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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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geht dich einen Scheißdreck an!«, antwortete Sigmundur fuchsteufelswild. »Wo ist der Professor?«
    »Ist das Schmuggelware?«, fragte ich. »Ist das eine doppelte Wand? Was ist passiert?«
    »Passiert? Er ist hier bei mir eingedrungen und hat mich gefesselt! Und hat mir alles Mögliche angedroht, falls ich ihm nicht sage, wo der Codex Regius ist.«
    »Hattest du ihn da drinnen aufbewahrt?«, sagte ich und steckte den Kopf durch die Öffnung in der Wand.
    »Weißt du, wo er ist?«, fragte Sigmundur, ohne auf meine Frage einzugehen.
    »Nein, ich suche ihn selbst, ich habe ihn den ganzen Tag nicht gesehen.
    »Er ist über mich hergefallen.«
    »Und?«
    »Und er hat das Buch genommen«, sagte Sigmundur. »Er hat mir den Codex Regius weggenommen, der verfluchte Hund! Er hat mich gefesselt und mir das Buch gestohlen!« Ich löste ihm erst die Fesseln an den Füßen und anschließenddie an den Händen. Er massierte sich die Handgelenke.
    »Wo ist der Professor?«, fragte er und klang nun etwas ruhiger.
    »Hast du hier Schmuggelware verstaut?«, fragte ich.
    Er sah mich mit resignierter Miene an.
    »Ich kenne einen von der Besatzung«, sagte er. »Er gibt mir diese Kabine, wenn ich sie brauche. Ich bezahle den Steward extra dafür. Er kriegt immer seinen Anteil.«
    »Und der Codex Regius war hier drin?«
    »Ja, er steckte hier in der Wand.«
    »Und der Professor hat ihn jetzt in den Händen!«
    »Ja.«
    »Wo ist er?«
    »Weißt du das nicht?«
    »Nein, ich bin auf der Suche nach ihm. Hat er dir gesagt, was er vorhat?«
    »Nein, nur, dass es jetzt ausgestanden sei.«
    »Ausgestanden?«
    »Ja, die Suche sei zu Ende. Er hatte das Buch ja wieder in der Hand. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte mir vor Freude einen vorgeheult. Dann rannte er hinaus und schloss die Tür hinter sich. Er sagte, er würde später bei mir hereinschauen, wenn ich mich beruhigt hätte. Ist da noch etwas von dem Cognac übrig?«
    Ich reichte ihm die Flasche, und er nahm einen Schluck. »Ich weiß nicht, was der Käufer dazu sagen wird«, stöhnte er. »Der wird alles andere als erfreut sein, dass er mir gestohlen wurde. Er hat dafür bezahlt.«
    »Wann war das? Wann ist er über dich hergefallen?«
    »Irgendwann in der vergangenen Nacht.«
    »In der vergangenen Nacht?!«
    »Ja, ich habe hier stundenlang gefesselt und geknebelt gelegen.«
    Ich trat auf den Gang hinaus und blickte in die Richtung der Kabine von Joachim von Orlepp. Ich hatte keine Ahnung, was aus dem Professor geworden war, und ich befürchtete das Allerschlimmste. Er schien nicht zum Kapitän gegangen zu sein, wie es seine Absicht gewesen war, sobald er den Codex Regius wieder in Händen hätte. In dem Fall wären Joachim von Orlepp und Helmut arretiert und in den Gepäckraum beim Schornstein gebracht worden. Wenn der Professor Sigmundur in der vergangenen Nacht überfallen hatte, war Joachim von Orlepp zu dem Zeitpunkt noch nicht an Bord gewesen. Es war aber nicht auszuschließen, dass der Professor Helmut in die Finger geraten war.
    »Was hast du vor?«, fragte Sigmundur, als ich wieder die Kabine betrat.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
    »Was ist mit diesen Männern, die angeblich hinter mir her sind?«, fragte er, und seine Stimme klang ängstlicher als gestern, als der Professor ihm von ihnen erzählt hatte.
    »Haben sie sich nicht mit dir in Verbindung gesetzt?«
    »Nein.«
    »Sie sind an Bord«, sagte ich. »Du solltest vorsichtig sein, aber ich denke, dass sie das Interesse an dir schnell verlieren, wenn sie erfahren, dass nun der Professor das Buch hat.«
    »Sind sie tatsächlich so gefährlich, wie ihr gesagt habt?«
    »Ja, sie sind sehr gefährlich. Es sind Mörder.«
    »Haben sie wirklich Glockner ermordet?«
    »Ja. Und sie haben auch versucht, einen anderen Deutschen umzubringen, Färber.«
    »Um an den Codex Regius heranzukommen?«
    »Ja.«
    »Ist ihnen das Buch so viel wert?«
    »Ja«, sagte ich. »Ihr Chef hat dem Professor das Buch im Krieg geraubt, aber dann ist es ihm später selbst abhandengekommen.Sein Sohn versucht, es wiederzubekommen, und scheint dabei vor nichts zurückzuschrecken. Er betrachtet es als sein Eigentum. Menschenleben spielen für ihn in diesem Zusammenhang keine Rolle.«
    »Was sind das für Leute?«
    »Verfluchte Wagneriten«, flüsterte ich.
    Sigmundur sah mich verständnislos an und wollte gerade etwas sagen, als ich ihm bedeutete zu schweigen. Ich hörte Schritte draußen auf dem Gang und schloss die Tür. Jemand ging an der Tür

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