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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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glauben.«
    »Sie müssen überhaupt nichts«, sagte der Professor. »Am besten finden sie nie heraus, dass wir hier im Haus waren. Wir können nicht zur Polizei gehen. Nicht jetzt. Nicht sofort.«
    »Das ist ja der reinste Irrsinn! Wie kommen wir da je wieder raus? Was können wir tun? Was sollen wir tun?«
    »Wir müssen mutig und unerschrocken sein, Valdemar, und …«
    »Wie kann man mutig und unerschrocken sein?«, schnaubte ich den Professor an. »Wie kannst du so ruhig sein? Siehst du nicht die Leiche da? Er ist mit einem Stahldraht erdrosselt worden, und du sagst, wir sollen die Ruhe bewahren?!«
    »Es nutzt überhaupt nichts, sich so aufzuführen, Valdemar«, sagte der Professor barsch. »Reiß dich zusammen! Wir müssen herausfinden, was Glockner mit dem Codex Regius gemacht hat, dazu sind wir hierhergekommen. Wir müssen herausfinden, ob er ihn bereits verkauft hat oder noch hier bei sich zu Hause aufbewahrt. Verstanden? Und jetzt lass mich nicht wieder solchen Schwachsinn hören!«
    Der Professor wandte sich wieder dem Schreibtisch zu und zog eine Schublade nach der anderen auf. Die untersten beiden waren verschlossen. Mit einem Brieföffner gelang es ihm, die eine zu öffnen. Er kramte darin herum, fandaber nichts von Belang. Er öffnete die unterste Schublade auf dieselbe Weise und sah hinein.
    »Moment mal«, sagte er.
    »Was?«
    Er nahm ein Blatt heraus, das mit einer Büroklammer an einem Briefumschlag befestigt war. Ein Brief an Glockner auf Deutsch. Als ich versuchte, dem Professor über die Schulter zu gucken, glaubte ich zu sehen, dass er vor einigen Wochen in Reykjavík geschrieben worden war.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Sigmundur?«, sagte der Professor zu sich selbst, und das Erstaunen in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Was für ein Sigmundur?«
    »Ich kenne ihn aus Reykjavík. Noch ein Bibliophiler. Er hat mit Glockner korrespondiert.«
    »Sigmundur?«
    »… und bestätige unseren Termin im Oktober« , las der Professor laut. » Ich werde die genannte Summe dabeihaben und hoffe, dass das Treffen zur vereinbarten Zeit und in der Form stattfinden wird, die wir ausgemacht haben. Mein Klient ist Ihnen außerordentlich dankbar, dass Sie ihn auf dieses Buch aufmerksam gemacht haben, und lässt Ihnen versichern, dass es die Geschäftsbeziehungen zwischen den beiden Firmen festigen und fördern wird. Wie Sie wissen, hat er ein aufrichtiges und reges Interesse an alter isländischer Literatur und verfügt bereits jetzt über eine ansehnliche Sammlung. Mir selbst ist es eine große Ehre, bei dieser geschäftlichen Transaktion Mittelsmann zu sein. Darüber hinaus obliegt mir die Aufgabe sicherzustellen, dass es sich tatsächlich um das bewusste Buch handelt. Wir wollen Ihnen damit nichts unterstellen, Sie verstehen, dass das nur die üblichen Gepflogenheiten sind. Mein Klient lässt Ihnen auch ausrichten, dass diese Transaktion unter Einhaltung äußerster Diskretion vonstattengehen muss.«
    Der Professor las jetzt stumm weiter.
    »Anscheinend haben sie sich hier erst vor kurzem getroffen, vielleicht sogar innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden«, sagte er nachdenklich, nachdem er den Brief zu Ende gelesen hatte. »Sigmundur und Glockner. Der Käufer ist Isländer und lebt in Island, hat wahrscheinlich geschäftliche Kontakte zu Glockner. Er hat den alten Sigmundur nach dem Buch geschickt. Sigmundur wird wohl schon wieder auf dem Heimweg sein.«
    Er nahm den Brief noch einmal in Augenschein.
    »Was steht da?«, fragte er, indem er mir das Schreiben reichte.
    »Wo?«
    »Hier, diese Zahlen, was ist das?«
    Soweit ich sehen konnte, hatte jemand ganz unten auf den Brief von Sigmundur die Zahlen Zwei und Neun gekritzelt.
    »Bedeutet das der zweite Neunte, der zweite September?«, fragte ich.
    »Zwei und neun? Neunundzwanzig? Ist das nicht neunundzwanzig?«
    »Vielleicht.«
    »Was geschieht am Neunundzwanzigsten?«
    »Das mag Gott wissen.«
    »Falls es sich um ein Datum handelt.«
    »Was könnte es sonst sein?«
    »Neunundzwanzig ist eine Primzahl«, sagte ich.
    »Primzahl? Was bedeutet das?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Primzahl?«
    »Hat Glockner das dahin geschrieben?«
    »Es ist nicht Sigmundurs Schrift«, sagte der Professor. »Sie könnte von Glockner stammen.«
    Wir blickten beide zu Glockners Leiche hinüber.
    »Wenn die Mörder ebenfalls hinter dem Buch her sind, hat er ihnen wahrscheinlich von Sigmundur erzählt«, sagte der Professor. »Sie haben Glockner auf dieselbe

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