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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schon in jedem nur erdenklichen Gelände operiert. Es besteht kein Anlass, ein Risiko einzugehen.«
    Tavi nickte. »Ich habe Kundschafter zu Land und in der Luft ausgeschickt.«
    »Ich habe damit gerechnet, dass du das tun würdest«, sagte Varg und bleckte die Zähne, was vielleicht ein zustimmendes aleranisches Lächeln sein mochte – oder eine Canimdrohung. Angesichts von Vargs Charakter kam Tavi zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich beides zugleich war. Varg kannte Tavi gut genug, um seine Reaktion vorauszuahnen, und er hatte gewollt, dass er das wusste. Diese Fähigkeit war ein unschätzbarer Vorzug eines Verbündeten. Bei einem Feind dagegen war sie furchterregend.
    Max schnaubte und bemerkte an Nasaug gewandt: »Ihr Kerle werft mit schmeichelhafteren Drohungen um euch als irgendjemand sonst, dem ich je begegnet bin.«
    »Danke«, sagte Nasaug ernst. »Es wird mir eine Ehre sein, jemanden zu töten, der so höflich ist wie du, Tribun Antillar.«
    Max lachte schallend auf und neigte den Kopf leicht zu einer Seite, so dass er Nasaug die Kehle zeigte. Das Maul des jüngeren Cane klaffte zu einem kleinen Canimlächeln auf.
    Sie warteten schweigend noch mehrere Minuten lang, während die Menge immer weiter wuchs.
    »Aha«, sagte Tavi.
    Varg sah ihn kurz an.
    »Deshalb hat die Königin nicht gesprochen«, erklärte Tavi. »Sie bewirkt, dass ihr Bild erscheint. Und sie wartet darauf, dass es sich herumspricht, damit die Zuhörer Zeit haben, zusammenzuströmen.« Er runzelte die Stirn. »Und das heißt …«
    »… dass sie nicht durch das Bild sehen kann«, brummte Varg. »Sie kann uns auf diesem Weg nicht ausspionieren.«
    Tavi nickte. Das erklärte, wie die Vordkönigin mehrere Bilder zugleich erscheinen lassen konnte. Die Übertragung auszuschicken war nicht schwierig beim Wassersenden. Licht und Geräusche von der anderen Seite zurückzuholen dagegen schon. »Sie will zu uns sprechen«, sagte Tavi, »zu allen. Bei den Krähen, sie bewirkt sicher, dass dieses Bild auf jeder Wasserfläche erscheint, die groß genug ist, um es zu tragen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich hätte daran gedacht.«
    Varg brummte: »Ganz praktisch, in Kriegszeiten. Der Bevölkerung Befehle verkünden. Sie auf Feindbewegungen aufmerksam machen. Die Erzeugerkaste davor bewahren, überrumpelt zu werden. Ihnen sagen, was hergestellt werden muss, die Zeit sparen, die es kostet, auf Boten zu warten.« Varg kniff die Augen zusammen. »Die Vordkönigin braucht aber nichts dergleichen.«
    »Nein«, sagte Tavi. »Braucht sie nicht.«
    »Die Vord sind ordentlich. Logisch. Sie muss ein Ziel dabei haben.«
    »Das hat sie«, sagte Tavi und spürte, wie sein Mund sich zu einer schmalen Linie verhärtete. »Es ist ein Angriff.«
    Das Bild bewegte sich, und Schweigen senkte sich über die Versammlung. Die Vordkönigin hob die Hand zum Gruß. Es lag etwas Unnatürliches in der förmlichen Geste, so als ob die Königin ihre Gelenke bewusst zwang, sich in ihren Bewegungen an Beschränkungen zu halten, die sie nicht gewohnt war.
    »Aleraner«, sagte sie, und ihre Stimme trug weit; sie war in jeder Richtung Hunderte von Schritten weit zu hören. Die Canim, die dem Teich am nächsten standen, legten die Ohren an die Schädel an und brachen zur Antwort auf den Lärm in Knurren aus.
    »Ich bin die Vord. Ich habe das Herz eurer Lande eingenommen, ich habe eure Festungen belagert. Ich habe euren Ersten Fürsten getötet. Ihr könnt mich nicht vernichten. Ihr könnt mir keinen Widerstand leisten.«
    Stille breitete sich einige Herzschläge lang aus. Die Vordkönigin ließ sie die Worte verdauen.
    »Die Vord sind ewig. Die Vord sind überall. Unter den Sternen und zwischen den Welten erobern wir alles. Wir wachsen. Gegen uns ist kein Sieg möglich. Ihr mögt uns vielleicht eine Zeit lang Widerstand leisten, aber in zehn, in hundert, in tausend Jahren werden wir zurückkehren, stärker und weiser als zuvor. Wir sind unvermeidlich. Eure Art ist todgeweiht.«
    Wieder Schweigen. Tavi sah sich in der Menge um. Jedes Gesicht war starr auf das Bild der Vordkönigin gerichtet. Die Aleraner wirkten blass oder angeekelt oder starrten einfach wie gebannt hin. Die Körpersprache der Canim war schwieriger zu deuten, aber selbst die Wolfskrieger wirkten niedergeschlagen. Dies war das Gesicht der Kreatur, die ihre gesamte Zivilisation so gut wie ausgerottet hatte – Millionen und Abermillionen von Canim, ganze Nationen, deren kleinste beinahe halb so groß wie

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