Codex Alera 06: Der erste Fürst
Zuckst bei jedem Schatten zusammen. Entspann dich doch mal.«
Magnus sah ihn an. Dann wandte er sich ab und starrte die drei toten Vord auf dem Boden ringsum an. Dasjenige, das als zweites gefallen war, zuckte noch. Sein Schwanz zappelte ziellos in den niedrigen Sträuchern herum.
Magnus lachte keuchend auf.
Marcus fiel mit ein.
Als die Heiler mit Verstärkung eintrafen, musterten sie die beiden verwundeten alten Männer, als wären sie vollkommen verrückt geworden.
Woraufhin sie nur noch mehr lachten.
5
Laufende Stiefel trommelten auf den Boden vor dem Kommandozelt, und Antillar Maximus brüllte den Wachen dort die Parole so laut zu, als hätte er vor, sie mit schierer Stimmgewalt aus dem Weg zu kegeln. Tavi schaute sofort von seinen Berichten auf, hob eine Hand, und Maestro Magnus hörte zu sprechen auf. Der alte Kursor sammelte lose Papiere vom Tisch ein und hielt sie alle mit einer Hand fest. Einen Augenblick später schleuderte Maximus die Türklappe des Zelts beiseite und ließ einen Windstoß ein, der satt nach Frühlingsregen duftete.
Tavi lächelte über Magnus’ vorausschauendes Handeln. Kein Blatt flog davon. Der alte Kursor war erst vor zwei Tagen verwundet worden, aber er hatte sich nur eine einzige Nacht ausgeruht, nachdem Tribun Foss ihn als diensttauglich entlassen hatte, und obwohl er übel zugerichtet und offensichtlich noch steif war, war er am nächsten Morgen ins Kommandozelt zurückgekehrt.
»Tavi«, sagte Max keuchend, »das musst du dir ansehen. Ich habe dein Pferd holen lassen.«
Tavi zog eine Augenbraue hoch, als Max seinen Vornamen verwendete, und stand auf. »Was ist los?«
»Du musst es selbst sehen«, sagte Max.
Tavi überprüfte die Schnallen seiner Rüstung, um sicherzugehen, dass sie fest saßen, schlang sich den Schwertgurt seines Gladius über die Schulter und folgte Max nach draußen zu den Pferden. Er schwang sich in den Sattel, wartete, bis Max und die beiden Legionares , die gerade Wachdienst hatten, ebenfalls aufgestiegen waren, und bedeutete Antillar voranzureiten.
In den Tagen seit der Landung hatten die Canim und Aleraner sich wohlgeordnet in ihren Lagern eingelebt. Nur ein Stolperstein bot überhaupt Anlass zur Sorge: Der kleine Bach, der den Brunnen im Tal zwischen den beiden aleranischen Lagern speiste, war so tief eingegraben, dass es unmöglich war, ihn so umzuleiten, dass er in Reichweite des Lagers auch nur einer Legion kam. Infolgedessen mussten alle drei Gruppen die Brunnen nutzen, die Tavis Pioniere in den Felsboden des Tals gegraben hatten, und so waren eine Reihe flacher Teiche ungefähr in der Mitte des Canimlagers entstanden.
Bis jetzt hatten sie sich das Wasser ohne ernste Zwischenfälle geteilt – was hieß, dass niemand getötet worden war. Ein Cane und zwei Aleraner waren allerdings verwundet worden. Tavi folgte Maximus zum südlichsten Tor des Canimlagers. Zwei der Wachen aus der Kriegerkaste taten dort Dienst, einer in der scharlachroten und schwarzen Stahlrüstung von Narash, der andere im Mitternachtsblau und Schwarz von Shuar. Der Narashaner hob zum Gruß eine Pfotenhand und rief: »Öffnet dem Gadara des Kriegsführers das Tor.«
Das Tor, das aus Leviathanhaut bestand, die über einen gewaltigen Rahmen aus Leviathanknochen gespannt war, schwang weit auf, und sie ritten in die Wallanlage der Canim.
»Es ist vor zehn Minuten losgegangen«, sagte Max. »Ich habe einem Legionare befohlen, dazubleiben und alles aufzuschreiben, was er hört.«
Tavi blickte stirnrunzelnd geradeaus und hielt nebenbei sein Pferd davon ab, zur Seite zu tänzeln, als sie ins Canimlager gelangten und der Geruch der Wolfskrieger dem Tier in die Nase drang. Vor ihnen war eine Menge zusammengeströmt, und weitere Leute waren auf dem Weg dorthin. Obwohl er auf einem großen Pferd ritt, konnte Tavi über die gereckten Köpfe der Canim vor sich kaum etwas sehen, da die meisten sich zu ihren vollen acht Fuß oder noch höher aufgerichtet hatten, um nach vorn zu spähen.
Das Gedränge wurde zu groß, und Tavi und seine Männer hielten an, während die geknurrten Vokale und grollenden Konsonanten der Canimsprache die Luft ringsum erfüllten. Max versuchte, ihnen wieder einen Weg durch die Menge zu bahnen, aber selbst sein Legionare brüllen kam gegen das wilde, brausende Tosen der Canimmasse nicht an.
Der tiefe, blecherne Ton von Canimhörnern erscholl, und eine kleine Phalanx aus Canimkriegern in roten Rüstungen marschierte behäbig durch die Menge wie Männer,
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