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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Glockner umgebracht haben.«
    »Das liegt doch eigentlich auf der Hand.«
    »Kann sein.«
    »Mir graut davor, ihnen wieder zu begegnen«, sagte ich. »Ich würde am liebsten nie wieder etwas mit ihnen zu tun haben.«
    »Der Umgang mit solchen Leuten ist nie ein Vergnügen«, sagte der Professor.
    »Ja, das stimmt wohl«, sagte ich.
    »Für sie gelten keine anderen Gesetze als die eigenen, und Menschenleben bedeuten ihnen gar nichts. Solche Leute wird es immer geben, und sie werden uns immer Grauen einflößen. Es erfordert Mut, in so einer Situation nicht einfach wegzulaufen. Ihre einzigen Antriebskräfte sind Angst und Wut, und ihre Methoden sind durchweg niederträchtig.«
    »Übernachten die Passagiere, die häufiger mit der Gullfoss fahren, eigentlich immer in den gleichen Kabinen?«, fragte ich.
    »Was meinst du damit?«
    »Du hast gesagt, dass Sigmundur immer in derselben Kabine reist.«
    Der Professor überlegte
    »Das stimmt«, sagte er. »Soweit ich weiß, hat er immer dieselbe Kabine.«
    »Gibt es dafür einen besonderen Grund?«, fragte ich.
    »Möglicherweise«, antwortete der Professor. »Meinst du damit, dass er da in seiner Kajüte etwas versteckt haben könnte?«
    Ich zuckte die Achseln. Er stand auf.
    »Ich werde mal sehen, ob ich den Kerl nicht zur Vernunft bringen kann«, sagte er. »Du wartest hier, es könnte einige Zeit dauern.«
    »Was hast du vor?«
    »Mir fällt schon etwas ein«, sagte der Professor.
    Und mit diesem orakelhaften Ausspruch war er verschwunden. Ich blieb allein zurück und wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Die Hitze in diesem neuen Versteck war mörderisch, deswegen zog ich mir ein paar Sachen aus, legte mich auf das gestapelte Gepäck und war im Handumdrehen eingeschlafen.
    Als ich aufwachte, war der Morgen schon weit fortgeschritten. Vollkommen ausgedörrt und ziemlich steif nach dieser unbequemen Nacht auf den Koffern kroch ich an Deck. Die Gullfoss steuerte den Hafen in Leith an, und der Professor war nirgends zu sehen.
    Ich stand an der Reling und sah zu, wie das Schiff am Pier anlegte. Die Gangway wurde heruntergelassen, und diejenigen, die sich für ein paar Stunden Edinburgh ansehen wollten, strömten von Bord. Ein großer Bus wartete auf sie. Die Hafenarbeiter begannen gleich mit dem Löschen und erneuten Beladen des Schiffs. Ich bemerkte eine Gruppe von Männern in Mänteln, die darauf warteten, an Bord gelassen zu werden. Einige hatten Kameras umhängen. Ich erinnerte mich an das Gespräch, das ich gehört hatte, als der Journalist vom Rathausplatz und Halldór Laxness überdas Deck geschlendert waren. Sie hatten Reporter und eine Pressekonferenz im Rauchsalon erwähnt, zu der diese Leute offensichtlich eingeladen worden waren.
    Ich war völlig ausgehungert, und nach der Nacht in der Nähe des Schornsteins kam ich vor Durst fast um. Deshalb beschloss ich, mich unter die Journalisten zu mischen, um in die erste Klasse zu gelangen. Auf jedem der Tische im Rauchsalon standen Platten mit Kanapees und Karaffen mit alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken. Die vielen Reporter, Journalisten und Fotografen füllten den Salon, darunter auch der Mann vom Rathausplatz, der alles genau aufschrieb, was sich dort abspielte. Während ich Schnittchen in mich hineinstopfte und meinen Durst mit Wasser löschte, wurde Halldór Laxness nach allem Möglichen zwischen Himmel und Erde befragt. Das meiste davon habe ich wieder vergessen. Ich erinnere mich aber, dass er einen hellen, braun gesprenkelten Tweedanzug trug und brillant auf alle Fragen antwortete. Ein Blatt mit seinem Lebenslauf und allgemeinen Informationen über ihn, die vermutlich die isländische Botschaft in London für die englische Presse zusammengestellt hatte, wurde verteilt.
    Ich hörte, wie eine Frau Halldór Laxness fragte, ob er ein country gentleman sei, was ich nicht so richtig begriff, und er wurde auch danach gefragt, wo er seine Garderobe schneidern ließ. Jemand bat darum, den Nobelpreisträger an Deck fotografieren zu dürfen, und Halldór Laxness entsprach diesem Wunsch. Ich versuchte, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten, als der Salon sich leerte.
    Nach kurzer Zeit wurde die Pressekonferenz fortgesetzt. Laxness gab sich witzig und aufgeräumt und wirkte völlig gelassen. Er wurde danach gefragt, wieso er nichts über sich selbst sagen wolle, worauf er antwortete, alles, was zu sagen sei, stünde in seinem Pass. Als einer fragte,worum es in seinen Büchern ginge, empfahl er

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