn, holte Atem, um sich zu sammeln, und zog an der Waffe. Erst rührte sie sich nicht, aber er wagte es nicht, hier rohe Gewalt auszuüben. Er steigerte den Druck langsam, behutsam, bis die Waffe sich ruckartig aus dem Stein hinter ihm löste. Sie schlug Funken aus seiner Rüstung, als Tavi sie vorsichtig aus seinem Fleisch zog.
    Er schleuderte die Vordklinge weg, so dass sie auf der gegenüberliegenden Seite der Grube landete. Dann konzentrierte er sich auf seinen eigenen Körper und fand die Wunde, die an sich eine schmale und mehr oder minder unbedeutende Verletzung darstellte. Aber das Gewebe um die Wunde herum, die

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