Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
aus, die aus ihrem Zelt geströmt kamen, und mit jedem Schritt warf sie noch mehr Feuer nach rechts und links, tötete Männer so mühelos, wie ein Kind Ameisen zerquetscht. Sie zog eine Spur aus Entsetzensschreien und der Todesqual hinter sich her.
    Tavi stabilisierte seinen Flug und schüttelte wütend den Kopf. Er konnte es sich nicht leisten, sich von seinen Emotionen beherrschen zu lassen. Die Königin war tödlich, und tödlich vernunftbestimmt. Sie rannte nicht einfach aus einer Laune heraus über die Zelte hinweg. Sie hatte ein Ziel vor Augen, einen bestimmten Ort.
    Tavi musste nicht nach vorn blicken, um zu wissen, was kam – und das musste, wie ihm klar wurde, auch die Vordkönigin nicht. Der Grundriss eines Legionslagers war vom einen Ende des Reichs bis zum anderen festgelegt und hatte sich in Jahrhunderten der Übung herausgebildet. Tavi wurde mit einem plötzlichen Erschauern klar, dass er dem Feind einen Vorteil verschafft hatte, indem er sich an die Legionsnormen gehalten hatte.
    Sie war auf dem Weg zu den Heilerzelten.
    Mit einem Knurren konzentrierte Tavi sich allein auf seinen Windstrom und schoss an ihr vorbei. Er gewann fünfzig, sechzig, siebzig Schritt Vorsprung und musste dann in so schiefem Winkel landen, wie er nur konnte, mit den Füßen voran. Im selben Augenblick, als seine Stiefel auf den Boden trafen, rief er die Erde an, sich seiner Bewegungsrichtung entsprechend umzuformen, ihn zu führen und zu bremsen, statt ihm einfach die Füße wegzureißen und dafür zu sorgen, dass er sich den törichten Hals brach.
    Seine Stiefel zogen eine sechs Zoll tiefe Furche, die so breit wie seine Füße war, und ließen einen Schauer aus Erde, Kieselsteinen und Frühlingsgras mehr als fünfzig Fuß weit als Bugwelle vor ihm aufspritzen. Im Eingang zum Hauptzelt der Heiler kam er zum Stehen. Er wirbelte herum, rief das Feuer zurück in sein Schwert, und dann prallte die Vordkönigin gegen seine Brust und stieß ihn ins Zelt und durch den großen Stützpfeiler unmittelbar hinter dem Eingang.
    Tavi schlug eine von der Schnelligkeit verzerrte Hand mit dunklen Nägeln beiseite, als die Vordkönigin nach seinem Hals greifen wollte, ließ das Schwert fallen und packte sie mit der anderen Hand am Haar, rollte sich ab, als sie beide auf dem Boden auftrafen. Er stieß sie nach vorn, als ihr Schwung sie seitlich gegen eine gefüllte Metallheilwanne prallen ließ, und rammte seinen eigenen, schwer gepanzerten Körper gegen ihre schlanke Gestalt.
    Wasser schoss aus der Wanne empor, als ihr Aufprall die ihnen zugewandte Seite platt gegen die gegenüberliegende quetschte. Die Königin stieß keuchend den Atem aus. Der Schmerz, den Tavi bis vor etwa fünf bis sechs Sekunden mittels Metallwirken unterdrückt hatte, brandete plötzlich als Welle auf ihn ein, und ihm wurde klar, dass er das Elementarwirken losgelassen hatte, welches das Gift in seiner Bauchwunde zurückgehalten hatte.
    Die Vordkönigin rollte sich ab und kam auf die Beine, hielt in ihrem Schwung nicht inne, sondern sprang auf alle viere, ein mehr katzenartiges als menschliches Wesen. Feuerkugeln verkohlten ein halbes Dutzend Heiler und zwei verwundete Überlebende aus Riva zu totem Fleisch. Eine junge Frau in Heilerkleidung, die einen silbernen Züchtigungsring trug, war das nächste Ziel. Aber Foss warf sich vor sie und versetzte ihr einen kräftigen Stoß, so dass sie Hals über Kopf von ihm wegstolperte – und dann wurde er von einer weiteren Explosion eingehüllt, die wenig mehr als geschwärzte Knochen und geschmolzenen Stahl zurückließ.
    Die Vordkönigin zischte und gestikulierte wieder – aber Tavi erkannte in der jungen Frau, zu deren Schutz Foss sein Leben geopfert hatte, plötzlich Dorotea, die in einem anderen Leben Hohe Fürstin von Antillus gewesen war.
    Die Frau, der von ihren eigenen Verbündeten ein Sklavenring umgelegt worden war und die unter dem Befehl stand, keinen Schaden anzurichten, diente der Freien Aleranischen Legion seit deren Gründung als Heilerin. Ihr vorheriger persönlicher Ehrgeiz war wie ein Krebsgeschwür gewesen, das der Sklavenring sauber amputiert hatte, und in den darauffolgenden Monaten hatte sie als Sklavin mehr Gutes getan als in ihrer Zeit als Civis. Da sie eine Wasserwirkerin war, deren Fähigkeiten über alles hinausgingen, was eine Legion erhoffen konnte, war sie zweifelsohne hergerufen worden, um irgendeine schwierige oder besonderes Zartgefühl erfordernde Verletzung zu behandeln, die einer der

Weitere Kostenlose Bücher