Codex Mosel

im Gegenteil, er hat sich besonders für die Praxisnähe bedankt. Übrigens waren unsere beiden italienischen Freunde der Auslöser für die Tarnnamen. Guido Brunetti soll in Palermo arbeiten und Gabis Sizilianer Salvatore Montalbano in Verona.«
    »Aha.« Waldes kurzer Bemerkung war anzuhören, dass er nichts verstanden hatte.
    »Was wäre das ein schönes IPA-Treffen geworden, wenn das mit dem Codex eine Woche später gelaufen wäre.« Gabi starrte weiter auf das Solitärspiel auf ihrem Monitor.
    »Das musst ausgerechnet du sagen«, protestierte Grabbe, der nebenan am Rechner saß. »Du hast jeden Abend und wohl meistens bis in die Nacht gefeiert, einen netten Mann kennen gelernt, hast dich verliebt, was wolltest du denn noch mehr?«
    »Urlaub nehmen.«
    »Aber dann hättest du Salvo doch gar nicht kennen gelernt?«
    »Du mit deiner blöden Bullenlogik.«
    *
     
    »Soll sich der Egbert immer noch melden?«, fragte Walde ins Telefon. Er hatte die Füße auf seinen Schreibtisch gelegt und beobachtete aus dem Bürofenster die Schwalben, die den Turm der Pauluskirche umkreisten.
    Keine Antwort.
    »Gilt der Aufruf noch?«, hakte Walde nach.
    »Herr Kommissar Bock?«
    »Ja?«
    »Also, das tut mir Leid, das mit der Anzeige in der Zeitung, ich hab ja gesehen, welche Mühe sie sich gegeben haben …«
    »… Herr Adams«, unterbrach Walde. »Ich wollte nur wissen, ob sie noch am Codex interessiert sind.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Dann schlage ich vor, Sie stellen einen guten Wein kalt und wir kommen in einer Stunde vorbei.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Genauso, wie ich es gesagt habe, oder kommt es Ihnen in einer Stunde ungelegen?«
    »Nein, nein …«
    »Gut, dann bis später.« Walde legte auf und sah noch eine Weile den Schwalben zu, bis Gabi, Grabbe und Harry ins Zimmer kamen.
    »Wie sollen wir den Codex zurückbringen? Als Prozession oder im Autokorso?«