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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Wade, er schrie vor Schmerz auf – und hüpfte weiter, indem er seine Sprünge mit seinem geschwächten Windwirken lenkte.
    Garados zog ein Bein aus dem Berg hervor, und Tavi krabbelte drauflos, um von etwas herunterzuspringen, das wie eine Kniescheibe von der Größe eines Wehrhofs aussah. Ein paar Schritte später erhob sich ein breiter Fuß aus dem Berg und kam auf Tavi herabgesaust, als wäre er ein lästiges Insekt, das man zerquetschen konnte, um dann nie wieder daran zu denken.
    Tavi sprang hektisch den Hang hinunter, versuchte, unter dem gewaltigen Fuß hervorzugelangen, und plötzlich bekam das Wort Hybris eine ganz neue Bedeutungsdimension für ihn. Er hörte jemanden hysterisch lachen, als ein riesiger Schatten über ihn fiel, und erkannte, dass die Stimme ihm selbst gehörte und dass er mindestens eine unmögliche halbe Meile Bodens zurücklegen musste, um der herabstoßenden Gewalt des großen Elementars zu entgehen.
    Der kühle und praktische Teil seines Verstandes machte ihm klar, dass er sich einfach nicht schnell genug bewegte. Es bestand gar nicht die Möglichkeit, dass er rechtzeitig entkommen würde.
    Ehren erhob sich langsam von seinem Sitz neben Graf Calderon auf der Bank in der Zitadelle von Kaserna. Er sah zu, wie ein Berg – der Berg – sich in Menschengestalt von seinem Ruhelager erhob, doppelt so hoch, wie der Berg selbst es gewesen war, unfassbar gewaltig. Die Entfernung ließ seine Gesichtszüge verschwimmen, aber Ehren konnte sehen, dass der Elementar wuchtig und missproportioniert gebaut war, ein hässliches Wesen voller Bosheit und entsetzlicher Macht.
    »Verfluchte Krähen«, hauchte Ehren, während er zusah, wie diese weit entfernte Gestalt sich bewegte und einen Fuß hob, wie ein Mensch es vielleicht getan hätte, um ein Insekt zu zertreten. »Was ist das?«
    Bernard starrte den Berg an und schüttelte langsam den Kopf. »Große Elementare, Junge«, murmelte er. »Bist du wahnsinnig?«
    Der Boden bebte heftig genug, um Wasser aus den behelfsmäßigen Heilwannen schwappen zu lassen, die in der alten Halle des zerstörten Wehrhofs aus dem Steinboden gewirkt worden waren. Amara stützte sich an einer Wand ab und hoffte, dass das Erdbeben die Halle nicht über ihren Köpfen einstürzen lassen würde. Nach einem Augenblick legte sich die Erschütterung, hörte aber nicht ganz auf, und erschrockene, ungläubige Rufe mischten sich mit den Schmerzens- und Todesschreien von draußen.
    Amara warf einen Blick dorthin, wo Isana, Odiana und die Heiler aus Octavians Legion sich an den Verwundeten abrackerten und so in ihre eigenen Kämpfe und ihr Elementarwirken versunken waren, dass sie ihrer Umgebung gar keine Aufmerksamkeit schenkten. Dann wankte sie zur Tür und stieß dort auf Fürstin Placida. Placidus Sandos war unter einem beinahe acht Fuß hohen Berg aus zerstückelten Vord gefunden worden, verwundet, aber am Leben. Sogar jetzt lag er noch in der Nähe auf dem Boden, und es war das erste Mal, dass Aria ihm von der Seite wich.
    Sie und Amara starrten beide zu der unglaublichen Gestalt hinüber, die sich aus dem Berg im Nordwesten erhob, die Stirn von Donner und Blitz umkränzt, die Schultern in Gewitterwolken und Regen gehüllt, und mit ihren riesigen und schrecklichen Konturen Meilen blauen Himmels verdeckte. Etwas wie ein Mund klaffte auf, und sein Brüllen ließ den Boden abermals erzittern. Die beiden Frauen mussten sich am Türrahmen festklammern, um stehen zu bleiben.
    »Große Elementare«, flüsterte Amara.
    »Ja«, hauchte Fürstin Placida mit weit aufgerissenen Augen und blassem Gesicht. »Und gleich zwei .«
    Tavi brachte seinen nächsten weiten Satz zustande, obwohl er wusste, dass es keinen Sinn hatte, rief hektisch nach dem Wind – und wurde plötzlich von etwas, das sich mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegte, im Rücken getroffen. Bleiche Arme schlangen sich unter seinen Achseln hindurch, verhinderten, dass er stürzte, und Kitai rief: »Halt dich fest!«
    Sie wurden schneller, während sich der Fuß des Bergs auf sie herabsenkte, den Himmel verdeckte und den Morgen zu einem Zwielicht verdüsterte. Kitais Windstrom trieb sie immer schneller auf den rasch schrumpfenden Streifen von Bäumen und Sonnenlicht unterhalb des Berges zu – und als sie näher kamen, füllte sich dieser Durchlass ins Überleben plötzlich mit einer kleinen Legion Windmähnen, deren unmenschliche Gesichter zu einem gespenstischen Heulen verzogen waren und die die Klauen

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