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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wie Fidelias. Er war nicht in der Lage, das Vord aus dem Gleichgewicht zu bringen, und es war dem Ding gelungen, ihn mit den Krallen zu zerkratzen. Jetzt begann es, die unglaubliche Kraft seiner Kiefer um Magnus’ Gesicht zu schließen.
    Einen Moment lang schaute Magnus Fidelias in die Augen.
    Fidelias sah, wie die Verästelungen der Logik sich in seinem Verstand so ruhig und sauber entfalteten, als wäre er dabei, eine theoretische Übung durchzuführen.
    Die Situation war ideal. Das Vord war schon schwer verletzt. Die nächststehenden Legionares griffen bereits zu den Waffen und stürmten vorwärts – aber sie würden niemals rechtzeitig eintreffen, um Magnus zu retten. Fidelias selbst war schwer verwundet. Der Schock bewahrte ihn davor, es zu spüren, aber er wusste, dass er, selbst wenn ein Legionsheiler sich um ihn kümmerte, ein paar Tage lang nicht auf den Beinen sein würde.
    Magnus wusste das.
    Niemand würde ihm Vorwürfe machen, wenn er nur zweieinhalb von drei Vord tötete. Fidelias bliebe versteckt, Valiar Marcus’ Stellung wäre weiterhin unangreifbar. Und um das zu erreichen, war alles, was Fidelias tun musste … nichts.
    Nichts, als zuzulassen, dass eines von ihnen , ein Vord, der Feind jedes Lebewesens auf Carna, einen verlässlichen Vertrauten des rechtmäßigen Ersten Fürsten von Alera in zitternde Fleischstückchen zerlegte.
    Und plötzlich wurde er von Zorn verzehrt. Zorn auf die Lügen und den selbstsüchtigen Ehrgeiz, die das Herz von Alera seit dem Tod von Gaius Septimus vergifteten. Zorn auf Sextus’ starrköpfigen Stolz, Stolz, der ihn dazu getrieben hatte, das Reich in einen giftigen Hexenkessel des Verrats und der Intrigen zu verwandeln. Zorn auf die Dinge, die er im Namen seines der Krone geleisteten Eids zu tun gezwungen gewesen war. Dann, danach, im angeblichen Dienst am Gemeinwohl ganz Aleras, als es schien, als hätte der Mann, dem er seinen Eid geleistet hatte, seine eigene Pflicht dem Reich gegenüber aufgekündigt. Er hatte Dinge getan, über die der Junge an der Akademie Jahre zuvor entsetzt gewesen wäre, hätte er geahnt, dass sie in seiner Zukunft lagen.
    Es musste ein Ende finden.
    Hier, im Angesicht der größten Bedrohung, die Alera jemals erlebt hatte, musste es ein Ende finden .
    Valiar Marcus stieß ein Brüllen zornigen Trotzes aus und warf sich auf den Rücken des Vord. Er rammte einen gerüsteten Unterarm zwischen die Kiefer des Vord und spürte den entsetzlichen Druck seiner Zähne, als sie sich darumschlossen. Er ignorierte ihn und riss mit den Schultern wild am Kopf des Vord, verdrehte und bearbeitete das Ding wie ein Mann, der versucht, einen Baumstumpf aus der Erde zu reißen.
    Das Vord stieß ein zorniges Zischen aus. Es war zu geschmeidig und biegsam, als dass er ihm das Genick hätte brechen können.
    Aber als er so angestrengt zog, sah Valiar Marcus seine Schuppen hochstehen, sah, wie sie sich leicht von der Haut des Vordhalses lösten und das empfindliche Fleisch darunter für einen Schlag aus dem richtigen Winkel entblößten.
    Das sah auch Maestro Magnus.
    Er zauberte mit einer einzigen ruckartigen Handbewegung das Messer aus dem Ärmel hervor, so sauber und rasch wie ein fähiger Beschwörer. Die Klinge war klein, doch sie glänzte mit tödlich scharfer Schneide.
    Der Kursor rammte dem Vord das Messer bis ans Heft in den Hals. Dann schnitt er mit einer reißenden Drehung dem Ding die Kehle auf. Das Vord bäumte sich auf, als seine Muskeln sich in plötzlicher Todesqual verkrampften, aber seine Kiefer hatten ihre Kraft schlagartig eingebüßt.
    Dann trafen die Legionares ein, schlugen mit den Schwertern zu, und binnen eines Augenblicks war es vorbei.
    Danach lag Marcus auf dem Rücken auf der Erde. Einer der Legionares hatte sich im Laufschritt entfernt, um einen Heiler aufzutreiben und Alarm zu schlagen. Die anderen hatten sich in einer Linie aufgefächert, um ihre gerüsteten Körper zwischen die einbrechende Nacht dort draußen und die beiden verwundeten alten Männer in ihrem Rücken zu stellen.
    Marcus lag keuchend da und wandte den Kopf, um Magnus anzusehen.
    Der alte Kursor sah ihn einfach nur an, die wässrigen Augen ausdruckslos vor Entsetzen. Sein Gesicht und sein weißer Bart waren mit Vordblut verschmiert. Er starrte Marcus an und stammelte ein paar Laute, die keine Bedeutung hatten.
    »Wir müssen reden«, knurrte Marcus. Seine eigene Stimme klang heiser und schwach. »Du leidest langsam ein bisschen an Verfolgungswahn, alter Mann.

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