Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Fuß tiefen und doppelt so breiten Graben ab. Zenturionen begannen ihren Einheiten Befehle zuzubrüllen, und die Legionen rückten zur Kante des Grabens vor, formierten ihre Reihen neu und wechselten die Waffen, um ihre Speere gegen die Vord zu richten, wenn diese aus dem Graben zu klettern versuchten. Es war beim besten Willen kein ideales Verteidigungsbollwerk – aber es war zugleich weit, weit besser als nichts.
    »Sie haben es geschafft«, sagte Fidelias.
    Marok atmete langsam aus, und sein knurrender Sprechgesang verklang. Der Blutsprecher sackte auf den Steinen des Dachs zusammen und sank schwer auf die Seite. Sein linker Arm war noch ausgestreckt, und Blut strömte daraus hervor. Fidelias wandte sich ihm zu und schnappte besorgt nach Luft.
    »Mach dir keine Sorgen um mich, Dämon«, sagte Marok. »Verbände. In meinem Beutel.«
    Fidelias fand das Verbandszeug und begann, Maroks Arm zu verarzten, um den Blutfluss zu stillen.
    »Ich dachte, du hättest gesagt, Säurewolken wären etwas für Dilettanten«, bemerkte er.
    »Das war keine Wolke. Das war eine Wand.« Marok schloss die Augen und murmelte: »Winselnder Dämon. Gern geschehen.«
    Fidelias wollte gerade befehlen, Marok zu den Heilern zu bringen, als Botschafterin Kitai aufs Dach gestürmt kam und sich wild umsah. Sie entdeckte Fidelias und marschierte auf ihn zu. »Wo ist er?«
    »Nicht hier«, antwortete Fidelias. »Er hat dich abgesetzt und ist dann wieder aufgebrochen. Die Königin hat ihn verfolgt.«
    Kitai knirschte mit den Zähnen und sagte: »Ich hätte ja wissen sollen, dass er so etwas machen würde.«
    Fidelias zog eine Augenbraue hoch. »Die Heiler haben gesagt, dass du eine Beule von der Größe eines Apfels am Hinterkopf hättest.«
    Kitai winkte ungeduldig ab. »Ich muss zu ihm.«
    Fidelias beugte sich zu ihr. »Er ist am Leben?«
    Kitai sah beiseite, den Blick ins Leere gerichtet. »Ja. Noch. Und … freut sich über seine eigene Schläue, möge der Eine uns beistehen.« Sie blinzelte und sah wieder Fidelias an. »Schnell. Was ist die absolut schlimmste Stelle, an die man sich in diesem Tal begeben könnte? Der allerwahnsinnigst selbstmörderische Ort, den man hier finden kann? Der, an den sich nur ein großer Narr wagen würde – und an den ihm nur eine wahnsinnige Närrin folgen würde?«
    Fidelias antwortete sofort und bemerkte, dass er im Chor mit der Botschafterin sprach: »Garados.«
    »Dort ist er«, sagte Kitai. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab, sprang in die Luft und verschwand hinter dem Schleier einer Windbarriere, als sie in den offenen Himmel davonschoss. Ein halbes Dutzend Vordritter stürzte in Richtung ihrer Flugbahn und hoffte, sie aufzuhalten, obwohl sie sie nicht sehen konnten.
    Ihre Flügel gingen in Flammen auf, und sie fielen zu Boden, in den Tod.
    Fidelias atmete langsam aus. Dann wandte er sich wieder dem Kampfgeschehen zu und postierte ihre neuen Trümpfe anders, obwohl er wusste, dass ihre Stellung nicht gegen eine solche Überzahl gehalten werden konnte, zumindest nicht länger als für ein paar Stunden.
    Aber er hatte das Gefühl, dass er getan hatte, was in seiner Macht stand.
    Sein Blick ging in Richtung des Garados. Irgendwo an den kalten, harten Hängen dieses Berges warf ein junger Mann die gesamte Kraft, List und Genialität einer tausendjährigen Dynastie gegen die Intelligenz und gnadenlose Macht im Herzen der weltverschlingenden Vord in die Waagschale.
    Und wie jeder andere konnte Fidelias nur abwarten, was geschehen würde.

56

    Aus der Ferne war der Berg unbestreitbar schön: hoch und eindrucksvoll, von Schnee und Eis gekrönt. Aber je näher man ihm kam, desto stärker stellte sich das Gefühl einer bösartigen, feindseligen Gegenwart ein. Tavi hatte den Zorn des Berges schon einmal erlebt – und was er damals gespürt hatte, war nicht einmal annähernd so bedrückend und trostlos gewesen wie heute. Garados war diesmal nicht einfach übellaunig und ablehnend.
    Der gewaltige Elementar war äußerst zornig.
    Die Gewitterwolken, die sich um seinen Gipfel zusammenzogen, wurden immer dunkler, als ob sie die Nacht eingesogen hätten, als sie verblasst war. Thana Lilvia, die gewaltige Windelementarin, die vom Eismeer her über das Calderon-Tal gebraust kam, stellte heute ihre Kraft unter Beweis und sammelte ihre Herden wie üblich in der Nähe ihres Mannes. Blitze in wild wechselnden Farben peitschten ständig durch die Wolken, und sogar aus mehreren Meilen Entfernung konnte Tavi die

Weitere Kostenlose Bücher