Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
aufgeschlagen hatten, hatten sowohl die landenden Legionen als auch die Canimhorde sich direkt zwischen Antillus und den anrückenden Vord platziert. Ganz gleich, wie schwer von Begriff der Kommandant von Antillus vielleicht war, den kleinen Umstand musste er zu würdigen wissen.
    Alles Mögliche hätte fürchterlich schiefgehen können – aber der Zeitablauf und die Positionierung der verschiedenen Truppen zueinander hatten so glatt ineinandergegriffen, dass es schien, als ob das Glück ihnen allen hold gewesen wäre.
    Natürlich war nichts weiter von der Wahrheit entfernt. Die ganze Sache war geplant gewesen, und das sehr gerissen. Aber Marcus erwartete mittlerweile auch nichts Geringeres vom Hauptmann – etwas, das Octavians Großvater nie gewesen war. Sextus war zwar ein Großmeister der politischen Intrige gewesen, aber er hatte nie eine Legion in die Schlacht geführt, nie an der Seite seiner Männer gestanden und gekämpft, sein eigenes Leben wie ihres aufs Spiel gesetzt, in den Augen seiner Legionares seinen Platz errungen. Sextus hatte seinen Untergebenen Loyalität, sogar Respekt abverlangt, aber er war nie ihr Hauptmann gewesen.
    Octavian dagegen schon. Die Männer der Ersten Aleranischen waren bereit, für ihn zu sterben.
    Marcus setzte seine Runde durch das Lager fort, brüllte Beschimpfungen und Flüche und knurrte über jeden einzelnen Fehler, während er Vollkommenheit nur mit eisigem Schweigen quittierte. Das war, was die Männer von ihm erwarteten. Gerüchte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer, als die Nachricht über die Lage in Alera sich unter den Truppen herumsprach, und die Männer waren beunruhigt. Das Fluchen und Grollen des vierschrötigen alten Ersten Speers und der anderen Zenturionen gaben Halt, da sie immer zu den Lebensumständen der Legion gehörten, ob sie nun ruhte oder einem Zusammenstoß mit dem Feind entgegensah. Sie beruhigten die Männer verlässlicher, als jedes Maß an Ermutigung oder Trost es vermocht hätte.
    Aber sogar die hartgesottenen, fähigen Zenturionen warfen Marcus nachdenkliche Blicke zu, als ob sie seine Gedanken über die missliche Lage zu lesen versuchten. Marcus erwiderte diese Blicke nur mit zackigem Salutieren und ließ sie sehen, dass der Erste Speer wie immer seinem Tagewerk nachging.
    Als der Abend schon fortgeschritten war, blieb Marcus am südlichsten Punkt der Verteidigungswälle stehen und starrte in die aufziehende Dunkelheit hinaus. Laut Octavian war die Vordhorde, die langsam auf Antillus zumarschierte, noch vierzig Meilen entfernt. Aber zu viele im Feld verbrachte Jahre sagten Marcus, dass man nie ganz sicher wusste, wo der Feind stand, bis er so nahe war, dass man ihn mit einer Klinge treffen konnte.
    Das war, wie ihm klar wurde, einer der Gründe dafür, warum er sein Leben als Valiar Marcus dem vorzog, das er als Kursor geführt hatte. Ein Soldat wusste zwar vielleicht nicht, wo der Feind sich befand, aber er wusste so gut wie immer, wer der Feind war.
    »Hängst du tiefschürfenden Gedanken nach?«, fragte eine leise Stimme hinter ihm.
    Der Erste Speer drehte sich um und sah Maestro Magnus hinter sich stehen, weniger als einen Schritt entfernt. Er war vollkommen lautlos nahe genug herangekommen, um einen tödlichen Stoß zu führen. Wenn Magnus gewollt hätte, hätte er mit dem Gladius an seiner Seite zustechen können, oder mit einem Messer, das er am Körper versteckt trug. Angesichts von Marcus’ Rüstung wäre sein Nacken das geeignete Ziel gewesen – ein abwärts gerichteter Stoß im richtigen Winkel konnte die Wirbelsäule durchtrennen, eines der großen Blutgefäße im Hals aufschneiden und gleichzeitig die Luftröhre verschließen. Wenn man es richtig anstellte, gewährleistete das den sicheren, stillen Tod sogar eines schwer gerüsteten Opfers.
    Marcus erinnerte sich, wie er damals während seiner Zeit an der Akademie diesen Stoß wieder und wieder geübt hatte, bis die Bewegung sich den Muskeln seiner Arme, seiner Schultern und seines Rückens eingeprägt hatte. Es war eine der Standardtechniken, die den Kursoren beigebracht wurden.
    Magnus hatte ihn einfach zum Üben benutzt.
    Es war eine Art kunstvolles Spiel unter Kursoren in der Ausbildung, obwohl Marcus selbst sich daran nie beteiligt hatte – ein Weg, den anderen Kursor wissen zu lassen, dass man ihn hätte töten können, wenn man gewollt hätte. Magnus’ Körperhaltung, die auf einen flüchtigen Beobachter entspannt und lässig gewirkt hätte, war in Wahrheit

Weitere Kostenlose Bücher