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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Koffer ab.
    Bernard versuchte, seine freundliche Miene beizubehalten, während er den Koffer anhob. Er war noch schwerer, als er befürchtet hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass die Frau auf dem Rücken einen prall gefüllten Rucksack trug.
    Bernard setzte seinen Trolley ab und zog den Schirm der Baseballkappe tiefer in die Stirn, bevor sie ins Bahnhofsgebäude eintraten. Er sah die beiden Polizisten, die diskret neben einer Säule standen und die Eintretenden beobachteten, bevor sie ihn wahrgenommen hatten. Zu dem Jungen gebeugt sagte er: »Was hast du denn da in dem großen Paket, doch nicht etwa ein Skateboard?«
    Die Miene des Jungen hellte sich auf. »Doch, das hat mir Oma heute gekauft, weil ich im Flugzeug …«
    Bernard lächelte den Jungen an, ohne ihm weiter zuzuhören. Sie hatten die beiden Polizisten passiert.
    Eine weitere Hürde könnte sie am Ausgang zu den Bahnsteigen erwarten.
    »Darf ich fragen, wo es hingeht?«
    »Metz!«, antwortete die Frau, die ihre angespannte Miene noch nicht ganz verloren hatte.
    »Einundzwanzig Uhr elf?«
    »Genau.«
    »Oh, das trifft sich gut, dann kann ich Ihnen den Koffer bis zum Zug bringen.«
    Sie durchquerten die zugige Bahnhofshalle. Bernard verspürte ein Kribbeln in der Nase.
    »Bist du so nett«, er hielt dem Jungen den Bügel seines Trolley hin. Sobald dieser die Hand seiner Großmutter losgelassen hatte und danach griff, zog Bernard ein Taschentuch aus der Hosentasche und fing damit einen Nieser auf. »Geht’s?«, fragte er den Jungen, bevor er ein zweites Mal niesen musste.
    »Klar.« Der Junge war aus seiner Lethargie erwacht. Seine Großmutter schien ebenfalls lockerer zu werden, seit die Besitzverhältnisse an den Koffern zwischen ihnen aufgeteilt waren. Bernard überließ ihr die Führung und folgte durch die Unterführung und dann hinauf zum Bahnsteig, wo der Zug bereits eingelaufen war.
    Im ersten freien Abteil stellte Bernard den Koffer zwischen den Bänken neben der Tür ab. Die Frau löste die Gurte des Rucksacks. Er hielt ihn fest, während sie sich die Gurte über die Arme streifte.
    »Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen.«
    »Und ich habe ihm geholfen«, sagte der Junge, während er den Trolley ins Abteil zog und den Karton auf einen der Sitze legte.
    »Ich wünsche gute Fahrt!« Bernard griff nach dem Bügel seines Rollkoffers.
    »Haben wir nicht den gleichen Weg?«, fragte die Frau.
    »Ja, das stimmt.«
    »Möchten Sie uns ein wenig Gesellschaft leisten?« Sie war stehen geblieben und schaute ihn freundlich an.
    »Wenn ich Sie nicht störe?«
    »Ganz und gar nicht.«
    *
    Eric Theis ließ ihnen den Vortritt, als sie den Fahrstuhl verließen. Auf dem Weg zur Werkstatt, wo die Technik erste Ergebnisse hatte, übernahm er wieder die Führung. Gabis Handy klingelte. Sie blieb hinter ihren Kollegen zurück.
    »Es ist im Moment leider ein wenig unpassend, könnten Sie bitte später … ja? … wer?«
    Sie rief den Davoneilenden nach: »Einen Moment, könntet ihr mal kurz … es gibt ein Problem an der Pforte in Trier.«
    »Hat das nicht Zeit bis später?«, fragte Walde ungehalten. Jetzt, da die Technik endlich soweit war, wollte er keine Zeit verlieren.
    Gabi reichte ihm den Hörer: »Bock?«
    »Hallo, Herr Bock, hier an der Pforte sind zwei Herren, die sich nicht abweisen lassen und die Freilassung von Siggi Baumeister und Erich Van Veeteren verlangen.«
    »Sind es Anwälte?«
    »Ich glaube nicht. Ihre Namen sind …« Walde hörte, wie die Gegensprechanlage in der Personenschleuse betätigt wurde. »… sie heißen Kurt Wallander und Guido Brunetti … sie sagen, die Oper der Antikenfestspiele beginne in ein paar Minuten …«
    »Okay, lasst die beiden laufen«, Walde seufzte, »aber Wallander und Brunetti dürfen auf keinen Fall ins Präsidium.«
     
    Die Wagentüren, der Kofferraumdeckel und die Motorhaube des schwarzen Audi standen offen. Die beiden Vordersitze waren ausgebaut.
    »Es gibt so gut wie keine Fingerabdrücke im Wageninnern«, erklärte einer der Techniker. Er sprach Deutsch mit einem Mix aus luxemburgischem und französischem Akzent.
    »Keine Spur ist auch eine Spur«, sagte Gabi. »Dann hat jemand auch keine hinterlassen wollen.«
    »Ich sagte, so gut wie keine.« Der Mann grinste. »Unter der Sonnenblende des Beifahrers haben wir am Lichtschalter einen brauchbaren Abdruck nehmen können.«
    »Es wäre nicht schlecht, wenn wir mit dem aus der Trierer Kurie einen Abgleich machen könnten.« Harry hatte bereits sein Telefon in der

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