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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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er sowohl Tavi als auch die Vordkönigin von den Beinen riss. Vor Tavis sich weitenden Augen spaltete der Gipfel des Berges sich plötzlich: Ein Riss verlief von der Spitze bis zu Tavi und über ihn hinaus. Binnen eines Herzschlags weitete sich dieser Riss unter dem Mahlen und Ächzen von Fels und Gestein. Einen Augenblick, bevor die Spalte – die auf dem besten Wege war, eine Schlucht zu werden – ihn verschlang, rollte Tavi sich rasch zur Seite.
    Der Berg stöhnte mit dröhnender Bassstimme, und Steine begannen um sie herum niederzugehen. Ein Großteil des fallenden Gesteins bestand aus Kieseln, aber es befanden sich auch andere Brocken darunter, die mehr als groß genug waren, um einen Menschen zu töten. Tavi kam wieder auf die Beine und wich einigen herabstürzenden Felstrümmern aus. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Vordkönigin einen Stein von der Größe eines Bierfasses einfach mit der freien Hand beiseiteschlug.
    Ein rotes Leuchten überflutete plötzlich die Wände der Schlucht. Das Licht drang aus dem Innern des Berges hervor, und Tavi schnappte überrascht nach Luft. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass Garados ein Feuerberg war.
    Ein mittelgroßer Stein streifte seine Rippen, und obwohl die Rüstung den Aufprall abfing, wankte Tavi und konnte dem nächsten hüpfenden Stein kaum ausweichen. Jenseits der Schlucht wandte die Vordkönigin sich ihm zu und ging in die Hocke, um zu springen, das Schwert erhoben und zum Zuschlagen bereit – als plötzlich eine Fontäne aus Flüssigkeit aus dem Riss hervorschoss und geschmolzenes Gestein hoch in die Luft schleuderte.
    Tavi wandte sich davon ab, sprang hangabwärts in die Luft, so kräftig er konnte, rief einen Windstrom …
    … und bemerkte einen Moment zu spät, dass er von einer Schmutz- und Staubschicht bedeckt war.
    Die Windelementare, die er herbeirufen konnte, waren bei weitem nicht stark genug, ihn in die Luft zu heben, und nachdem er noch ein oder zwei Sekunden am höchsten Punkt seines Sprungs in der Luft gehangen hatte, war er auf dem Weg zurück zum Boden – dem steil abfallenden, steinigen Boden des Garados. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Wenn er das Gleichgewicht verlor, dann gab es so gut wie nichts, das ihn davor bewahren konnte, den ganzen Weg zum Fuße des Berges hinunterzupurzeln, wobei Steinschlag, Felsvorsprünge und die Schwerkraft sich verschwören würden, um ihn zu Mus zu zermalmen.
    Er setzte den rechten Stiefel auf ein stabiles Felsstück und stieß sich in einen neuen Sprung ab, rief hektisch nach dem Wind – diesmal nicht, um ihn in die Luft zu heben, sondern einfach, um ihn etwa einen Fuß weit zur Seite zu schieben, so dass sein linker Stiefel auf dem nächsten soliden Felsabsatz auftreffen konnte, den er entdeckte. Es blieb keine Zeit nachzudenken, er konnte nur noch reagieren, und so stellte Tavi auf einmal fest, dass er mit voller Geschwindigkeit die schroffen Hänge des Bergs hinunterlief, wie eine Bergziege hüpfte und mit beängstigender Mühelosigkeit immer schneller wurde. Erst ein paar Sekunden später fiel ihm auf, dass er sogar einige der fallenden Steine zu überholen begann, und er bekam das Gefühl, dass seine gesamte Situation sich in Richtung eines abrupten und unschönen, aber durchaus aufregenden Endes entwickelte.
    Hinter ihm ertönte ein Geräusch. Ein derart tiefes, gewaltiges Geräusch, dass er es weniger hörte, sondern vielmehr spürte, wie es ihm die Zähne klappern ließ. Es steigerte sich immer weiter, bis es in einem gigantischen, tiefen, blechernen Hörnerschall kulminierte, und Tavi wagte einen Blick über die Schulter, um zu sehen, was dieses Geräusch hervorgebracht hatte.
    Es war Garados.
    Der gesamte Berggipfel hatte sich gehoben. Felsen schmolzen, stürzten ein und setzten sich zu den Zügen eines riesenhaften und hässlichen, menschenähnlichen Gesichts neu zusammen. Brennend rote Gruben nahmen die Stelle der Augen ein, und der Mund war ein großes, klaffendes Maul ohne sichtbare Lippen oder Zähne. Der gesamte Berg bebte, und Garados drehte sich nach rechts und links, so dass seine gewaltigen, breiten Schultern sich aus der Bergflanke lösten. Tavis Gehirn schien zu stottern und stolpern, als er sah, wie der große Elementar in Bewegung geriet. Er konnte einfach nicht fassen, dass er etwas so undenkbar Riesiges vor Augen hatte.
    Er wandte sich gerade noch rechtzeitig wieder um, um seinen nächsten Schritt zu machen. Ein fallender Stein von der Größe seiner Faust traf auf seine

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