Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
Vom Netzwerk:
sein.«
    »Das weißt du doch gar nicht!«, sagte ich und packte ihn am Arm. »Lass uns vorne vor dem Haus warten. Wir können doch nicht hier einbrechen!«
    »Du machst, was du willst, Valdemar, aber ich muss da rein«, sagte der Professor und befreite sich aus meinem Griff. »Wenn du hier Wache stehen willst, wäre ich dir sehr dankbar, doch du darfst selbstverständlich tun, was du möchtest.«
    »Wir stecken doch schon tief genug in der Patsche«, stöhnte ich. »Mach es doch bloß nicht noch schlimmer! Bitte!« »Mach dir keine Sorgen, das wird schon alles«, sagte der Professor, und ich beobachtete entsetzt, wie er mit seinem Stock eine Scheibe einschlug. Er hatte ein Taschentuch um den Knauf gebunden, um das Geräusch zu dämpfen, und er ging so fachmännisch vor, dass mir der Gedanke kam, er tue das nicht zum ersten Mal.
    »Du bist wahnsinnig«, sagte ich. »Ich mache nicht mehr mit. Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Ich bin weg. Mach’s gut, ich bin auf dem Weg nach Dänemark!«
    Ich stampfte fuchsteufelswild davon und ließ ihn im Garten zurück. Am Haus vorbei gelangte ich wieder auf die Straße, die ich entlangging, ohne eine Ahnung zu haben, wo ich mich befand und wohin ich gehen sollte. Ich verlangsamte meine Schritte und blickte mich um. Ich wusste überhaupt nicht, wo ich war. Ich war dem Professor wie immer blind gefolgt und hatte nicht darauf geachtet, welchen Weg wir genommen hatten. Genauso wenig wusste ich, was ich tun sollte. Sollte ich mich zum nächsten Polizeirevier begeben und mich stellen? War das nicht das, was der Professor ohnehin tun wollte – allerdings erst, nachdem er dort eingebrochen war? Ich hatte einen ohnmächtigen Zorn auf diesen Mann, der sich immer durchsetzte und nie auf das hörte, was ich sagte, er nahm keine Rücksicht, auf nichts, der verdammte Kerl. Was ich sagte odertat, spielte überhaupt keine Rolle. Weshalb musste er mit mir im Schlepptau auf der Suche nach diesem verdammten Buch durch halb Europa vagabundieren? Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
    Allmählich wurde mir aber klar, dass ich die größte Wut auf mich selbst hatte und auf die Wahrheit, die mir aufgegangen war, nachdem ich den Professor besser kennengelernt hatte. Ich war wütend darüber, was für ein Feigling ich war im Vergleich zur Unerschrockenheit des Professors. Was für ein Schwächling ich war, im Vergleich zu seinem Durchhaltevermögen. Was für ein Nichtskönner im Vergleich zu seiner Kompetenz. Ich weiß, sie war vielleicht nicht erstrebenswert, diese Art von Mut, die dazu gehörte, in ein Haus einzubrechen, aber wenn viel auf dem Spiel stand, musste man bereit sein, Risiken einzugehen, und das war ich nicht. Es bedurfte eines leidenschaftlichen Engagements, um sich solchen Gefahren auszusetzen, wie sie der Professor seit dem Krieg durchlebt hatte, und darüber verfügte ich nicht. Es bedurfte großer Stärke, ein derartiges Geheimnis ganz allein mit sich herumzutragen. Dass der Professor in diesem Konflikt manchmal Niederlagen einstecken musste, zeigte doch nur, dass er auch nur ein Mensch war. Und was war ich selbst? Ein Angsthase, der sich aus dem Staub machte, wenn wirklich etwas auf dem Spiel stand? Wenn der Professor mich am meisten brauchte?
    Ich blieb stehen und verwünschte mich selbst. Dann machte ich kehrt und rannte zurück, bis ich wieder bei Glockners Villa angelangt war. Im Garten hinter dem Haus war der Professor nirgends zu sehen, und ich suchte das Fenster, das er eingeschlagen hatte, um ins Haus zu gelangen. Er hatte die Hand durch das Loch in der Scheibe gesteckt und die Verriegelung geöffnet. Ich brauchte das Fenster nur aufzustoßen, um ins Haus zu gelangen. Ich befand michin einer Küche und traute mich nicht, nach dem Professor zu rufen. Ich trat in einen Gang, wo eine große Standuhr die Sekunden zählte. Zu beiden Seiten befanden sich Türen, und ich öffnete die erste. Es war stockfinster, sodass ich die Hand nicht vor Augen sah, aber dem Geruch nach zu urteilen, befand ich mich in einer Vorratskammer. Ich ging wieder auf den Flur und glaubte, an seinem Ende eine Treppe zu erkennen, die nach oben führte. Ich ging hinauf und gelangte in ein großes Arbeitszimmer.
    Im gedämpften Schein einer kleinen Schreibtischlampe sah ich, wie sich der Professor über einen Mann beugte, und mir kam es so vor, als sei es Glockner. Ein kleiner Tisch war umgekippt.
    »Bist du wieder da?«, fragte der Professor, ohne hochzublicken.
    »Was ist geschehen? Ist

Weitere Kostenlose Bücher