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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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das nicht Herr Glockner?«
    »Glockner ist tot«, sagte der Professor. »Er ist erdrosselt worden, soweit ich sehen kann, mit einem dünnen Stahldraht, den er noch um den Hals hat. Es kann noch nicht sehr lange her sein.«
    Der Professor war die Ruhe selbst.
    »Was?!«, flüsterte ich. »Ermordet! Er ist ermordet worden?«
    »Es hat ganz den Anschein.«
    »Das kann doch nicht wahr sein! Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Wir sollten Ruhe bewahren«, sagte der Professor.
    »Ruhe bewahren! Müssen wir nicht schleunigst aus dem Haus?! Wir können doch nicht hierbleiben! Was, wenn jemand kommt? Los, komm, wir müssen hier weg!«
    »Ruhig Blut, Valdemar«, sagte der Professor und machte keine Anstalten, sich zu rühren.
    »Ruhig Blut?!«, sagte ich in panischer Angst. »Wie kannman da noch ruhig Blut bewahren? Das wird uns doch wieder in die Schuhe geschoben! Begreifst du das nicht? Dieser Mord wird uns zur Last gelegt werden!«
    »Es ist sehr wichtig, Valdemar, dass wir Ruhe bewahren. Am besten wartest du unten. Ich möchte mich hier noch ein wenig umsehen.«
    »Hast du gesehen, wer das war?«
    »Nein, ich habe ihn so vorgefunden.«
    Ich trat einen Schritt näher und sah den leblosen Körper von Glockner mit dem Siegelring am kleinen Finger.
    »Komm ihm nicht zu nahe«, sagte der Professor und blickte hoch. »Ich kann dir nicht empfehlen, dir die Leiche genauer anzusehen. Ein erwürgter Mann bietet keinen sehr schönen Anblick.«
    »Ich kann es nicht fassen«, ächzte ich verzweifelt.
    »Ich habe hier nichts angerührt, und das sollten wir auch tunlichst vermeiden.«
    »Wer ist zu so etwas fähig?«
    »Jetzt muss rasch gehandelt werden«, sagte der Professor. »Ich habe den Verdacht, dass Färber und Glockner von denselben Tätern überfallen wurden, und außerdem glaube ich, dass sie an derselben Sache interessiert sind wie wir, nämlich daran, den Codex Regius in die Hände zu bekommen. Möglich, dass es Orlepp junior ist, aber es könnte auch jemand sein, den wir nicht kennen. Wer auch immer es ist, er schreckt nicht vor einem Mord zurück. Wir müssen sehr auf der Hut sein, Valdemar, man weiß nie, was in den Köpfen von solchen Mördern vor sich geht. Ich weiß nicht, was Glockner ihm gesagt hat, bevor er erwürgt wurde, aber es würde mich nicht wundern, wenn er die Begegnung mit uns erwähnt hätte.«
    »Meinst du, dass wir auch in Gefahr sind?«
    »Ich glaube nicht«, sagte der Professor, und obwohl er ganz ruhig sprach, um mir meine Angst zu nehmen, spürte ich,wie mir ein Schauder den Rücken hinunterlief. Ich warf rasch einen Blick hinter mich und trat unwillkürlich einen Schritt näher an den Professor heran.
    »Glaubst du, dass der Mörder vielleicht noch im Haus sein könnte?«
    Der Professor richtete sich auf und sah sich in dem Arbeitszimmer um. Er ging zum Schreibtisch, wühlte in losen Papieren und öffnete Schubladen. Er nahm ein Taschentuch in die Hand, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    »Nein, ich denke, er ist fort. Er hat aus Glockner herausbekommen, was er wissen wollte.«
    »Müssen wir nicht die Polizei verständigen?«
    Der Professor zog eine Grimasse. »Das könnte zu spät sein.«
    »Zu spät?«
    »Pass auf, dass du nichts anrührst. Wir sind nie hier drinnen gewesen. Wir müssen alles so hinterlassen, wie es war. Ich habe den Verdacht, dass Glockner seinen Mörder gekannt hat. Es sei denn, man hat ihm gedroht. Auf jeden Fall hat er ihn selbst ins Haus gelassen und hier ins Arbeitszimmer geführt. Der Mörder ist nicht eingebrochen.«
    »Nein, aber wir sind hier eingebrochen.«
    »Das ist richtig, wir sind eingebrochen«, sagte der Professor. »Die Polizei wird aber davon ausgehen, dass das der Mörder war.«
    »Wir müssen zur Polizei gehen und ihnen sagen, wie das alles zusammenhängt«, sagte ich.
    Der Professor schwieg.
    »Wir hatten vor, zur Polizei zu gehen«, erinnerte ich ihn, »das hast du versprochen.«
    »Das weiß ich, aber die Situation hat sich inzwischen etwas geändert, findest du nicht?«
    »Was meinst du damit?«
    »Das musst du doch auch sehen, Valdemar. Wir stehen unter Verdacht, Färber überfallen zu haben, und jetzt stehen wir bei der Leiche von Glockner. Was genau möchtest du der Polizei erzählen?«
    »Die Wahrheit?«
    »Dass wir in dieses Haus eingebrochen sind und Glockners Leiche gefunden haben?«
    »Ja.«
    »Und du denkst, dass sie uns das abnehmen werden?«
    »Das müssen sie tun. Sie müssen uns das

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